Europameisterschaften

KK-EM Breslau: Pistolen-Frauen das Maß der Dinge in Europa

16.09.2022 14:29

Die Pistolen-Frauen haben aus dem Hattrick einen „Quattrick“ gemacht! Zum vierten Mal in Folge gewannen sie den EM-Titel. Monika Karsch, Michelle Skeries und Doreen Vennekamp besiegten in einem dramatischen und kuriosen Finale die Ukraine mit 16:14. „Ich freue mich gigantisch, dass es nochmals Gold geworden ist“, jubelte die überragende Doppel-Europameisterin Vennekamp.

Foto: DSB / Strahlende Europameisterinnen: Monika Karsch, Doreen Vennekamp und Michelle Skeries.
Foto: DSB / Strahlende Europameisterinnen: Monika Karsch, Doreen Vennekamp und Michelle Skeries.

Bereits vor der EM hatte Karsch das klare Ziel formuliert: „Wir wollen unseren Team-Titel verteidigen!“ Das gelang in beeindruckender Manier. Bereits in der Qualifikation war das DSB-Trio nicht zu stoppen, hatte am Ende mit 444 Ringen sechs Ringe Vorsprung auf die Ukraine. Überragend dabei Einzel-Europameisterin Doreen Vennekamp, die alle ihre 15 Schuss in der Zehn platzierte.

Es war sauknapp!

Monika Karsch zum dramatischen Finale

Foto: DSB / Wurden gute Achte im Dreistellungs-Mixed: Anna Janßen und David Koenders.
Foto: DSB / Wurden gute Achte im Dreistellungs-Mixed: Anna Janßen und David Koenders.

Doch im Finale lief es zunächst überhaupt nicht wie gewünscht: Nach einem 1:3 musste die Partie aufgrund eines technischen Problems für ca. 10 Minuten unterbrochen werden (Skeries: „Am Anfang hat die Störung den Fahrtwind rausgenommen, da war es nicht einfach, die Spannung zu halten.“). Die Ukrainerinnen kamen damit deutlich besser zurecht und setzten sich auf 2:10 aus deutscher Sicht ab. Bundestrainerin Claudia Verdicchio-Krause nahm eine Auszeit (Vennekamp: „Die Auszeit von Claudia kam im richtigen Moment, um die anderen ein wenig rauszubringen. Und manchmal hilft es auch nur, dass man ganz kurz lachen muss und ein Push von hinten kommt.“) und redete vor allem Monika Karsch zu, die bis dahin nicht wie gewohnt die Treffer landen konnte: „Ich habe eigentlich die ganze Zeit gut geschossen, nur 49-er und 50-er Serien. Deswegen bin ich mit mir nicht zufrieden, man braucht einfach die Innenzehner“, so die routinierte Schützin.

Doch die Maßnahme zeigte Wirkung: Das DSB-Trio gewann die nächsten Serien 11-7, 11-9, 14-6 und 12-6 und glich aus: „Ich habe ein wenig gemerkt, dass die gegnerische Mannschaft ein wenig an Kraft verloren hat. Und das Anfeuern (vor allem durch Co-Trainer Thomas Karsch, Anm. d. Red.) hat unheimlich viel Motivation gegeben.“ Die Führung gelang jedoch nicht und nach dem erneuten Ausgleich zum 12:12 wurde die Spannung mit den nächsten zwei Serien auf die Spitze getrieben: 11-11 und 10-10 bedeutete das 14:14, sodass die nächste Serie die Entscheidung bringen musste. Und mit einem knappen 8-7 siegten Karsch, Skeries und die formidable Vennekamp, die über das gesamte Finale gesehen einen sagenhaften Schnitt von 4,26 Treffern hatte, auch, weil die ukrainische Schützin Oksana Kovalchuk voraussichtlich aus Kraftgründen die Pistole nicht mehr hochbekam und den letzten Schuss nicht mehr anbringen konnte.

Ich habe ein wenig gemerkt, dass die gegnerische Mannschaft ein wenig an Kraft verloren hat!

Michelle Skeries spürte, dass trotz hohen Rückstandes noch etwas möglich ist

Den deutschen Frauen konnte das nur recht sein: „So ein Finale habe ich noch nicht erlebt. Es war ein hartes Finale, und es ist gigantisch, dass wir das Blatt noch wenden konnten und wir jetzt Europameister sind“, meinte Skeries. Und Karsch ergänzte: „Wir sind verdient Europameister. Egal, welches Format sie uns geben, wir sind in Europa die Nation, die am besten aufgestellt ist. Wir haben sechs Frauen, die 580 schießen können. Und dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man Europameister wird. Den Titel zu verteidigen ist nochmals schöner.“ Die überragende Doppel-Europameisterin Vennekamp zollte den Gegnerinnen und ihrem Team ein Lob: „So spannend und krass habe ich noch kein Finale erlebt. Es war noch nie so schwer wie heute, Europameister zu werden. Aber aufgeben tun wir nie, dafür sind wir Kämpferpersönlichkeiten.“

Heute war ich das Zugpferd, das war aber oftmals ganz anders. Einer geht vor und die anderen ziehen mit!

