Europameisterschaften
EM 25m, 50m, 300m & Flinte Châteauroux: Doppel-Interview mit Europameistern
Bei der Europameisterschaft in Chateauroux/FRA waren die DSB-Schützen äußerst erfolgreich. Insgesamt gewann das Team 22 Medaillen. Herausragend waren dabei sicherlich die Titelgewinne von Kathrin Murche (Trap, Elsnig-Mockritz) und Florian Peter (Schnellfeuerpistole, Obertshausen) in zwei olympischen Disziplinen. Wie das Duo den Triumph erlebt hat und damit umgeht, verrät es im Interview.

Europameister, wie klingt das?
Murche: „Surreal!“
Peter: „Europameister hört sich schon ziemlich cool an, muss ich gestehen.“
Welche Reaktionen gab es auf diesen Coup von euch? Wer war der prominenteste Gratulant, wer hat alles gratuliert?
Murche: „Nicht nur Familie und Freunde haben sich bei mir gemeldet. Mich haben durch meine Präsenz auf Social Media unzählige Nachrichten und Kommentare erreicht! Ich glaube, dass es eine Weile dauern wird, bis ich auf alles geantwortet habe. Viele haben mir auch geschrieben, dass sie das Finale mit ihren Kindern geschaut haben und diese nun auch zum Flintenschießen kommen wollen. Die Resonanz hat mich völlig erschlagen, aber das macht mich unglaublich stolz! Dass ich so viele Menschen mit meinem Leben und diesem wunderschönen Sport bewegen kann, ist einfach etwas ganz Besonderes. Der berühmteste Gratulant war dabei sicherlich Jessica Rossi (u.a. Olympiasiegerin 2012, Anm. d. Red.), da war ich schon sehr erstaunt, als ich die Nachricht auf Instagram gelesen habe. Sie ist sicherlich für viele Flintenschützen ein Vorbild!“
Peter: „Ich habe aus dem Bekanntenkreis viele Nachrichten bekommen, die mir alle gratuliert haben. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Und der prominenteste Gratulant war mein Bürgermeister.“
War der gesamte Wettkampf - vom ersten Qualifikations- bis zum letzten Finalschuss – so, wie ihr euch das vorgestellt habt?
Murche: „Auch wenn ich davon geträumt habe, hätte ich mir vorher nicht vorstellen können, dass ich Europameister werde. Also würde ich sagen, war der Wettkampf sogar besser als ich es mir vorgestellt hatte.“
Peter: „Ich glaube, den perfekten Wettkampf, wie man ihn sich in Kopf vorstellt, wird man nie schießen, aber es ist schon sehr viel so gelaufen, wie Detlef (Glenz, Bundestrainer – Anm. d. Red.) und ich das vorher geplant haben.“

Wann war euch bewusst: Jetzt kann es Gold werden?
Murche: „Tatsächlich wurde es mir erst bewusst, als es wirklich passiert war. Als wir in der Reporting Time Area standen, hatte ich sogar noch gehofft, dass ich nicht als Erste aus dem Finale ausscheide, nachdem ich darüber nachgedacht hatte, wer mit mir das Finale absolviert. Immerhin stand da die absolute Weltelite auf dem Platz.“
Peter: „Als wir noch zu Viert im Finale waren. Da ist mir klar geworden, dass es für Gold reichen könnte, wenn es bei mir so gut weitergeht.“
War es ein Vorteil, dass ihr den Stand und die Gegebenheiten vor Ort aufgrund eures olympischen Auftritts bereits kanntet?
Murche: „Der Stand ist ehrlich gesagt ein absoluter „Labor-Stand“, es gibt nahezu keine Besonderheiten, auf die zu achten sind. Deswegen habe ich da eher eine neutrale Meinung zu. Der einzige echte Gegner, den ich in diesen Tagen hatte, war ich selbst!“
Peter: „Das war auf jeden Fall ein Vorteil. Man weiß, wie sich der Stand schießen lässt und kann sich dann besser darauf einstellen.“
Hand aufs Herz! Gab es einen Moment, in dem ihr dachtet: Das hätte ich gerne letztes Jahr bei Olympia so gemacht!
