Bundesliga

Bundesligafinale Sportschießen: Waldenburg und Kevelaer triumphieren

06.02.2022 14:47

Das Bundesligafinale Sportschießen auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück ist Geschichte und brachte zwei historische Sieger: Die SSG Kevelaer gewann nach einem hochklassigen 3:1 (1988:1986) gegen den SV Pfeil Vöhringen als erstes Gewehr-Team zum dritten Mal in Folge den Titel, die SGi Waldenburg sicherte sich mit einem dramatischen 3:2-Finalsieg (1886:1884) gegen den ESV Weil am Rhein den bereits achten Titelgewinn, der erst mit dem zweiten Stechschuss sichergestellt wurde. Bronze ging an die SB Freiheit I und den SV GK Hannover.

Foto: DSB / Die SSG Kevelaer schrieb Bundesligageschichte mit dem dritten Luftgewehr-Titel in Serie.
Foto: DSB / Die SSG Kevelaer schrieb Bundesligageschichte mit dem dritten Luftgewehr-Titel in Serie.

Luftpistole: Waldenburg mit zweitem Stechschuss Deutscher Meister

Der SGi Waldenburg hat in einem hochdramatischen Finale den Deutschen Meistertitel 2022 gewonnen: 3:2 (1886:1884) hieß es im Goldfinale gegen den ESV Weil am Rhein, der entscheidende Punkt wurde erst mit dem zweiten Stechschuss zwischen Tobias Backes und Pavel Svetlik klargemacht. Anschließend kannte der Jubel bei den Waldenburgern, die nach ihrem letzten Titelgewinn aus 2014 bereits zum achten Mal den Titel gewinnen konnten, keine Grenzen.

Wer kam mit dem Titel-Druck besser zurecht? Der souveräne Südmeister aus Weil am Rhein oder der Herausforderer, der Rekordmeister SGi Waldenburg? Klare Vorteile nach der ersten Serie gab es lediglich auf den zwei hinteren Positionen. Waldenburgs Christian Freckmann begann mit 98 Ringen sensationell und lag somit mit acht (!) Ringen gegenüber Nathalie Schelken vorne und ließ sich auch in der Folge nicht von der Siegerstraße abbringen. Auf Position vier schoss sich dagegen Weils Sylvain Garconnot einen Drei-Ringe-Vorsprung (92-89) gegen Jens Klossek heraus und ließ auch nichts mehr anbrennen. Die übrigen Partien waren „eng“, dementsprechend lag auch die Hochrechnung bei einem 2:2… In der Folge glänzten vor allem Weils Spitzenmann Michael Schwald mit einer 97 in der zweiten Serie und legte somit den Grundstein für seinen Punkt. Aber die Waldenburger hielten voll dagegen, Doreen Vennekamp schoss konstante vier Serien – das reichte für ihren Punkt gegen Patrick Meyer (377:375). Es stand 2:2 und somit musste die Entscheidung auf Position drei fallen: Tobias Backes hatte vorgelegt, Pavel Svetlik musste im 40. und letzten Schuss eine Zehnerwertung schießen, um gleichzuziehen. Das schaffte er, sodass die Deutsche Meisterschaft im Stechen kuliminierte. Pavel Svetlik für Weil und Tobias Backe für Waldenburg mussten entscheiden, welches Team sich Deutscher Meister nennen darf. Unter der Titelmelodie „Spiel mir das Lied vom Tod“ schossen beide Schützen zunächst eine Neuner-Wertung, sodass ein zweiter Stechschuss entscheiden musste. Abermals legte Svetlik eine Neunerwertung vor, die Backes dieses Mal mit einer 10,6 konterte und somit einen Jubelsturm auf Waldenburger Seite auslöste. Anschließend sagte er: „Der erste Schuss war schon recht wackelig. Beim zweiten hatte ich im Augenwinkel gesehen, dass es bei ihm keine Zehn war und dachte mir. halt die Waffe fest und drück ab – zum Glück war es eine Zehn!“ Und weiter: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wir haben eine bärenstarke Mannschaftsleistung abgeliefert, es ist eine geile Truppe!“ Die Emotionen übermannten Waldenburgs Betreuer Wolfgang Baas: „Wir sind hergefahren und waren froh, dass wir hier sind. Jetzt sind wir Deutscher Meister, das hat kein Schwein geglaubt. Geiler geht es nicht!“ Weils Michael Schwald nahm die Niederlage mit Haltung: „Es ist schon ein wenig tragisch, aber letztlich war es eine Entscheidung, die erst im Stechen entschieden wird. Das ist natürlich Pech. Wir sind aber zufrieden mit Silber, es ist ein tolles Erlebnis, nachdem wir in den Jahren zuvor nicht beim Finale dabei sein konnten.“ Und auch Trainerin Helga Kopp war eine mehr als faire Final-Verliererin: "Wir haben nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen. Wir gönnen es den Waldenburgern von Herzen, das ist eine ganz tolle Mannschaft. Die waren das kleine Zipferle besser!"

