Bundesliga

Bundesligafinale Neu-Ulm: Kelheim-Gmünd und Wieckenberg die neuen Titelträger

04.02.2024 09:58

Das Luftpistolenteam SV Kelheim-Gmünd zum fünften Mal, und die Luftgewehrmannschaft SV Wieckenberg mit der Premiere: So endete das spektakuläre Bundesligafinale Sportschießen in der ratiopharm arena in Neu-Ulm. In zwei packenden Matches setzten sich die neuen Champions mit 3:1 bzw. 3:2 gegen den KKS Hambrücken bzw. SV Pfeil Vöhringen durch. Bronze ging an den ESV Weil am Rhein und den ST Hubertus Elsen.

Foto: DSB / Glücksgefühle pur! Monika Karsch herzt ihre Teamkollegin Carina Wimmer nach deren "Meisterschuss".
Foto: DSB / Glücksgefühle pur! Monika Karsch herzt ihre Teamkollegin Carina Wimmer nach deren "Meisterschuss".

Goldfinale Luftgewehr: SV Wieckenberg vs. SV Pfeil Vöhringen 3:2 (1983:1981)
Mit Wieckenberg und Vöhringen standen die zwei Teams im Finale, die es sich über die gesamte Saison verdient hatten: Denn beide gingen aus der Vorrunde als bestes Team im Norden (Wieckenberg 20:2-Punkte) bzw. Süden (Vöhringen 18:4-Punkte) hervor, beide lieferten am ersten Tag des Bundesligafinals die besten Leistungen (Wieckenberg 1990 & 1989 Ringe & Vöhringen 1988 & 1983). Für beide Teams wäre es der erste Titel in der Vereinsgeschichte. Während die Vöhringer 2022 Silber gewannen, waren die Wieckenberger dahingehend noch „blank“.
Wie nicht anders zu erwarten, verlief der Start in die Partie völlig ausgeglichen: Nach der ersten von vier Zehnerserien gab es eine (!) Führung in den fünf Partien, Vöhringens indische Topschützen Elavenil Valarivan führte 100:99 gegen die Schweizerin Chiara Leone. Es blieb auch in der Folge äußerst knapp, die Spannung war trotz des Heidenlärms, den die Zuschauer veranstalteten, mit den Händen zu greifen. Jede Neun – und es gab nicht so viele – wurde mit einem langgezogenen Ahhhhhhhh begleitet. Auffällig war, dass die Wieckenberger – bis auf die Vöhringer „Schnellschützin“ Antonia Back – allesamt schneller schossen als ihre Gegner und diese somit unter Druck setzen konnten. Gut gelang dies vor allem Melissa Ruschel auf Position fünf, die sich einen Vorsprung gegenüber Amelie Anton erarbeiten konnte. Als erster beendete Dennis Welsch nach nicht einmal 25 Minuten seinen Wettkampf. Er stellte seiner Gegnerin Hannah Steffen mit 396 eine harte Aufgabe. Doch Back machte Gleiches mit ihrem Kontrahenten Robin Zissel, der ein 397 vorgesetzt bekam und noch 13 Schüsse abgeben musste. Kathrin Grabowski sorgte für den ersten fixen Wieckenberger Punkt, ihre 396 waren von Anita Mangold nicht mehr zu toppen. Großer Jubel brandete im Vöhringer Lager auf, als Valarivan die perfekte 400 schoss und somit das Spitzenduell mit zwei Ringen Vorsprung gewann. Ruschels 397 an Position waren jedoch auch Extraklasse und bedeuteten die 2:1-Führung für Wieckenberg. Damit lief alles auf das Duell zwischen Welsch und Steffen hinaus. Und als diese ihren drittletzten Schuss in die Neun setzte, war die Entscheidung gefallen und es brachen alle Dämme: Trainer Horst-Dieter Ruschel schossen wie seinen Schützinnen und Schützen die Tränen in die Augen, es gab nur noch ein rot-weißes Wieckenberger Siegerknäuel. Freude pur über den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. „Es ist unglaublich, ich bin überwältigt, einfach schön! Wir haben acht, neun Jahre ein Team aufgebaut, das ist jetzt der Lohn“, sagte Trainer und Macher Horst-Dieter Ruschel. Und Tochter Melissa ergänzte: „Es fehlt sich surreal an, ich habe – wenn ich ehrlich bin – nicht damit gerechnet.“

Chiara Leone vs. Elavenil Valarivan 398:400
Kathrin Grabowski vs. Anita Mangold 396:394
Robin Zissel vs. Antonia Back 396:397
Dennis Welsch vs. Hannah Steffen 396:395
Melissa Ruschel vs. Amelie Anton 397:395

