Weltmeisterschaften
Schießsport-WM Kairo: 300m-Schützen nutzen Chance nicht
Nach Beendigung der olympischen Disziplinen bei der Schießsport-Weltmeisterschaft in Kairo (7.-17. November) starteten am 15. November die nicht-olympischen Wettkämpfe, die von deutschen Athleten besetzt sind. Zunächst griffen die 300m-Schützen in das Geschehen mit ihrem Dreistellungskampf ein. Lisa Grub als Sechste und Max Ohlenburger als Achter hatten dabei durchaus Medaillenchancen.

300m-Dreistellungskampf Männer: Zwei Achter kosten Ohlenburger Medaille
Mit Max Ohlenburger und David Koenders schickte Jörg Dietrich, der Disziplinverantwortliche für das 300m-Großkaliber-Gewehr, zwei „Alleskönner“ ins Rennen. Beide schießen auch die olympischen Disziplinen Luftgewehr und Kleinkaliber-Dreistellungskampf, beide finden aber auch am 300m-Gewehr Gefallen. Während Ohlenburger im Kniend-Anschlag glänzend in den Wettkampf startete und sich mit 197 Ringen vorübergehend auf Platz zwei schoss, hatte Koenders einen schwierigen Start: „Wir wissen nicht so ganz, ob es mit der Anlage ein Problem gab, zudem hat sich an meiner Tube ein Stift minimal gelöst. Dann habe ich den Stand gewechselt, aber die Restzeit für die Probe war relativ überschaubar und entsprechend blöd verlief der Start – ich bin nicht so richtig reingekommen.“ Die Folge waren lediglich 189 Ringe im ersten Anschlag, die erste Serie missriet ziemlich (93). In der Folge stabilisierte sich Koenders merklich, schoss sehr gute 199 Ringe liegend („Das gibt Selbstvertrauen für die Liegend-Wettkämpfe!“) und begann auch stehend stark (97). Eine abschließende 94 kostete ihm dann noch ein, zwei Plätze im Ranking, das er als 16. abschloss: „Das Ergebnis ist zu wenig, da gibt es Luft nach oben.“ Ohlenburger war auch nach dem Liegend-Anschlag noch in hervorragender Ausgangslage, hatte sich mit zwei 99-er Serien auf insgesamt 395 Ringe und Platz sieben geschossen – lediglich einen Ring hinter den Bronzerang. Doch bei der Probe im Stehend-Anschlag fand er überhaupt keinen Rhythmus und Sicherheit („Ich hatte eine sehr durchwachsene Probe.“) und holte sich nochmals Rat bei Jörg Dietrich: „Er sagte: Eigentlich kannst du es, laufe noch ein paar Mal auf und ab, mache noch eine kurze Pause und noch zwei, drei Trockenschläge.“ Der Start missriet dennoch mit einer Acht und einer Neun, danach gelangen ihm gute Schüsse, ehe auch die abschließende Serie mit einer Acht startete. Die zwei Achter kosteten ihn schließlich mehr als den guten achten Platz (587 Ringe), es war sogar eine Medaille drin, denn Bronze ging mit 589 Ringen weg: „Die Achter tun sehr weh. Ohne diese wäre eine Medaille greifbar gewesen. Eigentlich bin ich sehr zufrieden, bis auf die zwei Schuss – aber das ist Sport.“
300m-Dreistellungskampf Frauen: „Es wäre so einfach gewesen!“
Ziemlich geladen bzw. enttäuscht kam das deutsche Frauen-Duo aus dem Dreistellungswettkampf. Lisa Grub, Veronique Münster und Anna-Lena Geuther waren unzufrieden. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Grub musste vor dem Start – wie Koenders – den Stand wechseln und ließ im anschließenden Kniend-Anschlag mit neun Ringen (191) viel zu viele davon liegen: „Im ersten Moment ist es blöd, weil du nicht weißt, was los ist. Ich war maximal gestresst, weil die Kampfrichterin mir auch nicht gesagt hat, dass ich mehr Zeit bekomme. Kniend fehlen mir definitiv einige Ringe.“ Auch liegend fand sie erst in der zweiten Serie zu „Normalform“, ehe sie im Stehend-Anschlag förmlich explodierte: 197 Ringe waren das mit Abstand beste Ergebnis aller Teilnehmerinnen: „Es war eine Mischung aus kämpfen und Sch…-Egalstimmung. Erst wollte ich aufgeben, mein Daumenballen hat die ganze Zeit gekrampft. Dass es dann so gut läuft, ist auch dem geschuldet, dass ich gedanklich etwas losgelassen und mir gedacht habe: Bring es einfach ordentlich zu Ende.“ Deshalb kletterte die Olympia-Teilnehmerin von Paris 2025 (Luftgewehr) von einem anfänglichen zwölften Platz auf Rang sechs (584) - drei Ringe fehlten zu Bronze - und trauerte einer großen Chance auf eine Medaille nach: „Es wäre so einfach gewesen, wenn ich auf das Tableau schaue. Das ärgert mich dann schon.“