Foto: DSB / Zum achten Mal Meister mit der Luftpistole: Das Team der SGi Waldenburg.
Foto: DSB / Zum achten Mal Meister mit der Luftpistole: Das Team der SGi Waldenburg.

Der SV GK Hannover gewinnt Bronze

Der SV GK Hannover hat bei seiner Bundesliga-Premiere gleich die Bronzemedaille gewonnen. Im kleinen Finale siegten die Niedersachsen 3:2 (1878:1867) gegen die SSG Dynamit Fürth. Zunächst kam Hannover besser in das Bronzefinale, die Hochrechnungen sahen die Niedersachsen vorne. Doch die Realität sah kurze Zeit später anders aus, denn Fürth hatte auf den Positionen eins bis drei die Matches gedreht. Allen voran Sandra Reitz, die ihr Team mit 381:374 gegen Jonathan Mader in Führung brachte. Und auch Sören Korn sicherte den Punkt für seine Farben; auf der anderen Seite punkteten Marcel Rinn und Vanessa Seeger sicher für Hannover auf den Positionen vier und fünf, sodass die Entscheidung auf der Position eins zwischen den Ausländern Frederik Larsen und Steve Demierre fallen musste. Und Demierre hatte es in der Hand, hätte in den letzten vier Schüssen „nur“ 39 Ringe schießen müssen. Doch Demierre patzte, sodass kurz danach zur Melodie des „Niedersachsenliedes“ die Hannoveraner ihre Medaille bejubelten. "Es fühlt sich jetzt schön an. Die Entscheidung bei Larsen und Demierre war ein Psycho-Ding. Nächstes Jahr kämpfen wir um den Spiegel, das garantiere ich", sagte Hannovers Trainer Philip Bernhard danach.

Luftgewehr: Kevelaer holt das Triple

Die SSG Kevelaer hat das vor der Saison kommunizierte Ziel, als erstes Luftgewehr-Team das Triple zu gewinnen, realisiert: Mit 3:1 (1988:1986) siegten die „Tiger“ in einem hochklassigen Finale gegen Südmeister SV Pfeil Vöhringen und bleiben damit das beste Luftgewehr-Team Deutschlands.

