Weltmeisterschaften
Schießsport-WM Kairo: Keine Finalteilnahme für Gewehr-Frauen
Die letzte Entscheidung in einer olympischen Gewehrdisziplin bei der Schießsport-Weltmeisterschaft in Kairo (7.-17. November) brachte dem deutschen Team nicht den erhofften Erfolg: Bei nicht einfachen Windbedingungen im Kleinkaliber-Dreistellungskampf landete Anna Janßen mit 585 Ringen auf Rang 23, Nele Stark auf Platz 32 und Lea Ruppel auf 55.

Dabei begann der Wettkampf um 9.15 Uhr Ortszeit gut für das Trio Janßen, Lea Ruppel und Nele Stark: Aus dem Kniend-Anschlag, der den deutschen Männern die meisten Ringe kostete, kam das Trio mit 198 (Janßen), 197 (Ruppel) und 195 (Stark) mehr als ordentlich heraus. Janßen („Kniend war eigentlich sehr solide!“) lag damit auf Finalkurs, Ruppel („Kniend bin ich sehr zufrieden, da hatte ich vorher ein bisschen Bedenken, aber ich konnte den Wind gut lesen und einschätzen.“) knapp hinter den Top Ten.
Doch im Liegend-Anschlag, der eigentlich sichersten Disziplin aller Schützinnen, ließen Janßen und Ruppel zu viele Ringe liegen. Janßen kam schwierig rein und äußerte sich selbstkritisch: „Ich habe nach den Probeschüssen auf Wettkampf geschaltet, und mir hat die Klarheit gefehlt. Ich will nicht sagen, dass mir der Mut gefehlt hat, aber auf einmal war ich ein bisschen zögerlicher. Das darf dir im Liegend nicht passieren bei solchen Bedingungen.“ Nachdem sich die beste deutsche Gewehrschützin gefangen hatte, beendete sie den Liegend-Durchgang mit einer Acht: „Die Acht kann ich mir nach wie vor nicht erklären. Es kam zwar Wind, aber niemals so, dass er so in die Acht ging.“ Ruppel, die liegend nur 193 Ringe auf die Scheibe brachte, meinte: „Liegend tat schon weh. Da mit sechs, sieben Miesen rauszugehen, ist ein No-Go.“ Lediglich Stark kam gut klar und kletterte im Ranking, nachdem sie 197 Ringe liegend schoss. Wobei es noch mehr hätten sein können: „Ich hatte einfach heute teilweise echt ein bisschen Unglück mit 9.9ern und 9.8ern im Kniend- und Liegend-Anschlag.“
Die Entscheidung im Dreistellungskampf fällt immer in der letzten Lage. Stehend ist am anspruchsvollsten, vor allem bei nicht so einfachen Windbedingungen. Janßen und Stark schossen solide, aber nicht so, dass sie noch in die Nähe der Finalplätze hätten kommen können. Bei Janßen machte eine zweite Acht die Hoffnung zunichte („Auch da ist die Acht für mich bis jetzt noch unerklärbar!“), Stark machte ihrem Namen alle Ehre: „Stehend habe ich stark angefangen (98, Anm. d. Red.) und dann in der zweiten Serie (94, Anm. d. Red.) auch stark nachgelassen.“ Bei Ruppel lief es gar nicht, sie startete mit zwei Neunern und zwei Achtern, fing sich dann wieder, musste dann bei ihrem WM-Debüt aber das nicht zufriedenstellende Ergebnis von 578 Ringen akzeptieren: „Ich hätte mir deutlich mehr gewünscht, aber das Ergebnis entspricht nicht meiner Schießleistung – es waren viele knappe Dinger dabei“, fasste sie den gesamten Wettkampf zusammen.
Bundestrainer Wolfram Waibel beobachtete das Geschehen seiner Schützlinge aufmerksam von der Tribüne und fasste zusammen: „Das war insgesamt schon eine gute Leistung, aber natürlich nicht ansatzweise das, was wir uns wünschen. Da hat es heute einfach nicht geklappt. Das ist im Sport üblich und zeigt, dass wir noch stabiler werden müssen.“
Janßen, die in diesem Jahr aufgrund ihres Studiums/Praktikums deutlich weniger trainieren konnte und weniger Wettkämpfe absolvierte („Ich nehme mit, dass ich nächstes Jahr wieder einen höheren Umfang trainiere.“), zog folgendes WM-Fazit: „Es ist einfach nervig, weil das Finale drin gewesen wäre. Die anderen waren einfach besser, gar keine Frage. Aber das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Und jetzt fliege ich von der WM zurück ohne irgendeine Finalteilnahme.“

Doch die sollen zukünftig wieder regelmäßiger kommen. Vor allem im nächsten Jahr bei der WM in Doha/Katar, wenn dort die ersten Quotenplätze für Los Angeles 2028 vergeben werden. Der Bundestrainer ist optimistisch und zieht ein positives WM-Resümee: „Im Gesamten war das eine schöne Weltmeisterschaft mit zum Teil super Erfolgen. Natürlich ist vor allem der WM-Titel von Maxi Dallinger und Silber für das Männerteam hervorzuheben. Das ist natürlich auch für uns als Trainerteam wunderschön. Und wir werden jetzt hoffentlich noch weitere Schritte finden, da bin mir ganz sicher, dass sich das Team gut entwickeln wird.“
Die letzte olympische Disziplin in Kairo beginnt am morgigen 13. November. Dann sind die Sportpistolen-Frauen Doreen Vennekamp, Michelle Skeries und Svenja Berge mit dem Präzisionsprogramm im Einsatz. Der Duell-Teil sowie das Finale der besten acht Schützinnen folgt am 14. November, dann steht fest, wer Nachfolgerin von Titelverteidigerin Doreen Vennekamp geworden ist.
Das deutsche Team in Kairo
Gewehr: Anna Janßen (Freising), Hanna Bühlmeyer (Weiltingen), Lea Ruppel (Herbstein), Nele Stark (Güglingen), Maximilian Ulbrich (Wilzhofen), Daniel Bühlmeyer (Weiltingen), Maximilian Dallinger (Freising), Max Ohlenburger (Idstein), David Koenders (Mossautal), Marcin Szyja (Pflaumdorf), Veronique Münster (Kalletal), Anna-Lena Geuther (Gaimersheim), Lisa Grub (Weingarten)
Pistole: Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Ronneburg), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Robin Walter (Reichenbach), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Christian Reitz (Regensburg), Oliver Geis (Bad Camberg), Emanuel Müller (Pfullingen), Florian Peter (Obertshausen)
Target Sprint: Edith Buschsieweke (München), Jana Landwehr (Dortmund), Kerstin Schmidt (Erbendorf), Julius Hofmann (Gerathal), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Alena Weinmann (Weilen u.d.R), Lukas Bürki (Haibach), Moritz Kellner (Isen)
Betreuer: Claudia Verdicchio-Krause, Wolfram Waibel, Detlef Glenz, Carsten Hees, Steffen Jabin, Marco Kleer, Thomas Zerbach, Sandra Reitz, Sylvia Torba, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Stefan Nolte, Christian Stauske, Michaela Huck, Michel Gomez Krämer, Thilo von Hagen
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