Weltmeisterschaften

Schießsport-WM Kairo: Gleich drei Mal Pech in einem Wettkampf

21.10.2022 13:14

Pech in Potenz hatten die Gewehrfrauen im Dreistellungskampf bei den Weltmeisterschaften Sportschießen in Kairo. Oder, um es mit Bundestrainer Claus-Dieter Roth zu sagen: „Mehr Pech geht nicht.“ Denn sowohl Lisa Müller als auch Jolyn Beer und Anna Janßen fehlte ein Ring, um das Finale zu erreichen. Gleiches widerfuhr den Luftpistolen-Junioren wenig später.

Foto: Harald Strier / Eine von Dreien, die am Freitag extremes Pech hatten: Anna Janßen.
Foto: Harald Strier / Eine von Dreien, die am Freitag extremes Pech hatten: Anna Janßen.

587, 586 und 586 Ringe hatten die drei deutschen Frauen im Dreistellungskampf erzielt, starke Ergebnisse bei wechselnden, sehr schwierigen Windbedingungen. Doch dieses Resultat bedeutete keinen angestrebten Finalplatz, sondern die Ränge neun, 13 und 14. Dass es nicht zu mehr reichte, lag an letzten Schüssen und einem undurchsichtigen Regelwerk.

Eines vorweg: Egal, welche Variante der Regeln angewendet wird, es hätte für keine der deutschen Damen gereicht. Lisa Müller kam den besten Acht als Neunte am Nächsten, ringgleich nach 587 Ringen mit der Achten Nadine Ungerank. Beide hatten zudem 28 Innenzehner aufzuweisen, so dass in der Wertung von Kairo die letzte Serie entschied, und da war die Österreicherin um einen Ring (98-97) besser. Müller war auch lange nach dem Wettkampf, den sie zu allem Überfluss auch noch mit einer letztlich entscheidenden Neun abgeschlossen hatte, nicht zu sprechen.

Jolyn Beer und Anna Janßen, die mit 586 Ringen beide einen Ring zu wenig aufwiesen, hätten sich bei Ringgleichheit aufgrund ihrer zahlreicheren Innenzehner qualifiziert. Nach dem geschriebenen Regelwerk zählen bei Ringgleichheit die letzten Serien, gewertet wurde jedoch im Chaos des unter russischer Führung stehenden Weltverbandes ISSF nach der Anzahl der Innenzehner. Doch Beer traf zum Abschluss die Neun, Janßen, im vorletzten Schuss. Während Janßen still und schnell die Stätte des Unglücks verließ, meinte Beer, nachdem sie ihren Handschuh in die Sporttasche gefeuert hatte: „Ich glaube, dümmer kann es für uns nicht laufen, es ist Wahnsinn, was willst du da machen?“ Doch sie fand auch. „Ich glaube, obwohl es keinen Finalplatz gab, war es mal wieder eine super Teamleistung. Aber natürlich, schade.“ Und schickte gleich eine Kampfansage für den morgigen Teamwettbewerb hinterher: „Ich persönlich habe jetzt richtig Bock auf den Teamwettkampf, das werden wir den anderen Nationen auf jeden Fall nicht leicht machen.“

Foto: Harald Strier / Keiner der drei Pistolen-Junioren (v.l. Baumeister, Fries, Köppl) kam ins Finale, und als Team scheiterten sie aufgrund der geringeren Anzahl an Innenzehnern am Einzug in das Bronzefinale.
Foto: Harald Strier / Keiner der drei Pistolen-Junioren (v.l. Baumeister, Fries, Köppl) kam ins Finale, und als Team scheiterten sie aufgrund der geringeren Anzahl an Innenzehnern am Einzug in das Bronzefinale.

Von den drei Männern Maximilian Dallinger, David Koenders und Kai Dembeck wird  im Vorkampf des Dreistellungskampfes Koenders nicht dabei sein. Nach 574 Ringen in der Elimination fehlt er im eigentlichen Wettkampf am Samstag. Allerdings werden sich dort auch Dembeck nach 583 und Dallinger nach 581 Ringen gegenüber der Elimination steigern müssen.