Murche: „Ehrlich gesagt, nein! Ich bin mit beiden Ergebnissen völlig zufrieden, auch wenn es bei den Olympischen Spielen nicht für den Einzug ins Finale gereicht hat, habe ich gut geschossen. Bei der EM hätte das Ergebnis von den Olympischen Spielen sogar für das Shoot-off fürs Finale gereicht. Allerdings hätte ich gerne etwas anderes bei Olympia dabeigehabt: Das Team! Es hat mich völlig überwältigt, wie riesig die Freude im gesamten Team war! Bei jedem Treffer haben alle den gesamten Stand zusammengebrüllt, und das hat mich sehr gepusht! Ich musste sogar während des Finals ab und zu darüber schmunzeln. Außerdem war das für uns alle ein sehr emotionaler Moment, es flossen nicht nur bei mir Freudentränen, und ich denke, dass ist das, was uns als Trap-Nationalmannschaft ausmacht! Diesen Rückhalt, den Zusammenhalt und diese Liebe hätte ich gerne bei Olympia gehabt!“
Peter: „Tatsächlich nicht. Ich bin mit meinem Olympia-Wettkampf größtenteils zufrieden und konnte durch die Fehler, die ich dort gemacht habe, sehr viel lernen. Und davon habe ich dann bei der Europameisterschaft profitiert.“
Kathy, es fällt auf, dass du bei den Großereignissen voll da bist: WM-Bronze 2023, EM-Silber 2024 und nun EM-Gold 2025. Wie erklärst du dir das?
Murche: „Das frage ich mich auch. Herrn Möller (Bundestrainer Uwe Möller, Anm. d. Red.) ist das bereits letztes Jahr aufgefallen. Ehrlich gesagt bin ich bei diesen Wettkämpfen extrem aufgeregt. „Der Stift malt schon“, würde Herr Möller jetzt sagen. Vielleicht bin ich dadurch fokussierter, allerdings hat es bei den beiden Ranglisten in diesem Jahr auch mit weniger Aufregung gut funktioniert. Vielleicht ist das auch Zufall.“
Florian, vor der letzten Finalserie hast du ein Dauergrinsen im Gesicht gehabt. Weil du wusstest, jetzt mache ich den Titel mit fünf Treffern klar oder warum?
Peter: „Als ich gesehen habe, dass ich fünf Treffer für den Sieg brauche, ging mir nur der Gedanke durch den Kopf, dass ich auf keinen Fall stechen werde. Entweder schieße ich fünf Treffer, oder ich schieße drei mit einem Zeitfehler. Eine "sichere Vier" war in dem Moment keine Option. Deswegen musste ich dann grinsen.“
Ihr wart bereits vorher sehr erfolgreiche Sportler mit Olympia-Teilnahme sowie Medaillen bei WM und EM. Welche Bedeutung hat dieser EM-Titel für euch?
Murche: „Ich liebe diesen Sport so sehr, weil er eben so wechselhaft ist. Man kann nie etwas planen und so, wie man es sich vorstellt, kommt es sowieso nie! Dieser Titel, ist natürlich der größte Erfolg meiner bisherigen Karriere, dementsprechend emotional habe ich auch darauf reagiert! Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich diese Medaille mehr genießen kann, da ich mich nicht unmittelbar auf den nächsten Höhepunkt vorbereiten muss, so wie es letztes Jahr mit Olympia war.“
Peter: „Dieser Titel bedeutet mir sehr viel, weil die anderen Athleten auch richtig gut waren. An diesem Tag hätte jeder in den Top 4 das Potenzial gehabt, Europameister zu werden. Und sich da dann durchzusetzen, macht den Titel für mich mehr wert.“
Gibt euch dieser Titelgewinn Rückenwind für die Weltmeisterschaften, die in diesem Jahr noch anstehen?
Murche: „Die WM wird ein neuer Wettkampf, auf den ich mich genauso professionell vorbereiten muss und werde. Sicherlich gibt das etwas Selbstvertrauen, aber ich denke, der Stift wird genauso malen wie zur EM.“
Peter: „Es motiviert mich auf jeden Fall. Aber ich darf auch nicht vergessen, dass die anderen auch weiter hart trainieren werden, um bei der WM in Topform zu sein. Einfacher wird die WM auf keinen Fall.“
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