Goldfinale: SV Kelheim-Gmünd vs. KKS Hambrücken 3:1 (1884:1876)
Routine vs. Sturm und Drang, Titelverteidiger vs. Final-Neuling. Das waren die Vorzeichen vor dem Goldfinale, dem letzten Match in der Pistolen-Konkurrenz, zwischen dem SV Kelheim-Gmünd und dem KKS Hambrücken. Während sich die Kelheimer relativ souverän für das finale Match qualifiziert hatten, mussten die Hambrücker im Halbfinale ein Herschlag-Stechen gegen Weil am Rhein überstehen. Beide Teams konnte in den Semifinals mit 1900 (Kelheim) bzw. 1891 (Hambrücken) Ringen die Tagesbestwerte erzielen und standen somit völlig zu Recht im Finale.
Der Start in das Match war jedoch bei allen zehn Finalschützen schwierig: Viele Neuner- und gar Achterwertungen prägten die Anfangsphase, die Nervosität war greifbar. So waren die 96 Ringe von Simon Weiss auf der Position drei für Kelheim das höchste Ergebnis nach der ersten Serie. Selbst in der Spitzenpartie mit Robin Walter für Hambrücken und dem Schweizer Jason Solari für Kelheim-Gmünd lief es „zäh“. Die beiden 24-jährige Athleten, die bei der WM 2023 in Baku Quotenplätze für ihr Land gewonnen hatten, starteten mit 95 bzw. 94 Ringen. Nach der Hälfte des Wettkampfes lagen die Titelverteidiger auf den Positionen zwei (+3), drei (+3) in Front, Hambrücken hatte Vorteile auf der eins (+3) und der fünf (+3) – Spannung für die zweite Hälfte war somit vorprogrammiert. Solari beendete als Erster seinen Wettkampf und kam auf 385 Ringe, ein gutes Ergebnis, der letzte Schuss (8,9) konnte aber noch teuer werden. Es blieb hochdramatisch, die Hochrechnungen lauteten weiterhin unentschieden, vor allem auf den drei mittleren Positionen gab es keinerlei Tendenzen. Der erste Punkte ging dann in der Tat an Hambrücken, Walter behielt die Nerven und rettete mit einer 10,0 einen Punkt Vorsprung vor Solari ins Ziel. Auf Position zwei hieß es Unentschieden zwischen Philipp Grimm und Eduard Baumeister – es könnte also noch zu einem möglichen Stechen kommen. Simon Weiss sorgte für den Kelheimer Ausgleich, die Entscheidung fiel auf den hinteren zwei Positionen. Teresa Walther (367) und Marco Wussler (372) hatten vorgelegt, Monika Karsch und Carina Wimmer waren gefordert und als letztes am Stand. Karsch zitterte sich zum Sieg, dann fieberten alle in der Halle mit Wimmer. Sie musste eine Zehn liefern, und die lieferte sie (10,3) und hatte damit exakt einen Ring Vorsprung vor ihrem Kontrahenten Marco Wussler. Im Anschluss sagte Wimmer: „Ich muss meinen Puls erst einmal herunterbekommen. Ich musste am Ende diverse Male absetzen und bin überglücklich, dass der letzte Schuss in die Mitte ging.“ Erfolgstrainer Tobias Piechaczek war hochzufrieden: „Titel verteidigt, was will man mehr! Ich habe nicht unbedingt erwartet, dass es auf den letzten Schuss ankommt, aber es ging von Beginn an hin und her. Es war ein wunderschöner Fight, den wir uns geliefert haben, es war ein mentaler Kampf und Chapeau an alle da vorne an der Schießlinie.“ Für Kelheim-Gmünd war es nach 2009, 2015, 2017 und 2023 der fünfte Titel in der Vereinsgeschichte.

Foto: DSB / Der große Sieger mit dem Luftgewehr: der SV Wieckenberg.
Foto: DSB / Der große Sieger mit dem Luftgewehr: der SV Wieckenberg.

Jason Solari vs. Robin Walter 385:386
Philipp Grimm vs. Eduard Baumeister 380:380
Simon Weiss vs. Hugo Fries 377:371
Monika Karsch vs. Teresa Walter 369:367
Carina Wimmer vs. Marco Wussler 373:372

