Europameisterschaften

Bogen-EM München: DSB-Schützen mit starkem Auftakt

07.06.2022 19:08

Die deutschen Bogenschützen haben bei der „EM dahoam“, der Bogen-Europameisterschaft in München (6.-12. Juni) einen hervorragenden Start hingelegt: Geburtstagskind Florian Unruh und Michelle Kroppen gingen mit persönlichen Bestleitungen von 687 bzw. 675 Ringen als Erste aus der Qualifikation heraus, und auch die anderen DSB-Schützen überzeugten mit weiteren Top Ten-Platzierungen und Bestleistungen, sodass die Ausgangsposition in Einzel-, Mixed- und Teamwettbewerben gut ist.

Foto: Eckhard Frerichs / Zeigt eine tolle Leistung in der Qualifikation und wurde mit Platz eins belohnt: Michelle Kroppen.
Foto: Eckhard Frerichs / Zeigt eine tolle Leistung in der Qualifikation und wurde mit Platz eins belohnt: Michelle Kroppen.

Recurve: Kroppen und Unruh bärenstark
An seinem 29. Geburtstag machte sich Florian Unruh selbst das schönste Geschenk: Der Olympia-Fünfte zeigte sich in Top-Form und steigerte seine persönliche Bestleistung um sechs Ringe auf 687. Dabei agierte er mit hoher Konstanz und war sowohl in der ersten Hälfte als auch in der zweiten Hälfte bester Schütze. Dementsprechend breit fiel das Grinsen danach aus: „Es ist nicht das größte Geschenk, aber ein sehr schönes. Ich hatte Spaß. Es war deutlich weniger Wind als ich erwartet hatte, ich konnte einfach in die Mitte zielen.“ Den deutschen Doppel-Erfolg in der Qualifikation machte Michelle Kroppen perfekt. Die Olympia-Dritte mit der Mannschaft agierte vor allem bei den ersten 36 Pfeilen bärenstark und distanzierte die Konkurrenz zur Halbzeit um elf (!) Ringe. „Ich habe meine erste Halbzeit sehr genossen, ich war im Flow.“ Die beste Ausgangsposition sicherte sie sich mit der viertbesten Leistung in der zweiten Hälfte des Wettkampfes. „Ich habe meine Bestleistung von 675 eingestellt. Das ist gut, auch wenn ich natürlich mehr wollte. Ich bin sehr glücklich“, so Kroppen.

Es ist nicht das größte Geschenk, aber ein sehr schönes!

Florian Unruh zu "seinem" Geburtstagsgeschenk

Foto: Eckhard Frerichs / Sebastian Hamdorf hatte nach seiner persönlichen Bestleistung allen Grund zum Strahlen.
Foto: Eckhard Frerichs / Sebastian Hamdorf hatte nach seiner persönlichen Bestleistung allen Grund zum Strahlen.

Auch die anderen DSB-Recurver agierten stark und belegten die Plätze fünf (Katharina Bauer 659 und Jonathan Vetter 676) und sieben (Charline Schwarz 656). Dabei fiel die Beurteilung aber durchaus unterschiedlich aus. So sagte Bauer: „Der fünfte Platz ist in Ordnung, aber mit dem Ergebnis bin ich persönlich nicht zufrieden, weil ich Fehler hatte, die ich hätte vermeiden können.“ Schwarz meinte: „Ich bin glücklich mit meinem Wettkampf. Ich habe gut geschossen, bin unter den Top acht und habe eine gute Ausgangsposition und mein bestes internationales Ergebnis geschossen.“ Und Vetter urteilte: „Ich bin auf jeden Fall zufrieden. Es gibt nie 72 perfekte Schüsse, aber es waren viele gute dabei. Ich bin zuversichtlich und hoffe, dass es weit nach vorne geht.“

Es gibt nie 72 perfekte Schüsse, aber es waren viele gute dabei!

Jonathan Vetter zeigte sich mit seiner Leistung zufrieden

Dies ist auch für Moritz Wieser möglich, der sich in der Qualifikation etwas schwer tat (26. Platz 659 Ringe) und damit - die übrigen DSB-Schützen genossen ein Freilos - auch in der ersten Ko-Runde antreten musste. In dieser wurde es dramatisch, denn gegen den Serben Jovica Velimirovic lautete es nach fünf Sätzen 5:5, sodass ein Stechpfeil über das Weiterkommen entscheiden musste. „Man weiß, dass im Stechen eine 50:50-Chance ist. Man steht mit dem Rücken zur Wand und man versucht, den saubersten Schuss rauszuholen, den man auf Lager hat“, so Wieser. Und das gelang ihm prächtig: Ihm gelang ein X, ein Treffer in das Zentrum, der Serbe schoss nur eine Fünf. Damit ist das Recurve-Sextett am 8. Juni komplett in allen Wettbewerben vertreten und geht in diese als Mixed-Erste (Kroppen & Unruh), Team-Erste (Frauen) und Team-Zweite (hinter Spanien) in die entscheidenden Runden, von denen Geburtstagskind Unruh sagt: „Das Ziel bleibt, gut zu schießen – wie immer!“

