Europameisterschaften

KK-EM Breslau: Gewehr-Frauen gewinnen Gold

17.09.2022 19:19

Freude pur und große Erleichterung, denn im letzten Wettbewerb der Kleinkaliber-EM in Breslau/POL belohnten sich auch die Gewehrschützen endlich für ihren großen Aufwand: Jolyn Beer, Anna Janßen und Lisa Müller bestiegen nach einem 16:12 im Dreistellungs-Teamwettkampf gegen die Tschechische Republik und einer insgesamt hervorragenden Leistung den EM-Thron.

Foto: DSB / Das Sieger-Trio Jolyn Beer, Anna Janßen und Lisa Müller mit Bundestrainer Claus-Dieter Roth.
Foto: DSB / Das Sieger-Trio Jolyn Beer, Anna Janßen und Lisa Müller mit Bundestrainer Claus-Dieter Roth.

Im Goldfinale setzte Bundestrainer Claus-Dieter Roth auf Beer im Liegend-, Müller im Kniend- und Janßen im Stehend-Anschlag. Und die Aufstellung sollte sich bezahlt machen: Beer lieferte konstant zum Teil sehr hohe Zehnerwertungen (14 Zehner bei 14 Schuss), Müller und Janßen taten es ihr annähernd gleich (nur drei bzw. vier Neunerwertungen). Der Start gelang verheißungsvoll, nach einem 0:2, gingen die nächsten vier Serien an das deutsche Team. Der tschechische Trainer nahm eine Auszeit, die sich auszahlte. Zwar blieb das DSB-Trio konstant gut, aber die Gegnerinnen schossen nun deutlich höhere Wertungen. Als es plötzlich Ausgleich hieß (10:10), nahm Bundestrainer Claus-Dieter Roth und sprach vor allem Müller Mut zu, die etwas zögerlich agierte. „Wir hatten vorher besprochen, dass wir nach drei verlorenen Serien in Folge eine Auszeit nehmen, das habe ich gemacht. Lisa schoss ein wenig zögerlich, das habe ich ihr gesagt. Danach hat sie das erfolgreich umgesetzt.“ Die Führung wurde wieder hergestellt (12:10), doch der Ausgleich musste trotz einer 31,6 wieder hergegeben werden (31,8 bei CZE). Damit war das gegnerische Pulver aber verschossen, die nächsten zwei Wertungen gingen an Beer, Müller und Janßen, die sich danach jubelnd in die Arme fielen. 

Der Tipp war deswegen echt gut!

Lisa Müller lobt Bundestrainer Roth für seinen Tipp, mutiger zu schießen

Foto: DSB / Der Moment des Sieges: Anna Janßen ballt die Faust, nachdem der letzte Finalschuss gefallen ist und die finale Serie an das DSB-Trio ging.
Foto: DSB / Der Moment des Sieges: Anna Janßen ballt die Faust, nachdem der letzte Finalschuss gefallen ist und die finale Serie an das DSB-Trio ging.

„Es ist supercool, es macht im Team einfach mega Spaß mit den beiden Mädels zusammen zu schießen. Das Team gibt uns allen etwas anderes, weil wir die Last nicht alleine tragen müssen, sondern gemeinsam kämpfen“, verriet Müller das Geheimrezept. Janßen sagte: „Eine Medaille war auf jeden Fall unser Ziel. Dass wir Europameister sind, freut uns natürlich sehr. Es ist wichtig, dass wir hier mit einem Erfolgserlebnis rausgehen.“ Und Beer, die im Einzelfinale Achte geworden war, ergänzte: „Das war ein sehr gutes Finale von uns. Wir haben - wie in Korea beim Weltcup - verdient gewonnen. Wir können gut miteinander, jeder ist bereit für den anderen, das Letzte herauszuholen. Nur so kommen so hohe Wertungen zustande.“

Es wäre blöd gewesen, hier mit leeren Händen nach Hause fahren zu müssen!