Ganz gegensätzlich lief es für Münster und Geuther. Münster startete furios und lag nach den ersten zwei Anschlags-Arten mit 396 Ringen auf dem zweiten Platz, schoss dabei als Einzige makellose 200 Ringe liegend: „Die zwei ersten Lagen waren super, ich habe mich sehr gut gefühlt, da war ich schnell.“ Doch stehend kam sie überhaupt nicht klar, schoss nur 184 Ringe und rutschte mit 580 Ringen auf Rang elf ab. Spielten die Nerven eine Rolle? „Das Tableau hatte ich erst nicht vor Augen, ich habe gemerkt, dass ich gut drauf bin und wurde schon extrem nervös. Und als ich mit einem Trainer sprach, habe ich die Tabelle leider gesehen, und dann war es komplett vorbei. Mein Körper hat nicht mehr das gemacht, was ich wollte, und ich habe ihn nicht mehr ruhig bekommen. Meine Enttäuschung hält sich jedoch in Grenzen. Wäre die Ergebnis-Zusammensetzung anders gewesen, wäre das ein ordentliches Ergebnis.“
Geuther ließ kniend ebenfalls Ringe liegen („Ich habe schon nach kniend gedacht, vorne mitzumischen, wird schwierig.“), ehe sie liegend nahezu perfekt (199) schoss. Doch im Stehend-Anschlag ging gar nichts, am Ende war sie froh, dass sie es hinter sich gebracht hatte (565 Ringe und Platz 14): „Ich bin mega-enttäuscht. Liegend war super, aber stehend habe ich mich nicht getraut abzuziehen. Im Großkaliber entscheiden halt Zentimeter und wenn man zulange hält und abrutscht, dann sind die Schüsse irgendwo.“
Viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, bereits am morgigen 16. November folgt der Liegend-Wettkampf, und da wollen alle Drei vorne mitmischen: „Ich nehme das vom Liegend mit für den nächsten Wettkampf“, so Geuther und Münster ergänzt: „Liegend, da freuen wir uns drauf!“

Die Target Sprinter hatten am heutigen Tag ihren abschließenden Trainingstag. Das achtköpfige Team tritt am 16. November zu seinen Einzelrennen an.
Das deutsche Team in Kairo
Gewehr: Anna Janßen (Freising), Hanna Bühlmeyer (Weiltingen), Lea Ruppel (Herbstein), Nele Stark (Güglingen), Maximilian Ulbrich (Wilzhofen), Daniel Bühlmeyer (Weiltingen), Maximilian Dallinger (Freising), Max Ohlenburger (Idstein), David Koenders (Mossautal), Marcin Szyja (Pflaumdorf), Veronique Münster (Kalletal), Anna-Lena Geuther (Gaimersheim), Lisa Grub (Weingarten)
Pistole: Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Ronneburg), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Robin Walter (Reichenbach), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Christian Reitz (Regensburg), Oliver Geis (Bad Camberg), Emanuel Müller (Pfullingen), Florian Peter (Obertshausen)
Target Sprint: Edith Buschsieweke (München), Jana Landwehr (Dortmund), Kerstin Schmidt (Erbendorf), Julius Hofmann (Gerathal), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Alena Weinmann (Weilen u.d.R), Lukas Bürki (Haibach), Moritz Kellner (Isen)
Betreuer: Claudia Verdicchio-Krause, Wolfram Waibel, Detlef Glenz, Carsten Hees, Steffen Jabin, Marco Kleer, Thomas Zerbach, Sandra Reitz, Sylvia Torba, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Stefan Nolte, Christian Stauske, Michaela Huck, Michel Gomez Krämer, Thilo von Hagen
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