Bronzefinale Luftgewehr: ST Hubertus Elsen vs. SSV Kronau 3:2 (1977:1973)
Von der Statistik her waren die Westfalen klarer Favorit: Viermal konnten die Elsener bereits den Bundesligatitel gewinnen, hatten zuletzt 2019 und 2020 jeweils Silber um den Hals hängen. Kronau war dahingehend noch blank, nahm nach 2023 erst zum zweiten Mal am Bundesligafinale teil. Am ersten Finaltag hatten beide für Schnappatmung bei ihren Anhängern gesorgt: Elsen unterlag im dramatischen Stechen gegen Vöhringen, Kronau hatte im Viertelfinale – ebenfalls im Stechen – Titelverteidiger Kevelaer ausgeschaltet.
Nun ging es um Bronze, und beide Teams waren zu Beginn nahezu ringgleich. Den deutlichsten Vorsprung nach der ersten Serie hatte Nele Stark auf Position zwei gegen Linea Schnerr inne (100:98), die diesen noch ausbaute, da sie weiterhin makellos blieb. Dafür schien Denise Palberg auf Position drei für Elsen zu punkten. Alle anderen Duelle waren nach jeweils 20 Schüssen hart umkämpft und maximal einen Ring auseinander. Die 1:0-Führung für Kronau erzielte Larissa Wegner an Position eins, deren 397 Ringe von Konkurrent Istvan Peni nicht mehr einzuholen waren. Doch der Konter der Elsener kam prompt und in doppelter Form: Bastian Blos und Nadine Hochgeschurz setzten sich auf den Positionen vier und fünf durch, ehe Nele Stark auf Position für Kronau ausgleichen konnte. Somit musste die Entscheidung auf Position drei zwischen der Schwedin Hannah Göransson und Palberg fallen. Und die DSB-Kaderschützin setzte sich mit einem Vorsprung von zwei Ringen durch und ließ ihre Mannschaft jubeln. "Für mich zählt die Bronzemedaille richtig, richtig viel, zumal wir im vergangenen Jahr Vierter wurden, und es wäre schade gewesen, zweimal in Folge die Holzmedaille abzugreifen. Und für mich persönlich war es ein Wiedereinstieg in die Saison, und ich hätte niemals gedacht, dass das dabei herauskommt. Ich bin sehr zufrieden", sagte Palberg im Anschluss.

Istvan Peni vs. Larissa Wegner 396:397
Linea Schneider vs. Nele Stark 396:398
Denise Palberg vs. Hannah Göransson 394:392
Bastian Blos vs. Colin Fix 397:395
Nadine Hochgeschurz vs. Lana Wurster 394:391

Bronzefinale Luftpistole: SGi Waldenburg vs. ESV Weil am Rhein 2:3 (1886:1873)
Beide Teams hatten in den vergangenen Jahren schon Medaillen bzw. gar den Titel gewonnen. Waldenburg siegte vor zwei Jahren, Weil am Rhein war die beiden vergangenen Jahre Vizemeister. Die besseren Aussichten auf die Bronzemedaille verschafften sich zunächst die Waldenburger: Spitzenschützin Doreen Vennekamp startete mit 99 Ringen, Teamkollegin Svenja Berge auf Position fünf agierte mit 97 Ringen nur wenig schwächer. Und da sich auch Camille Jedrzejewski auf Position zwei nach der ersten Serie einen Vorsprung von drei Ringen gegenüber Konkurrent Patrick Meyer erarbeitet hatte, sprach in diesem frühen Stadium viel für die Waldenburger. Und auch in der Folge war die Hochrechnung pro Waldenburg, wobei es enger wurde: Vennekamp, Florian Peter und Berge wurden die Punkte gutgeschrieben, für Weil am Rhein sprach die Wahrscheinlichkeit für Meyer und Michael Bittner, der nach schwachem Beginn eine starke 99 in Runde drei folgen ließ. Als erster Schütze beendete Schnellfeuer-Spezialist Florian Peter seinen Wettkampf und gab Konkurrent Pavel Svetlik, ringgleich nach drei Serien, 375 Ringe als Vorgabe, die dieser später mit zwei Ringen mehr löste. Da es in vier Begegnungen „klare“ Verhältnisse gab, fiel die Entscheidung letztlich auf Position eins mit dem letzten Schuss: Michael Schwald musste eine Zehn zum Sieg seiner Weiler schießen, und das schaffte der Kaderathlet in beeindruckender Manier (10,6). Sein Team drehte auf den letzten Metern die Begegnung und gewann die dritte Medaille beim Bundesligafinale in Serie. „Ich war mir nicht zu 100 Prozent sicher, ob es auf meinen letzten Schuss ankommt, aber ich habe mich voll reingekniet. Wir kommen mit einer Medaille raus, das ist besser, als man es sich wünschen kann“, zeigte sich Michael Schwald glücklich.

Doreen Vennekamp vs. Michael Schwald 383:384
Camille Jedrzejewski vs. Patrick Meyer 376:379
Florian Peter vs. Pavel Svetlik 375:377
Tobias Backes vs. Michael Bittner 374:371
Svenja Berge vs. Sylvain Garconnot 378:362

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