Anna Janßen zum abschließenden Triumph

Der Weg in das Finale gestaltete sich zunächst souverän in der ersten Qualifikation: 443 Ringe für Beer, 443 Ringe für Müller, 442 Ringe für Janßen zeigte die Ausgeglichenheit auf höchstem Niveau, die in Summe 1328 Ringe und Platz eins mit einem Vorsprung von neun Ringen machte.
Im Duell der besten acht Teams begannen Beer, Janßen und Müller ganz stark: 293 Ringe nach dem Kniend-Anschlag bedeutete Platz zwei, 298 Ringe im Liegendschießen katapultierte das deutsche Team mit drei Ringen Vorsprung in die Führungsposition. Dann missriet jedoch der Start im Stehendschießen: Müller begann mit einer acht und auch Beer unterlief im vierten Schuss diese Wertung. Der Vorsprung schmolz, und Janßen rettete mit ihrem letzten Schuss, einer Neun, Rang zwei. Ringgleich mit den Tschechinnen (einen Innenzehner mehr) und den Norwegerinnen, jedoch mit drei Innenzehnern (46:43) mehr als Letztgenannte,

Heute wird es noch das eine oder andere Kaltgetränk geben!

Jolyn Beer zur Abendgestaltung

Vor den Frauen waren die Männer gefordert. Maximilian Dallinger, Kai Dembeck und David Koenders gingen an den Stand und verließen diesen nach jeweils 15 Schuss kniend, liegend und stehend als Elfte. Zwei Ringe fehlten, um die Runde der besten acht Teams zu erreichen: „Es war bei uns allen mehr drin, bei jedem hat es irgendwo gefehlt. Ich bin enttäuscht, es war mehr drin. Aber es ist, wie es ist. Jetzt heißt es weitertrainieren, und dann geht es zur WM“, analysierte Koenders treffend.

Roth, der am Ende des Jahres ausscheidet und für den es die letzte EM als Bundestrainer war („Es ist eine komische Gefühlslage für mich!“), zog insgesamt ein positives Fazit der Tage von Breslau: „Die Frauen haben insgesamt sehr gut geschossen, die Männer im Dreistellungskampf auch. Über das Liegendschießen der Männer möchte ich mich nicht äußern, das war nicht so toll. Da gibt es Reserven, was das Schießen im Wind angeht. Das wollen wir bei der Vorbereitung auf die WM etwas kitten. Unterm Strich gibt es noch etwas zu tun. Der Höhepunkt ist die WM, und die Mädchen haben gezeigt, zu was sie in der Lage sind.“

Erfreulich: Im Medaillenspiegel, der für die Junioren- und Erwachsenen-Wettkämpfe in Breslau erstellt wurde, rangiert die deutsche Mannschaft auf Platz eins mit sieben Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen.

Das deutsche Team in Breslau

Gewehr: Jolyn Beer (Neustadt am Rübengebirge), Anna Janßen (Kevelaer), Lisa Müller (Weingarten), Hannah Steffen (Ohlweiler), Maximilian Dallinger (Haar), Kai Dembeck (Dortmund), David Koenders (Haar), Dennis Welsch (Eschenburg)

Pistole: Monika Karsch (Regensburg), Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Oliver Geis (Bad Camberg), Florian Peter (Obertshausen), Christian Reitz (Regensburg)

Gewehr Nachwuchs: Nele Stark (Güglingen), Larissa Weindorf (Mannheim), Hannah Wehren (Uedem), Finnja Rentmeister (Voerde), Nils Friedmann (Warthausen), Leon Thieser (Mettlach-Saarhölzbach), Simon Bauer (Hofstetten), Benedikt Mockenhaupt (Bovenden)

Pistole Nachwuchs: Vanessa Seeger (Hemmingen), Lydia Vetter (Dresden, beide Sportpistole) Markus Lehner (München), Felix-Luca Hollfoth (Lahnau), Tobias Gsöll (Graben), Evan Dörr (Niederhöchstadt, alle Schnellfeuerpistole)

Weiterführende Links

Weitere News zu "ESC Europameisterschaft"