Europameisterschaften

Bogen-EM Essen: Bauer schießt auch im Einzel um Gold

10.05.2024 14:05

Katharina Bauer ist auf dem besten Weg, die „EM-Queen“ von Essen zu werden: Nach ihrem Einzug in das Mixed-Goldfinale mit Florian Unruh zog die Raublingerin auch in das Einzel-Goldfinale, in dem sie am Sonntag auf Zollverein auf die Spanierin Elisa Canales trifft. Mit Charline Schwarz und Katharina Raab überzeugten auch zwei weitere DSB-Frauen mit starken Leistungen und Platzierungen.

Foto: Eckhard Frerichs / Nicht zu stoppen in Essen: Katharina Bauer steht im Goldfinale des Einzels.
Foto: Eckhard Frerichs / Nicht zu stoppen in Essen: Katharina Bauer steht im Goldfinale des Einzels.

Recurve Einzel: Bauer lässt sich nicht aufhalten
Katharina Bauer greift nach dem Einzug in das Mixed-Goldfinale an der Seite von Florian Unruh auch im Einzel nach dem EM-Titel. Die Raublingern zeigte in den vier Matches der Ko-Runde Klasse, Konstanz und Nervenstärke: „Ich bin froh, dass ich die Ausgangslage als Qualifikations-Erste hatte, und so konnte ich mir einige Patzer leisten. Ich habe den Wind ein paar Mal komplett falsch eingeschätzt. Sonst waren die Pfeile echt gut geschossen!“ Nach zwei sicheren Auftaktsiegen ging es im Viertelfinale gegen die Schweizerin Olivia Doigo. Nach vier Passen hieß es 4:4 (28-29, 29-25, 27-25, 23-29), sodass eine fünfte Passe entscheiden musste: 28-27! Im Halbfinale das gleiche Spiel: Frankreichs Lisa Barbelin hieß die Gegnerin, der Verlauf war identisch: 28-27, 28-29, 27-26, 25-29. Abermals behielt die 28-Jährige die Nerven und behielt mit 28-25 die Oberhand. Der Jubel im deutschen Team kannte keine Grenzen, Bauer war überglücklich und bedankte sich beim Bundestrainer: „Es ist ein schönes Gefühl, das zweite Goldfinale erreicht zu haben. Es geht einem viel durch den Kopf, es ist aber nicht mein Goldfinale, sondern für uns alle. Heute hat Oliver (Haidn, Anm. d. Red.) einen großen Teil dazu beigetragen, er hat mich immer wieder beruhigt und in das Hier und Jetzt zurückgeholt. Das hat mir sehr geholfen.“ Im Goldfinale am Sonntag im Stadion auf Zollverein wartet nun mit der Spanierin Elisa Canales, die im vergangenen Jahr Silber bei den European Games gewann, eine Top-Schützin auf Bauer: „Ich erwarte ein cooles Match mit dem spanischen Temperament und der deutschen Wand dahinter.“ Der Leistung von Bauer muss man Respekt zollen, denn der Druck, der auf ihr und den anderen DSB-Teilnehmern lastet, ist enorm: „Aktuell sind alle Tage wichtig, unsere Qualifikation für Paris ist noch nicht abgeschlossen. Jeder Tag und Wettkampf zählt, und deswegen ist viel Anspannung dabei, und ich will zeigen, was ich kann und dass ich es verdient hätte bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Deswegen ist Sonntag für mich persönlich eine super Erfahrung wieder, einen Schritt weiterzukommen und eine bessere Bogenschützin zu werden.“ Und am Ende des kleinen Interviews gesteht die sympathische Blondine: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach EM-Bronze vor zwei Jahren das toppen kann. Es ist schön, dass der Plan aufgeht, Schuss für Schuss zu machen, und ich für meine Entbehrungen belohnt werde.“

Eine Belohnung hätte definitiv auch Charline Schwarz verdient gehabt, denn die dreifache Team-Medaillengewinnerin (Olympia-Bronze 2021, EM-Gold 2022, WM-Gold 2023) schoss stark. Eine von insgesamt zehn Passen schloss sie mit 26 Ringen ab, ansonsten lautete das Resultat mindestens 28 Ringe. Dennoch musste sie sich im Viertelfinale mit 2:6 (26-27, 28-30, 28-27, 28-29) der Italienerin Tatiana Andreoli geschlagen geben, wurde Sechste und sagte: „Ich würde sagen, ich bin sehr zufrieden, aber das wäre gelogen, weil ich verloren habe. Prinzipiell bin ich aber mit den Scores und den Schüssen zufrieden.“

Elisa Tartler, dritte deutsche Starterin mit dem Recurvebogen, verlor ihr 1/16-Finale gegen die Spanierin Uanmunzage 4:6 und wurde 17.

Foto: Eckhard Frerichs / Ließ Pfeile und Haare gekonnt fliegen: Katharina Raab überzeugte im Compound-Einzel.
Foto: Eckhard Frerichs / Ließ Pfeile und Haare gekonnt fliegen: Katharina Raab überzeugte im Compound-Einzel.