Compound: Hamdorf glänzt mit persönlicher Bestleistung
Um Punkt 9.00 Uhr begannen die 47 Compound-Frauen und 78 -Männer bei 15°C und Windstille mit den letzten Übungspfeilen, bevor kurze Zeit später der erste Wettkampftag der EM startete. Mit dabei die DSB-Athletinnen Carolin Landesfeind, Julia Böhnke und Franziska Göppel auf den Scheiben 18D, 20D und 21D sowie die Männer Sebastian Hamdorf (40D), Leon Hollas (39D) und Henning Lüpkemann (38D). Bereits der erste Wettkampfpfeil wurde im leichten Nieselregen geschossen, danach verstärkte sich der Niederschlag – keine angenehmen Bedingungen, aber dennoch kein Problem: „Der Regen war da, hat aber nicht wirklich gestört“, meinte Hamdorf, und Böhnke ergänzte: „Es war nass und kalt, aber es hätte schlimmer kommen können.“

Ich hatte eine ziemliche Wut im Bauch und entsprechend habe ich danach geschossen!

Carolin Landesfeind nach ihrem Fauxpas in der ersten Passe

Schlimm verlief der Start für Landesfeind, denn der letzte Pfeil ihrer ersten Passe war ein „M“, d.h. ohne Wertung, da sie ihn nicht in der vorgeschriebenen Zeit auf die Scheibe brachte („Ich bin nicht reingekommen und dann war die Zeit abgelaufen. Und bei drei Minuten kann man sich nicht viel erlauben, die Zeit war um und mein sechster Pfeil noch im Köcher.“). Davon ließ sie sich aber nicht beeindrucken und kletterte in der Folge mit starken Passen vom letzten Platz immer weiter nach oben bis auf Platz 24 (679 Ringe) im Tableau: „Ich hatte eine ziemliche Wut im Bauch und entsprechend habe ich danach geschossen. Aber umso ärgerlicher ist es im Nachhinein, wenn man weiß, man kann es besser, es aber nicht abruft.“

Einen konstanten Wettkampf zeigte Böhnke, die sich von Beginn an im oberen Tableau bewegte und am Ende auf Rang 18 (681 Ringe) landete und sagte: „Das Ziel beim Bogenschießen ist, jeden Pfeil gleich und insgesamt so konstant wie möglich zu schießen – das hat ganz gut funktioniert. Das „Küken“ im Team, Juniorin Göppel, steigerte sich nach einer schwächeren ersten Hälfte (320 Ringe) deutlich und wurde mit 653 Ringen 40. Knapp über 50 Ringe mehr schossen die beiden Führenden der Qualifikation, die Britin Ella Gibson und Titelverteidigerin Tanja Gellenthien (Dänemark), die beide starke 709 Ringe auf die Scheibe brachten.

Es ist geil, gerade nach den zwei Wettkämpfen, die zuletzt nicht so gut gelaufen sind, zu zeigen, dass man es kann!

Sebastian Hamdorf über seine Genugtuung nach der Qualifikation

In der Männer-Konkurrenz startete Hamdorf mit einer perfekten 60 und blieb auch danach fokussiert. Am Ende landete der 41-jährige EM-Debütant auf Platz acht und verbesserte seine persönliche Bestleistung um vier Ringe auf 706. Dementsprechend zufrieden war er danach: „Es ist geil, gerade nach den zwei Wettkämpfen, die zuletzt nicht so gut gelaufen sind, zu zeigen, dass man es kann. Und dabei habe ich noch ein paar Passen verschenkt, aber ich will mich nicht beschweren.“ Auch Lüpkemann durchbrach mit 702 Ringen (15. Platz) die „magische“ Grenze von 700 Ringen – insgesamt gelang dies 24 Männern. „Ich bin okay mit meiner Qualifikation, einer hätte nicht sein müssen, da ist das Release zu früh aufgegangen. Aber ich habe solide und gut geschossen.“ Nach schwächerer erster Hälfte steigerte sich Hollas auf insgesamt 693 Ringe (43. Platz), als Team gehen die Compound-Männer als Fünfte auf Medaillenjagd.

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