Deutsches Schützenmuseum

Altes Schützenmuseum

Die Anfänge des alten Deutschen Schützenmuseums 1897

Die Anfänge des alten Deutschen Schützenmuseums lassen sich bis 1897 zurückverfolgen, als Georg Pilipp zum Präsidenten des DSB gewählt und Nürnberg zum ständigen Sitz der Geschäftsstelle bestimmt wurde.

Den Grundstock zur ersten historischen Sammlung des Schützenbundes legte Jakob Frankenbacher. 1903 beschloss der DSB-Gesamtausschusses offiziell die Gründung des Deutschen Schützenmuseums und verankerte es später in der Satzung.

Sitz des Deutschen Schützenmuseums wurde Nürnberg. In einem kleinen Gebäude, das auf dem Gelände des Stadtgrabens lag, war die Unterbringung der ersten Sammlung. Am 26. Mai 1907 war es soweit, dass man, wie die Deutsche Schützenzeitung berichtete, „eine recht hübsche Sammlung eröffnen und zeigen“ konnte.

Die ältesten Exponate stammten aus dem 16. Jahrhundert: Eine Einladung aus Rothenburg o.T an die Schützen in Hammelburg von 1514 und zwei Handschriften aus dieser Zeit über die Büchsenmacherei.

Die Münzsammlung umfasste Objekte vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hauptsächlich aus Sachsen und Mitteldeutschland. Komplett besaß das Deutsche Schützenmuseum die Medaillen und Festzeichen aller Deutscher Bundesschießen von Gotha (1861) bis München (1906). Allein dieser Bestand wäre heute ein Vermögen wert.

Einmalig war auch die Sammlung alter Waffen, die der Amberger Büchsenmacher und Schützenmeister Ignatz Kowar dem Museum überlassen hatte: 30 verschiedene Gewehre, darunter ein Feuerschlossstandrohr aus dem frühen 18. Jahrhundert mit Gabel und Stütze und daumengroßem Kaliber, 15 alte Pistolen und Revolver, sowie Patronen verschiedenster Art, die er selbst seit 1874 geschossen hatte.

In großen Glasschränken waren alle möglichen Erinnerungsstücke an Bundes- und Verbandsschießen untergebracht, Pokale, Becher, Prunkbestecke, Trophäen und Ehrenpreise. Auf der Galerie hingen im Jahr 1907 die Fahnen des Deutschen Schützenbundes, darunter auch das mittlerweile 45 Jahre alte Bundesbanner, und die bei verschiedenen Gelegenheiten von ausländischen Schützen gestifteten Fahnen. Prunkstück war das amerikanische Sternenbanner, das der Schützenverein von Philadelphia 1862 zum Frankfurter Bundesschießen mitgebracht hatte.

Nach dem Ersten Weltkrieg war sowohl im Verband als auch im Deutschen Schützenmuseum ein Neubeginn nötig. Mitte der 20er Jahre Zogen die Bundesgeschäftsstelle, die Deutsche Schützenzeitung und das Schützenmuseum ins „Pickerthaus“ am Albrecht-Dürer-Platz im Herzen von Nürnberg.

Allein aus Mitgliederbeiträgen flossen zwischen 1929 und 1932 20.000 Reichsmark in das Schützenmuseum. 1929 bewilligte die Stadt Nürnberg 70.000 Reichsmark zur Sanierung des Pickerthauses.

Dafür machte die Sammlung auf jeden Besucher, der Anfang bis Mitte der Dreissiger Jahre das Deutsche Schützenmuseum besichtigte, großen Eindruck. Acht Räume standen zur Verfügung, das „Schmuckkästchen“ war der sog. „Rittersaal“ mit Butzenscheiben, wertvollen Gobelins und reicher Deckenmalerei. Lebensgroße Puppen trugen die Uniformen von Landsknechten, Bürgerschützen und Pritschenmeistern. In den verschiedenartigsten Darstellungen waren die Schutzpatrone gewürdigt. Neuerwerbungen oder Spenden waren u.v.a. ein Trichtergewehr aus der Zeit Napoleons, ein japanisches Luntenschlossgewehr oder eine Oktoberfest-Schützenfahne von 1823.

Das Ende des alten Deutschen Schützenmuseums gibt einige Rätsel auf. Auf Veranlassung des Reichssportführers wurde der Deutsche Schützenbund im Herbst 1935, wie alle anderen Sportverbände auch, von den Nationalsozialisten aufgelöst. Daran schloss sich ein „Liqidationsprozess“ an, der von DSB-Präsident Peter Lorenz noch über zweieinhalb Jahre hinausgezögert werden konnte, indem er einen „Verein zur Erhaltung und Weiterführung des Deutschen Schützenmuseums“ gründete.

Die letzten Neuzugänge für das Museum waren allerdings freudloser Natur: Nachdem die „Beflaggungsordnung“ des „Reichsbundes für Leibesübungen (DRL)“ das Zeigen der Flaggen der alten Sportverbände ausdrücklich verboten hatte, wanderten nach und nach die Fahnen der Landesverbände in die Nürnberger Sammlung.

Schließlich nahm sich die Geheime Staatspolizei (Gestapo) der endgültigen Liquidierung an: Im Frühjahr 1938 wurde Peter Lorenz verhaftet und saß für acht bis zehn Tage im Gefängnis. Die Zeit reichte aus, die gesamte Geschäftsstelle und das Museum zu plündern. Am 2. Januar 1945 zerstörte ein verheerender Bombenangriff fast die ganze Nürnberger Altstadt. Wo auch immer sich die Schätze des alten Schützenmuseums befanden, ob enteignet und ausgelagert - etwa im Germanischen Nationalmuseum - oder in Kisten verpackt und versiegelt im Pickerthaus, das meiste ist verbrannt.