Die Luftpistolen-Junioren schnupperten während des Wettkampfes mehrfach an der Finalqualifikation, konnten letztlich ihre Position aber nicht verteidigen. Der beste Deutsche, Eduard Baumeister, schoss „ein paar viele Neuner zu viel“. Er erreichte mit 572 Ringen Rang 18. Hugo Fries wiederum unterliefen mit vier Achtern und einer Sieben zu viele Ausreißer. „Immer wenn es lief, kam dieses gute Gefühl auf, und dann ist man gedanklich raus“, schilderte der Tübinger nach Platz 21 mit 570 Ringen. Andreas Köppl kam mit 564 Ringen nicht über Rang 33 hinaus.

Ganz knapp scheiterten sie im Teamwettbewerb am gleichen Nachmittag. Das komplette Trio vom Vormittag überstand die erste Qualifikationsrunde locker mit 855 Ringen als Vierter. In der Runde der besten acht Mannschaften erzielten sie 566 Ringe, exakt so viele wie Korea. Doch die Deutschen trafen lediglich zwölf Innenzehner, die Asiaten 15, sodass diese sich für den Kampf um Bronze qualifiziert hatten und die Deutschen einmal mehr zuschauen mussten.

Besonders Doreen Vennekamp liegt nach dem ersten Präzisionsteil mit der Sportpistole in hervorragender Position. Als Siebte mit 292 Ringen nimmt sie einen Finalplatz in einem allerdings sehr dicht beieinander liegenden Feld ein. Doch der Duellteil, der am Samstag folgt, liegt ihr in der Regel mehr. Für Monika Karsch und Michelle Skeries wird es dagegen sehr schwer, noch ins Finale zu kommen. Der Regensburger Olympiazweiten von 2016 fehlen als 22. vier Ringe zum Finalniveau, Skeries rangiert nach 285 Ringen lediglich auf Platz 48. Doch nicht nur Vennekamp, auch den anderen beiden liegt das Duellschießen mehr.

Das deutsche Team bei der WM in Kairo

Gewehr Erwachsene: Tom Barbe (Lichtenfels), Maximilian Dallinger (Haar), David Koenders (Eching), Kai Dembeck (Dortmund), Jolyn Beer (Neustadt am Rübenberge), Anna Janßen (Freising), Lisa Müller (Weingarten), Denise Palberg (Holzwickede), Hannah Steffen (Ohlweiler), Anna-Lena Geuther (Puckheim), Veronique Münster (Kalletal), Christian Dressel (Adelsdorf), Jörg Niehüser (Erwitte), Matthias Raiber (Ulm)

Pistole Erwachsene: Philipp Grimm (Freiberg am Neckar), Christian Reitz (Regensburg), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Oliver Geis (Bad Camberg), Florian Peter (Obertshausen), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Sandra Reitz (Regensburg), Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Steinbach)

Gewehr Juniorinnen: Nele Stark (Güglingen), Hannah Wehren (Uedem), Larissa Weindorf (Mannheim)

Pistole Junioren: Eduard Baumeister (Neuhausen), Hugo Fries (Schwäbisch-Hall), Andreas Köppl (Gleiritsch), Evan Dörr (Niederhöchstadt), Tobias Gsöll (Graben), Felix Hollfoth (Lahnau), Markus Lehner (München), Nina Adels (München), Celina Becker (Ubstadt-Weiher), Vanessa Seeger (Hemmingen), Lydia Vetter (Dresden)

Target Sprint: Dominik Hermle (Denkingen), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Anja Fischer (Mengen), Kerstin Schmidt (Erbendorf)

Trainer & Offizielle: Detlef Glenz, Claus-Dieter Roth, Claudia Verdicchio-Krause, Claudia Kulla, Jördis Grabe, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Heiko Dörr, Theo Hadrath, Sandra Hof, Helmut Hoffmann, Thomas Karsch, Norbert Klaar, Sylvia Torba, Achim Veelmann, Wolfram Waibel, Thomas Zerbach, Thomas Abel, Hanne Aslanidis

(Harald Strier)

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