Europameisterschaften

Bogen-EM München: Erstes deutsches Edelmetall sicher

08.06.2022 18:44

Bei der „EM dahoam“, der Bogensport-Europameisterschaft in München (6.-12. Juni) ist die erste deutsche Medaille sicher: Michelle Kroppen (SV Guts Muths Jena/BSG Ebersberg) & Florian Unruh (SSC Fockbek/SV Dauelsen) zogen in das Mixed-Finale (12. Juni) mit dem olympischen Recurvebogen ein, in dem sie auf die Niederländer Gaby Schloesser & Rick van der Ven treffen. Während die Recurve-Athleten noch in voller Stärke in die weiteren Wettkampftage gehen, verabschiedeten sich die ersten deutschen Compound-Schützen aus Einzel und im Mixed. Tickets für die Finalmatches auf der Theresienwiese (11./12. Juni) gibt es unter www.em-bogen.de

Foto: Eckhard Frerichs / Geschafft! Michelle Kroppen und Florian Unruh klatschen sich nach dem Einzug in das Goldfinale mit Trainer Marc Dellenbach ab.
Foto: Eckhard Frerichs / Geschafft! Michelle Kroppen und Florian Unruh klatschen sich nach dem Einzug in das Goldfinale mit Trainer Marc Dellenbach ab.

Recurve: Kroppen & Unruh mit Stärke ins Finale
Nach der phantastischen Qualifikation, die sowohl Florian Unruh als auch Michelle Kroppen mit jeweils persönlicher Bestleistung auf Platz eins beendet hatten, ging das DSB-Duo natürlich an Position eins gesetzt in den Mixed-Wettbewerb. Es galt, drei Matches zu gewinnen, um das große Ziel – das Goldfinale – zu erreichen. Zunächst hieß Österreich der Gegner, der beim 6:0 (39-36, 35-32, 35-32) kein großes Hindernis darstellte. Direkt danach folgte das Duell um den Einzug in das Halbfinale gegen Bulgarien. Und das DSB-Duo ließ sich nicht aufhalten und fegte die Bulgaren mit 6:0 (37-35, 37-36, 40-36) von der Schießlinie. Damit war der Einzug in den Final-Sonntag sicher, nicht aber eine Medaille. Dazu musste ein Sieg gegen den Silbermedaillengewinner von Tokio, Mauro Nespoli, mit seiner Partnerin Tatiana Andreoli (Italien) her. Und Kroppen und Unruh lieferten: 37-35 in der ersten Passe, der einzige Punkteteilung beim 37-37 in der zweiten Passe und das erlösende 5:1 durch das 38-36 in der letzten Passe. Danach wurde gejubelt und gedrückt, die Freude über die sichere Medaille war groß im deutschen Lager. Unruh meinte danach: „Durch die Platzierung in der Qualifikation hatten wir die etwas schwächeren Gegner – und natürlich haben wir gut geschossen.“ Kroppen wies auf einen Aspekt hin, der dem deutschen Team half: „Wir haben hier den Heimvorteil, weil wir den Wind gut lesen können. Wir hatten keine großen Ausreißer, alle Pfeile im Zentrum, maximal einen Achter. Bei Mixed-Team sind es immer nur vier Pfeile. Vier Pfeile kann jeder gut schießen und mit Platz eins hatten wir eine sehr gute Ausgangsposition, die wir gut genutzt haben.“ Dabei verspürte das Duo keinen Druck des Gewinnen Müssens: „Es ist kein besonderer Druck, es ist immer das Gleiche, es sind die gleichen Gegner“, meinte Unruh, ehe Kroppen die Nüchternheit durchbrach: „Ich bin sehr glücklich, alle Teilnehmer und besonders die deutschen Schützen wollen natürlich um die Medaillen mitschießen im eigenen Land. Es war ein guter Tag."

Ich bin sehr glücklich, alle Teilnehmer und besonders die deutschen Schützen wollen natürlich um die Medaillen mitschießen im eigenen Land. Es war ein guter Tag!

Michelle Kroppen nach dem Einzug in das Goldfinale

Foto: Eckhard Frerichs / Souverän ins 1/16-Finale: Julia Böhnke (rechts) zog locker in die nächste Runde ein.
Foto: Eckhard Frerichs / Souverän ins 1/16-Finale: Julia Böhnke (rechts) zog locker in die nächste Runde ein.

Im Einzel musste nur Moritz Wieser in der Ko-Phase ran, alle anderen DSB-Athleten genossen ein Freilos. Und Wieser traf auf den bereits mit mehreren Medaillen dekorierten Franzosen Thomas Chirault und hatte überraschend leichtes Spiel: 6:0 (26-24, 26-25, 27-23) hieß es am Ende, sodass am Donnerstag das komplette DSB-Sextett im 1/16-Finale am Start ist. Im Anschluss sagte er: „Gestern habe ich verhältnismäßig besser geschossen, aber ich habe in diesem Match auch ziemlich viel Glück gehabt.“

Compound: DSB-Trio steht im Einzel 1/16-Finale
Im Einzelwettbewerb fanden die ersten beiden Ko-Runden statt: Am Ende dieser hatte das Trio Julia Böhnke, Leon Hollas und Henning Lüpkemann den Sprung in das 1/16-Finale geschafft.
Hollas gewann zunächst 145:144 gegen den Isländer Alfred Birgisson, ehe er herausragende 149 Ringe gegen den Schweizer Roman Haefelfinger folgen ließ. Nur der letzte Pfeil landete nicht im Zentrum, nur ein kleiner „Makel“: „Es lief einfach, mein Schießen fühlt sich gut an, schon die gesamte EM. Der letzte Pfeil war sauber geschossen, ging aber etwas links weg.“

