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Neues von der ältesten Sportart der Welt

26.02.2020 14:00

Keine andere Mumie ist so gründlich untersucht worden wie der „Ötzi“, der Mann, der im Jahr 1991 am Tisenjoch in den Ötztaler Alpen von Wanderern gefunden wurde. Bekanntlich fiel der etwa fünfzigjährige, zu Lebzeiten 1,60 m große und 50 kg schwere Mann vor ungefähr 5250 Jahren einem Verbrechen zum Opfer, bevor eine Eisdecke sich über ihm schloss. Nun ist klar, dass es sich bei der Schnur, die er bei sich hatte, um eine Bogensehne handelt.

Foto: Südtiroler Archäologiemuseum / So sieht sie aus, die Bogensehne von "Ötzi".
Foto: Südtiroler Archäologiemuseum / So sieht sie aus, die Bogensehne von "Ötzi".

Seine Kleidung und zahlreiche Gegenstände, die er bei sich hatte, sind in gutem Zustand erhalten, geben aber zum Teil nach wie vor Rätsel auf. Klar war, dass er einen noch nicht ganz fertigen Bogen aus Eibenholz und in einem ledernen Köcher 14 Pfeile bei sich trug, von denen zwei mit Feuersteinspitzen und einer Befiederung versehen, also einsatzbereit waren. Sie sind die besterhaltenen neolithischen Pfeile Europas und die ergiebigste Quelle für die Erforschung der Pfeilherstellungstechnologie der Vor- und Frühgeschichte.

Die älteste Bogensehne der Welt

Nun hat ein internationales Forscherteam im Rahmen einer vom Südtiroler Archäologiemuseum beauftragten Studie das Geheimnis um eine ca. zwei Meter lange Schnur gelüftet, die der Gletschermann ebenfalls bei sich hatte: Es handelt sich um die älteste Bogensehne der Welt. Bisher war das Material des Seils vor allem aufgrund seiner bräunlichen Farbe für pflanzlich, nämlich Lindenbast gehalten worden. Aus pflanzlichen Fasern gedrehte Seile sind aber nicht wirklich in der Lage, die Bedingungen einer Bogensehne zu erfüllen: Stabilität und Dehnbarkeit. Die für die aktuelle Studie angestellten Untersuchungen – auch im Labor an einer mikroskopisch kleinen Faserprobe - konnten beweisen, dass die Schnur eindeutig aus den Sehnen einer nichtidentifizierbaren Tierart hergestellt wurde. Ideales Material also für eine Bogensehne.

Klimatische Bedingungen erhalten die Schnur

Prähistorische Bogensehnen gehören zu den seltensten Funden bei archäologischen Ausgrabungen überhaupt. Nur unter den klimatischen Bedingungen, die das Eis am Tisenjoch verursachte, konnte sich die Schnur erhalten. Ihr eines Ende ist mit einem sogenannten Ankerknoten versehen, der sich versuchsweise als geeignet erwies, die Sehne eines 80-Pfund-Bogens zu halten, ohne dass sie verrutschte. Und ihre Länge ist genau ausreichend für Ötzis unfertigen Bogen. Aufgespannt misst die Sehne noch 2 mm im Durchmesser und würde exakt in die Nocken der Pfeile aus dem Köcher passen.

Ein ausführlicher Bericht über die älteste vollständige Bogenausrüstung der Welt steht in der nächsten Ausgabe von „Faszination Bogen“, Erscheinungsdatum: 6. März 2020, erhältlich an jedem Zeitschriftenkiosk in Bahnhöfen und Flughäfen – in Deutschland, Österreich und der Schweiz, oder per online-Bestellung unter www.uvz.de.