Es war das „Traumfinale“ zwischen den zwei besten Teams der Saison: Sowohl Vöhringen als auch Kevelaer hatten in der Vorrunde ihre Liga dominiert und mit nur einer Niederlage gewonnen. Vöhringen hatte mit 1991 einen neuen phantastischen Rekord aufgestellt, Kevelaer mit knapp 1980 Ringen einen enorm hohen Ligaschnitt geschossen.
Sergey Richter, Nummer eins von Kevelaer, begann das Finale „standesgemäß“ mit einer 10,9 und deutete damit vom ersten Schuss an, dass absolute Weltklasse um die Goldmedaille am Start war. Die schnellste Schützin war an Stand vier, denn Antonia Back hatte bereits nach sechs Minuten die erste 100-er Serie hingelegt. Hochklassig ging es an Stand drei zu, denn sowohl Alexander Thomas als auch Hannah Steffen starteten mit einer makellosen Zehnerserie. Relativ früh entschieden pro Vöhringen schien das Match an Position fünf, denn Kevelaers Franziska Driessen hatte große Probleme in das Match zu finden und startete lediglich mit einer 95 gegen Alisa Zirfass. Und an Position zwei begann Anna Janßen nach einer längeren Pause mit 100 und damit einen Ring mehr als Gegnerin Anita Mangold. Die Hochrechnung sprang quasi von Minute zu Minute hin und her, es deutete sich – wie erwartet – ein Kopf-an-Kopf-Rennen an.
Dann ging es in die Endphase. Alisa Zirfass sorgte mit ihren bärenstarken 398 Ringen an Position fünf für den ersten Punkt für den Südmeister, für den Ausgleich sorgte Franka Janßen an Position vier durch ihr 397:394 gegen Antonia Back. Den vielleicht entscheidenden „big point“ landete Alexander Thomas mit einem 399:398 gegen Hannah Steffen, nach seiner 10,8 im letzten Schuss pustete er erst einmal kräftig durch. D.h. die zwei Spitzenpositionen mussten die Entscheidung bringen. Richter hatte die anspruchsvollste Aufgabe, seine 13 letzten Schuss in die Zehn zu platzieren, denn Gegnerin Elavenil Valarivan hatte deutlich schneller geschossen und 398 Ringe vorgelegt. Der Israeli packte das, musste aber nicht ins Stechen. Denn Anna Janßen machte zeitgleich den dritten und entscheidenden Punkt perfekt, ihr 399:398 gegen Anita Mangold machten die Meisterschaft und das erste Triple in der Luftgewehr-Historie perfekt.

Kevelaers Trainer Simon Janßen sagte danach: „Wir wollten unsere Wettkämpfe gewinnen und nicht darauf achten, dass wir das Triple holen. Dass wir das Goldfinale in so einer Art und Weise gegen Vöhringen, die auch sehr stark geschossen haben, gewinnen, ist unglaublich. Man darf sich eigentlich keine Neun erlauben, wir haben Bestleistung in der Saison geschossen.“ Auch seine Schwester Anna freute sich und klärte über ihre längere Pause zu Beginn des Wettkampfes auf: „Das Match war spannend, wir hatten – auch ohne Zuschauer – viel Druck. Ich bin nicht ruhig gewesen und musste dann einfach eine längere Pause machen, um mich wieder zu sammeln.“ Vöhringens Trainer Sven Martini war trotz der Niederlage sehr zufrieden mit seinem Team: „Ich bin happy, dass wir gegen so einen starken Gegner so lange gegenhalten haben. Es war bis zum letzten Schuss offen, und wir sind glücklich über Silber, unsere erste Medaille überhaupt. Kevelaer war superstark, da kannst du einfach verlieren.“ Wir waren über die Saison gesehen noch nie so souverän.“

SB Freiheit I gewinnt Bronze

Die SB Freiheit I hat – wie bereits vor zwei Jahren – die Bronzemedaille gewonnen. Im einem packenden Match setzten sich die Niedersachsen in einem Nord-Duell 3:2 gegen den Wissener SV 3:2 (1977:1972) durch. Hochspannend entwickelte sich das Bronzefinale zwischen dem Nordzweiten Freiheit und dem Norddritten Wissen. Vieles deutete daraufhin, dass die Entscheidung in der Spitzenpaarung zwischen Jeanette Duestad und Jessie Kaps fallen musste. Denn auf den Positionen zwei und drei schlug das Pendel zugunsten von Wissen (Anna Nielsen & Franziska Stahl), auf den Positionen drei und vier pro Freiheit (Jolyn Beer & Jana Meinheit) aus. Und Duestad & Kaps schenkten sich nichts: Kaps hatte in der ersten und in der vierten Serie eine Neuner-Wertung dabei, war aber deutlich vor Duestad fertig. Die Norwegerin musste die letzten 13 Schuss alleinstehend auf die Scheibe bringen, bis dahin war sie fehlerfrei. Und natürlich blieb die Norwegerin „eiskalt“ und fehlerfrei, mit einer 10,8 beendete sie ihren Wettkampf – sie erzielte zum sage und schreibe achten (!) Mal in dieser Saison die Maximalwertung und führte ihr Team damit zur Bronzemedaille. Trainer Christian Klees sagte danach: "Wir wollten mit Gewalt die Medaille. Ich glaube, unser Wille war etwas größer als bei Wissen. Der Sieg war verdient!"

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