Doreen Vennekamp zu ihrer Leistung und dem Teamgedanken

Am Ende umarmten sich Karsch, Skeries und Vennekamp. Ein bekanntes Bild, denn in dieser Formation gab es bereits 2017 und 2019 Gold. Karsch und Vennekamp waren auch beim bis dato dritten Titel 2021 (mit Carina Wimmer) dabei.

Gewehrschützen mit guten Ergebnissen im Mixed-Wettbewerb

Im Dreistellungskampf-Mixed zeigten Anna Janßen & David Koenders (877 Ringe) und Jolyn Beer & Kai Dembeck (876 Ringe) eine gute Leistung. Dabei hatten die Teams im zweiten Durchgang deutlich schwierigere Bedingungen, „Jolyn hat eine Weltklasse-Leistung gezeigt“, ordnete Co-Trainer Wolfram Waibel das Geschehen ein. Und im Finale der besten acht Teams blies der Wind noch kräftiger und böiger und machte allen Schützen zu schaffen: „Kniend hat der Anschlag nicht gepasst, der Wind kam ordentlich rein, die Mischung hat es ein bisschen konfus gemacht“, meinte Koenders zu seinem schwierigen Start (91 im Knien). Anschließend steigerte er sich deutlich und war zufrieden: „Bei den Bedingungen war das super!“ Anna Janßen begann besser, musste dann stehend kämpfen und hatte für die letzten fünf Schuss nur fünf Minuten Zeit: „Ich wusste, dass ich nicht so viel Zeit habe, aber ich habe mich aktiv dafür entschieden. Aber 35 Minuten sind bei diesen Bedingungen einfach knapp.“ Obwohl Janßen diese genoss: „Es macht Spaß, ist anspruchsvoller und man lernt deutlich mehr.“

Nach dem Dreistellungskampf Mixed folgte noch der Liegendwettkampf Mixed. Bundestrainer Claus-Dieter Roth schickte Jolyn Beer & David Koenders und Lisa Müller & Maximilian Dallinger ins Rennen. Und abermals schlugen sich die beiden Duos passabel: Beer & Koenders schossen sich mit 619,6 Ringen als Siebte in das Finale, Müller & Dallinger belegten nach schwächerem Beginn von Dallinger mit 615,1 Ringen Platz 15. Dennoch war Roth nicht ganz einverstanden mit dem Abschneiden: „Es ist deutlich Luft nach oben, auch wenn die Bedingungen nicht einfach waren. Die Mädels haben gut geschossen, die Männer etwas geschwächelt, und sobald einer ausfällt, ist das nicht aufzufangen. Es müssen zwei gleichwertige Ergebnisse kommen.“

Am morgigen Abschlusstag der EM ermitteln die Gewehrschützen in den Teamwettkämpfen (Dreistellungskampf) ihre Europameister und Medaillengewinner.

Das deutsche Team in Breslau

Gewehr: Jolyn Beer (Neustadt am Rübengebirge), Anna Janßen (Kevelaer), Lisa Müller (Weingarten), Hannah Steffen (Ohlweiler), Maximilian Dallinger (Haar), Kai Dembeck (Dortmund), David Koenders (Haar), Dennis Welsch (Eschenburg)

Pistole: Monika Karsch (Regensburg), Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Oliver Geis (Bad Camberg), Florian Peter (Obertshausen), Christian Reitz (Regensburg)

Gewehr Nachwuchs: Nele Stark (Güglingen), Larissa Weindorf (Mannheim), Hannah Wehren (Uedem), Finnja Rentmeister (Voerde), Nils Friedmann (Warthausen), Leon Thieser (Mettlach-Saarhölzbach), Simon Bauer (Hofstetten), Benedikt Mockenhaupt (Bovenden)

Pistole Nachwuchs: Vanessa Seeger (Hemmingen), Lydia Vetter (Dresden, beide Sportpistole) Markus Lehner (München), Felix-Luca Hollfoth (Lahnau), Tobias Gsöll (Graben), Evan Dörr (Niederhöchstadt, alle Schnellfeuerpistole)

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