Jubel um Katharina Bauer und die deutschen Frauen, Enttäuschung dagegen bei den deutschen Männern. Denn sowohl Florian Unruh als auch Moritz Wieser verabschiedeten sich bereits im 1/16-Finale. Wieser zog gegen den Tschechen Richard Krejci mit 4:6 (28-28, 29-26, 25-27, 25-26, 28-28) den Kürzeren und sagte: „Die Enttäuschung ist schon groß, das Niveau ist in Europa einfach hoch. Es ist ärgerlich, weil ich in den Tagen gut drauf war. Leider habe ich ein paar Fehler gemacht, z.B. falsch angehalten und eine Passe inkonsequent geschossen. Das kann man sich nicht erlauben.“ Und auch Unruh, der vor zwei Jahren noch Vize-Europameister wurde, musste sich mit Platz 17 zufriedengeben. Im Stechen unterlag er dem Ukrainer Oleksii Hunbin mit der schlechteren Neun (28-29, 25-26, 27-26, 26-28, 29-27), auch weil er Probleme hatte: „Ich kam mit dem Licht nicht gut klar und habe zu viele Fehlentscheidungen getroffen. Bei der EM kann vom Erstrunden-Aus bis Goldfinale alles passieren. Mich stört mehr, dass ich heute so schlecht performt habe. Im Prinzip habe ich nur eine gute Passe geschossen, und das ist natürlich zu wenig.“

Compound-Einzel: Raab mit überzeugender Vorstellung auf Platz sieben
Im Compound-Einzel waren mit Katharina Raab und Sebastian Hamdorf nur zwei DSB-Schützen noch im Turnier. Hamdorf unterlag im 1/16-Finale dem an drei gesetzten Türken Emircan Haney mit 142:146 und ärgerte sich danach ein wenig über sich selbst: „Es war eine Passe. Ich wollte erst absetzen, habe ich dann aber nicht gemacht. Es war eine Acht, über die ich mich dann auch danach noch geärgert habe. Schade, weil er heute schlagbar war.“ Insgesamt zog er ein zufriedenes Fazit und lobte überschwänglich die EM-Ausrichter: „Mein Abschneiden ist okay, eine Runde hätte ich gerne noch überstanden. Im Großen und Ganzen ist das eine tolle EM: Es ist für mich mit die beste Veranstaltung, die ich je geschossen habe. Super organisiert!“ Super war auch das Abschneiden von Raab, die sich in den Tagen von Essen in hervorragender Verfassung präsentiert. Nach zwei Erfolgen in der Ko-Phase bedeutete erst die Italienerin Elisa Roner, die anschließend in das EM-Finale zog, Endstation. Mit Platz sieben und ihrer Leistung war die Wertacherin hochzufrieden: „Ich bin sehr zufrieden mit mir, habe schöne Matches geschossen, die Schüsse haben sich gut angefühlt. Ich bin unter den Top Acht, so weit bin ich bisher noch nie gekommen. Ich habe Spaß, es ist eine tolle Atmosphäre, ein tolles Team – es passt einfach alles hier.“

Die Begegnungen mit deutscher Beteiligung

Recurve-Einzel

1/16-Finale
Elisa Tartler vs. Irati Altuna Unamunzaga (ESP) 4:6 (26-28, 26-25, 23-26, 26-25, 25-29)Moritz Wieser vs. Richard Krejci (CZE) 4:6 (28-28, 29-26, 25-27, 25-26, 28-28)
Florian Unruh vs. Oleksii Hunbin (UKR) 5:6 (28-28, 25-26, 27-26, 26-28, 29-27, 9-9)
Katharina Bauer vs. Olha Chebotarenko (UKR) 6:2 (29-26, 26-27, 30-28, 27-26)
Charline Schwarz vs. Denisa Barankova (SVK) 6:0 (29-24, 28-26, 29-23)

1/8-Finale
Katharina Bauer vs. Jindriska Vanke Vaneckova (CZE) 6:0 (25-23, 29-25, 29-26)
Charline Schwarz vs. Madalina Amaistroaie (ROU) 6:0 (28-25, 29-27, 29-27)

1/4-Finale
Katharina Bauer vs. Olivia Doigo (SUI) 6:4 (28-29, 29-25, 27-25, 23-29, 28-27)
Charline Schwarz vs. Tatiana Andreoli (ITA) 6:2 (26-27, 28-30, 28-27, 28-29)

1/2-Finale
Katharina Bauer vs. Lisa Barbelin (FRA) 6:4 (28-27, 28-29, 27-26, 25-29, 28-25)

Compound-Einzel

1/16-Finale
Sebastian Hamdorf vs. Emircan Haney (TUR) 142:146
Katharina Raab vs. Viktoriia Diakova (AUT) 144:141

1/8-Finale
Katharina Raab vs. Alexa Misis Olivares (ESP) 146:144

1/4-Finale
Katharina Raab vs. Elisa Roner (ITA) 143:148

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