Lüpkemann und Böhnke griffen erst in der zweiten Ko-Runde in das Geschehen ein. Lüpkemann gewann zwar nur mit einem Ring Vorsprung (146:145) gegen Stefan Hansson (Schweden), doch vor der letzten Passe hatte er drei Ringe Vorsprung und brachte diese souverän nach Hause: „Das Match war aufregend, und ich habe sehr gut angefangen und mir eine Führung herausgeschossen. Das hat es ein wenig entspannt, aber nicht besser gemacht. Jetzt hoffe ich auf schlechtes Wetter, weil bei diesen Bedingungen alle hohe Wertungen schießen können.“ Böhnke schoss starke 144 Ringe gegen die überforderte Isländerin Rosa Sumarlidadottir (121) und meinte danach: „Das war gut, natürlich war die Gegnerin dankbar, aber auch mein Schießen war gut. Es hätte auch eine andere sein können, ich habe mich gut gefühlt.“

Jetzt hoffe ich auf schlechtes Wetter, weil bei diesen Bedingungen alle hohe Wertungen schießen können!

Henning Lüpkemann mit einem ganz besonderen Wunsch

Nicht mehr im Einzel dabei sind dagegen Carolin Landesfeind, Franziska Göppel und Sebastian Hamdorf. Alle drei erlitten vermeidbare Niederlagen mit nur einem Ring Rückstand bzw. im Stechen. Hamdorf schoss seinen besten Pfeil im Stechen gegen den Niederländer Sil Pater, zu dumm, dass dem Gegner exakt das Gleiche gelang und der Pfeil minimal näher am Zentrum platziert war. Zuvor hatte es 141-141 gestanden. Hamdorf begründete danach das Aus: „Es waren die Nerven, das erste Match ist immer schwierig, es war für mich ein Kaltstart. Es geht weiter im Mixed und Mannschaft.“

Landesfeind lieferte sich mit ihrer polnischen Gegnerin Ksenija Markitantova vom ersten Pfeil an ein ausgeglichenes Match. Erst ab der dritten Passe erarbeitete sich die Polin einen kleinen Vorteil, vor der letzten Passe war der Rückstand auf drei Ringe angewachsen. Die perfekte 30 reichte der DSB-Akteurin nicht mehr (142-143): „Es ist bitter! Ich hatte ein, zwei Schüsse, die links rausgingen und ich wusste nicht warum, weil sie eigentlich gut geschossen waren.“ Auch das deutsche „Küken“, die 18-jährige Göppel, verabschiedete sich im 1/24-Finale. Am Ende hieß es 137-138 aus ihrer Sicht gegen die Ukrainerin Kseniia Shkliar, dabei war am Ende mehr möglich – aber beide Schützinnen schossen in der letzten Passe nur eine 25. Dennoch zeigte sie sich nicht enttäuscht: „Ich bin in die EM gegangen, um Erfahrung zu sammeln und Spaß. Und jede Niederlage ist auch eine Erfahrung, daraus lernt man und damit muss man leben können.“ Um dann mit einem kleinen Lachen nachzulegen: „Die beiden Achter am Ende hätten nicht sein müssen!“

Jede Niederlage ist auch eine Erfahrung, daraus lernt man und damit muss man leben können!

Die 18-jährige Franziska Göppel mit weisen Worten

Und auch im Mixed verabschiedete sich das Duo Böhnke & Hamdorf nach einer 150:153-Niederlage gegen das französische Weltklasse-Team Sophie Dodemont & Jean Boulch. Dabei hatte das deutsche Team einen guten Start und lag nach zwei Passen vorne (77:75), das Niveau konnte jedoch nicht gehalten werden. „Das ist Frankreich in Bestbesetzung, das geht nicht besser. Da kann man zu keinem Zeitpunkt denken, dass sie geknackt sind“, sagte Hamdorf. „Wenn man konstant gut ist, kann man gewinnen. Das ist uns leider nicht gelungen.“

Im Goldmatch Compound Mixed stehen sich Estland und Dänemark am Samstag gegenüber.

Die Ansetzungen für den 9. Juni mit deutscher Beteiligung

Recurve Team Männer: 1/8-Finale um 9.15 Uhr
GER vs. DEN

Compound Team Frauen: 1/8-Finale um 9.15 Uhr
GER vs. POL

Recurve Team Frauen: 1/8-Finale um 10.00 Uhr
GER vs. FIN

Compound Team Männer: 1/8-Finale um 10.00 Uhr
GER – NED

Recurve Einzel: 1/16-Finale um 14.15 Uhr
Florian Unruh vs. Dan Olaru (MDA)
Jonathan Vetter vs. Artem Ovchynnikov (UKR)
Moritz Wieser vs. Jonas Andersson (SWE)
Michelle Kroppen vs. Kirstine Andersen (DEN)
Katharia Bauer vs. Alexandra Longova (SVK)
Charline Schwarz vs. Elisabeth Straka (AUT)

Compound Einzel: 1/16-Finale um 14.15 Uhr
Leon Hollas vs. Jozef Bosansky (SVK)
Henning Lüpkemann vs. Stas Modic (SLO)
Julia Böhnke vs. Sandra Herve (FRA)

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