Europameisterschaften

KK-EM Breslau: Geis versilbert den Tag

14.09.2022 20:01

Nach EM-Titel und Quotenplatz für Sportpistolen-Schützin Doreen Vennekamp waren die Schnellfeuerpistolen-Athleten gefragt. Und sie lieferten: Oliver Geis wurde in einem dramatischen Wettkampf Vize-Europameister und gewann als Zusatz auch einen DSB-Quotenplatz für Paris 2024. Die Gewehr-Männer enttäuschten nicht, hatten aber mit dem Ausgang nichts zu tun.

Foto: DSB / Die EM-Medaillengewinner mit der Schnellfeuerpistole v.l.: Oliver Geis, Clement Bessaguet und Pavlo Korostylov.
Foto: DSB / Die EM-Medaillengewinner mit der Schnellfeuerpistole v.l.: Oliver Geis, Clement Bessaguet und Pavlo Korostylov.

Geis musste sich im Medaillenmatch dem Franzosen Bessaguet, dem Ukrainer Korostylov und dem Tschechen Strnad auseinandersetzen. Klar war: Der Sieger und Zweite erhalten einen Quotenplatz. Und Geis begann gut, lag nach drei Serien mit elf Treffern vorne. Doch dann begann das Drama. In der vierten Serie traf er nur zweimal und hatte auch noch einen Zeitfehler. D.h. sein letzter Schuss war nicht im erlaubten Zeitrahmen von 4,3 Sekunden, was einen Punkt Abzug bedeutete (Bundestrainer Detlef Glenz: „Ich sah das Drama kommen. Jetzt mach doch mal schneller, habe ich gedacht und bin um Jahre gealtert!“).

Ich wusste, jetzt muss ich liefern und habe die Arschbacken zusammengekniffen!

Oliver Geis nach seinem Zeitfehler in der vierten Serie des Medaillenmatches

Foto: DSB / Die EM in Breslau ist für die DSB-Schützen bislang ein hervorragendes Pflaster.
Foto: DSB / Die EM in Breslau ist für die DSB-Schützen bislang ein hervorragendes Pflaster.

Glücklicherweise konnte der Tscheche diese Chance nicht nutzen, sodass der 31-Jährige aus Oberselters weiter im Rennen blieb. Und wie: Geis schoss die nächsten beiden Serien perfekt – zehn Ringe – und verdrängte den Ukrainer vom sicher geglaubten Quotenplatz. Zwar ging die letzte Serie und damit der EM-Titel mit 4:5 an Bessaguet, doch Geis, Glenz und die deutsche Delegation jubelten lautstark über diesen Coup. Silber ist eine absolute Freude für mich. Ich stand schon vorher bei einer EM auf dem Treppchen (Gold 2015, Anm. d. Red.) und freue mich, dass ich endlich mal wieder international auf dem Treppchen stehe. Die vergangenen Jahre war wegen Corona nicht so viel, in diesem Jahr war ich zwar bei Weltcups im Finale, konnte aber keine Medaille gewinnen. Und das tut natürlich einfach gut“, meinte Geis hinterher. Und zu seinem Fauxpas: „Das kommt davon, wenn man es zu genau machen will. Da ist man ruckzuck drüber und dann brennt erst einmal die Luft. Ich wusste, jetzt muss ich liefern und habe die Arschbacken zusammengekniffen und habe es geschafft, um mich noch hochzukämpfen.“

Im Halbfinale hatte Geis eine bärenstarke Leistung gezeigt und die Konkurrenz mit 18 von 20 möglichen Treffern deutlich distanziert. Teamkollege Florian Peter stand bei seiner ersten Erwachsenen-EM auch gleich im Halbfinale, konnte dort aber mit zwölf Treffern nicht an die Leistung aus der Qualifikation heranreichen: „Im Finale klappt es leider immer noch nicht so ganz. Ich schaffe es einfach nicht, die Technik aus dem Training und dem Vorkampf zu übertragen. Ich denke, es ist die Drucksituation. Aber ich arbeite weiter daran, dass es dann hoffentlich bei der WM klappt.“ Auch Glenz zeigt sich optimistisch mit seinem Youngster: „Florian hat noch nicht die Routine wie die beiden anderen. Er ist noch nicht lange dabei, ist erst 22 Jahre. Ich bin aber frohen Mutes, der kann das!“

Es hätte auch Gold sein können, aber wir haben Silber gewonnen und nicht Gold verloren!

