Weltmeisterschaften
Bogen-WM Berlin: Recurve-Frauen im WM-Halbfinale
Emotionen, Freudentränen und Jubel auf dem Maifeld bei der Bogen-WM in Berlin: Das deutsche Frauen-Trio Katharina Bauer, Michelle Kroppen und Charline Schwarz zog mit einem 5:3-Sieg (50-48, 52-52, 51-53, 54-51) über die USA in das WM-Halbfinale ein und hat damit beste Aussichten, einen Team-Quotenplatz für die Olympischen Spiele in Paris 2024 zu gewinnen.
Für den Gewinn des Team-Quotenplatzes ist – anders als bisher berichtet – der Gewinn einer WM-Medaille zwingend erforderlich. Sollte Olympia-Ausrichter Frankreich eine Medaille gewinnen, würde der dritte Team-Quotenplatz von Berlin im „Last Qualifier“ im nächsten Jahr ausgeschossen.
„Ich bin sprachlos. Dass es so läuft, ist natürlich großartig: Wir stehen im WM-Halbfinale. Ich freue mich riesig und bin mächtig stolz auf unsere Mannschaft.“ Bundestrainer Oliver Haidn war wie alle Beteiligten begeistert vom Auftritt seiner Recurve-Frauen. Die zeigten im Viertelfinale gegen die US-Girls Nerven aus Stahl und schossen nach dem 3:3-Ausgleich ihre beste Passe. Michelle Kroppen war es vorbehalten, den Sieg perfekt zu machen – standesgemäß mit einer Zehn: „Wir haben uns gesagt, auch wenn es hektischer und lauter wurde, ruhig zu bleiben und uns nur auf uns zu konzentrieren. Wir wollten unser Ding machen: Michelles letzter Pfeil war wundervoll, der ging in die Zehn“, gab Katharina Bauer den Plan des Trios danach bekannt. Nach der Zehn brachen alle Dämme: Die Schützinnen herzten sich, Trainer Marc Dellenbach und Bundestrainer Oliver Haidn wurden ebenso innig umarmt wie kurze Zeit später die Französinnen. Denn die hatten zeitgleich Indonesien bezwungen und damit das scheinbare Glück perfekt gemacht: denn alle dachten, dass der Halbfinaleinzug gleichbedeutend mit dem Team-Quotenplatz sei.
Und dieser ist das Ziel aller Nationen. Denn damit ist das maximale Kontingent an Schützen bei Olympia dabei. Und deswegen gab Kroppen zu: „Es ist ein gutes Stück Druck abgefallen, aber ich glaube fest daran, dass wir Weltmeister werden können.“ Im Halbfinale warten nun die Mexikanerinnen, die sich souverän gegen China durchsetzten und einen bärenstarken Eindruck hinterließen. Das zweite Semifinale bestreiten mit Frankreich und Niederlande überraschenderweise zwei weitere europäische Nationen. Südkorea, der turmhohe Favorit, war sensationell bereits im Achtelfinale an Indonesien gescheitert, was Charline Schwarz folgendermaßen kommentierte: „Das ist Bogenschießen! Manchmal langt es halt nicht! Auch die Koreanerinnen sind schlagbar.“
Die erst 22-jährige Schwarz ist das Küken im Team, aber bereits mit Olympia-Bronze und EM-Gold dekoriert. Nun möchte sie eine weitere Medaille bei einem internationalen Großereignis holen, da macht sie keinen Hehl raus: „Ich mache das ja auch, um Medaillen zu gewinnen. Der Fokus liegt weiterhin auf den Medaillen, wie vorher auch!“
Den hätten auch gerne die deutschen Männer gewonnen. Knapp 100 Meter trennten die beiden deutschen Teams auf dem Maifeld und doch war die Gefühlslage meilenweit auseinander. Maximilian Weckmüller, Moritz Wieser und Florian Unruh hatten sich als Qualifikations-Vierte eine hervorragende Ausgangsposition verschafft, konnten diese aber nicht ummünzen. Gegen Indonesien verlor das Trio 3:5 (53-53, 54-52, 54-56, 51-52) und war danach geknickt. Bundestrainer Oliver Haidn brachte seine Enttäuschung zum Ausdruck: „Ich bin sehr enttäuscht, das tut weh! Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon einmal in der WM-Geschichte so eine gute Ausgangsposition hatten.“ Auch Kapitän Maximilian Weckmüller hatte einen anderen Ausgang vor Augen: „Wir hatten uns etwas ganz anderes vorgenommen, zumal wir eine gute Ausgangsposition hatten. Es waren schwierige Bedingungen, und es war schwierig die Informationen untereinander weiterzugeben. Es ist schade, dass die letzte Passe mit einem Ring verloren ging.“
Während die Frauen mit dem Team-Quotenplatz in Paris das Maximum stellen würden, sind die Männer aktuell noch mit einem Quotenplatz dabei, sodass bereits vier von fünf möglichen olympischen Wettbewerben abgedeckt wären (Einzel Frauen & Männer, Team Frauen, Mixed). Für den Team-Quotenplatz bieten sich den Männern aber noch Möglichkeiten, sodass Weckmüller abschließend meint: „Die Situation tut nicht so weh, wie vor vier Jahren, weil es noch mehr Chancen auf die Team-Quotenplätze gibt. Wir haben ein starkes Team, und es geht einfach darum, die Fehler zu minimieren.“
Bei den Männern stehen Südkorea, Italien, die Türkei und Japan im Halbfinale.
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