Geschichte
Geister vertreiben bis zum Brauchtum
Die Geschichte des Böllerschießens lässt sich bis in das 14./15. Jahrhundert zurück verfolgen, wenngleich belegte Chroniken rar sind (Erstnachweis 1377). Das liegt auch daran, dass das Böllerschießen nicht als eigenständiger Brauch betrachtet werden kann, sondern sich mit vielerlei anderen Traditionen entwickelt hat. Die Idee, mit Schwarzpulver Krach zu machen, dürfte so alt sein wie die Entdeckung des Schwarzpulvers selbst.
Das krachenlassen als Lärmbrauchtum hat eine lange Geschichte, wie zu den Schützen selbst. Mit Entstehen der Feuerwaffen galt das Erscheinen von Blitz und Donner in Menschenhand von Gott gesandt. Insofern wird dem plötzlichen Auftreten von Feuer mit Pulverrauch ehrfürchtig und mit Staunen begegnet. Das ist bis heute auch noch so!
Die älteste erhaltene Handfeuerbüchse stammt aus dem Jahre 1399 und wurde auf der Ruine Tannenberg bei Darmstadt gefunden. Im Lauf kurzer Zeit wurden damals schnell immer größere Geschütze danach gebaut. Die Folge, aus kleinen Rohren und Büchsen wurde geböllert. Somit könnte die Tannenberger Büchse als ein Stück erster geschichtlicher Böller verstanden sein!
Der Lärm diente u.a. zum Vertreiben der bösen Geister, wie es heute noch in der breiten Bevölkerung an Silvester stattfindet. Es diente und dient zur Ehrerweisung, bringt Freude, Trauer oder Gedenken zum Ausdruck. In dieser Form wird es als Brauchtum verstanden.
Brauchtumspflege ist auch das regelmäßige, eben als gleiche Handlungen zu wiederholen. Damit ist dann eine Tradition entstanden und lebt so weiter. Durchaus können die Handlungen dabei dem Zeitgeist angepasst werden- sofern es gut ist und zum Brauchtum selbst passt.
Zwei ältere Hinweise auf früheres Böllerschießen
Einer Sage nach probten die Hornberger (Schwarzwald) solange ihre Böllerschüsse für die Ankunft des Fürsten (wahrscheinlich Eberhard Ludwig 1677-1733), bis ihnen schon vor dem hohen Besuch das Pulver ausging, wodurch sich auch das Sprichwort "das ging aus wie das Hornberger Schießen..." abgeleitet haben könnte. In einem Erlass vom 16. Juli 1696 wird das Böllerschießen bei Strafandrohung wegen seiner Gefährlichkeit in der Markgrafschaft Ansbach verboten.
Des Weiteren gibt es insbesondere aus dem 18. Jahrhundert einige Überlieferungen, wo sich Schützengesellschaften Böllergeräte anfertigen ließen oder dass auf diversen Festivitäten geschossen wurde.
Ebenso hat das Böllerschießen im Salzburger Land eine sehr lange Tradition. Es lässt sich bis ins 14. und 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Das Berchtesgadener Land ist hierfür besonders bekannt. Dort, aus einer Notwendigkeit im Bergbau heraus ein lautstarkes Signal, z.B. vor Sprengungen, geben zu müssen, entstand eine technische Entwicklung, als auch zugleich heimatliches Brauchtum. So wurden zunächst Pistolen oder Gewehre verwendet. Im offenen Umgang mit Sprengpulver stellte sich ein entwickeltes, massiveres Gerät als zweckmäßiger heraus. Der heutige Handböller hat dort seinen Ursprung.
Nur zur Weihnachtszeit sowie in den Raunächten bis zum 6. Januar eng begrenzt, wird von den meisten Bürgern im Ritual geböllert.