Bundestrainer Detlef Glenz

In der Qualifikation gab es ein ungewohntes Bild: Die Olympiasieger von Tokio und Rio, der Franzose Jean Quiquampoix und Christian Reitz, fanden sich mit 580 bzw. 578 Ringen lediglich auf den Plätzen zehn und 13. wieder und scheiterten somit am „Cut“. „Christians Ergebnis war leider etwas enttäuschend – wir konnten es uns beide nicht so richtig erklären“, sagte Bundestrainer Detlef Glenz, der dafür seine beiden anderen Athleten lobte: „Oli und Florian haben sich mit tollen Ergebnissen (586 Geis, 584 Peters, Anm. d. Red.) für das Finale qualifiziert. Zwei von drei Schützen im Finale, da kann man sich nicht beschweren.“

Im Wettbewerb mit dem Kleinkaliber-Gewehr Dreistellungskampf schlugen sich die deutschen Männer ordentlich. Zwar gelang es Kai Dembeck, Maximilian Dallinger und David Koenders nicht, in dem dichten Teilnehmerfeld an den Top Ten zu schnuppern, doch die Leistungen von 586 (Dembeck, 21. Platz), 585 (Dallinger und Koenders, 28. und 30. Platz) waren ordentlich. So sah es auch Bundestrainer Claus-Dieter Roth: „Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung, die Ergebnisse entsprechen dem, was in der Qualifikation geschossen wurde. Es waren keine Aussetzer nach unten, leider aber auch nicht nach oben. Es fehlen drei, vier Ringe zum Finaleingang – da liegen wir nicht so verkehrt. Insgesamt bin ich zufrieden. Kai, der das erste Mal dabei war, hat seine Sache sehr gut gemacht!“

Das Gewehr-Trio der Frauen, bestehend aus Jolyn Beer, Anna Janßen und Lisa Müller, erledigte die vor der Qualifikation geschaltete Elemination Round souverän mit Ergebnissen von 586 (Beer und Müller) und 590 (Janßen). Hannah Steffen startete außer Konkurrenz und schoss ebenfalls stark (589).

Das deutsche Team in Breslau

Gewehr: Jolyn Beer (Neustadt am Rübengebirge), Anna Janßen (Kevelaer), Lisa Müller (Weingarten), Hannah Steffen (Ohlweiler), Maximilian Dallinger (Haar), Kai Dembeck (Dortmund), David Koenders (Haar), Dennis Welsch (Eschenburg)

Pistole: Monika Karsch (Regensburg), Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Oliver Geis (Bad Camberg), Florian Peter (Obertshausen), Christian Reitz (Regensburg)

Gewehr Nachwuchs: Nele Stark (Güglingen), Larissa Weindorf (Mannheim), Hannah Wehren (Uedem), Finnja Rentmeister (Voerde), Nils Friedmann (Warthausen), Leon Thieser (Mettlach-Saarhölzbach), Simon Bauer (Hofstetten), Benedikt Mockenhaupt (Bovenden)

Pistole Nachwuchs: Vanessa Seeger (Hemmingen), Lydia Vetter (Dresden, beide Sportpistole) Markus Lehner (München), Felix-Luca Hollfoth (Lahnau), Tobias Gsöll (Graben), Evan Dörr (Niederhöchstadt, alle Schnellfeuerpistole)

Weiterführende Links

Weitere News zu "ESC Europameisterschaft"