Tradition

Königsorden für das Deutsche Schützenmuseum

23.09.2020 11:41

Wie fast überall fiel auch bei der Schützengesellschaft Coburg von 1354 das Königsschießen in diesem Sommer pandemiebedingt ins Wasser. Aber bereits im Januar, als Corona für die meisten noch nicht mehr war als das lateinische Wort für Krone, wurden die Königsorden für 2020 geprägt. Einschmelzen und im nächsten Jahr neu herstellen, wäre eine Option gewesen, oder sie im Schützenhaus als Raritäten in einen der Waffentresore einschließen. Stattdessen wurden sie nun im Rahmen eines kleinen Festaktes dem Deutschen Schützenmuseum auf Schloss Callenberg übergeben.

Rekordschützenkönig Rainer Reißenweber (Mitte, mit der wertvollen Königskette) übergibt die Königsorden 2020 an Museumsleiter Stefan Grus. Rechts Ehrenoberschützenmeister Hans-Herbert Hartan.
Rekordschützenkönig Rainer Reißenweber (Mitte, mit der wertvollen Königskette) übergibt die Königsorden 2020 an Museumsleiter Stefan Grus. Rechts Ehrenoberschützenmeister Hans-Herbert Hartan.

Die eigentliche Coburger Königskette stammt aus dem Jahr 1741 und war der Schützengesellschaft von Herzog Franz Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld gestiftet worden. Der Schützenkönig darf dieses prächtige Rokoko-Kleinod nur zu ganz wenigen besonderen Anlässen tragen, die meiste Zeit des Jahres liegt die Kette in einer Vitrine des Coburger Zimmers im Deutschen Schützenmuseum und wird dort von den Besuchern bestaunt. Zum Königsschmuck gehören seit den 1980er Jahren aber auch die Orden für den König selbst und seine beiden Ritter, also die Zweit- und Drittplatzierten. Die Königsorden sind aus massivem Silber handgearbeitet und gehen in das Eigentum des Königs und der Ritter über. Erstmals sollte in diesem Jahr auch ein silberner Orden für den Jugendschützenkönig ausgegeben werden. Bekanntlich kam alles anders. „Die Covid-19-Pandemie hat viele Veranstaltungen unserer Schützengesellschaft verhindert“, klagte der neue Coburger Oberschützenmeister Stefan Stahl beim Festakt im alten Rosengarten von Schloss Callenberg, „es gab im März schon keine Hauptversammlung, dann kein Sommeranfangsschießen, kein Vogelschießen mit dem dazugehörigen Königsschießen, und wahrscheinlich wird auch das bald anstehende Oktoberfest nicht stattfinden.“ Mit dem Protektor der Schützengesellschaft, Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha, der bekanntlich auch Protektor des Deutschen Schützenbundes ist, habe er die Möglichkeit besprochen, die Königs- und Ritterorden im Deutschen Schützenmuseum aufzubewahren. Nach der Zustimmung durch DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels fand die Übergabe in Anwesenheit des Protektors und einer stattlichen Anzahl von Mitgliedern unter Einhaltung der strengen bayerischen Hygienevorschriften statt.

Die nicht ausgegebenen Königsorden des Jahres 2020 ergänzen nicht nur den Königsschmuck im Coburger Zimmer des Deutschen Schützenmuseums auf Schloss Callenberg, sie haben neben ihrem materiellen auch einen gewissen historischen Wert, indem sie ein abgesagtes Königsschießen dokumentieren und damit eine – durch die Pandemie ausgelöste, hoffentlich vorübergehende – Episode der Zeitgeschichte erzählen.