Weltmeisterschaften
Schießsport-WM Kairo: Reitz wird Fünfter und führt Team zu Bronze
Christian Reitz hat das deutsche Team am dritten Tag der Schießsport-Weltmeisterschaft in Kairo (7.-17. November) zur vierten Medaille geführt. Im Einzel mit der Luftpistole wurde der Regensburger starker Fünfter, im Team errang er an der Seite von Robin Walter und Paul Fröhlich zu Bronze. Zuvor hatte es WM-Gold für Luftgewehrschütze Maximilian Dallinger, WM-Gold für das Schnellfeuerpistolen-Team und WM-Silber für das Männerteam mit dem Luftgewehr gegeben.

Neben dem Weltranglisten-4. Reitz stand mit dem Italiener Federico Maldini (Silber) nur noch ein weiterer Finalist des olympischen Finals von Paris 2024 in Kairo unter den besten Acht. Dazu kamen zwei Inder, der 50-jährige (!) Österreicher Richard Zechmeister, der Weltranglisten-1 Kai Hu aus China, der Weltranglisten-3. Anton Aristarkhov/RUS und ein Ukrainer. Reitz begann ordentlich und fügte sich mit 49,3 Ringen in der ersten Serie im Mittelfeld (6. Platz), allerding waren die Abstände noch sehr gering. Mit einer 10,5 und einer 10,4 begann der Regensburger die zweite Fünferserie sehr stark und kletterte nach insgesamt zehn Schüssen auf Platz fünf. Diesen sicherte Reitz mit starken Schüssen (10,6 und 10,5) ab, nach oben ging jedoch auch nichts mehr, weil ihm auch weniger gute Schüsse (9,1 und 8,7) unterliefen. Damit belegt er – wie bei den Olympischen Spielen in Tokio und Paris – den fünften Platz: „Es war uns bewusst, dass ich im Finale mit der Luftpistole etwas habe, wo ich aber nicht genau weiß, was es ist. Deshalb war auch der Plan, herauszufinden, woran es liegen könnte“, so Reitz zu einem verblüffenden „Test“ im WM-Finale. „Ich habe zwei, drei Theorien, aber ob es daran liegt, muss ich im Training herausfinden.“ Zum Finale selbst meinte er: „Mir ist es am Anfang schwergefallen, ich war unruhig, die hohen Zehner haben gefehlt. Und die ein bisschen ,Verdrückten‘ haben sich mit mehr Bewegung mehr ausgewirkt, dementsprechend habe ich nicht den grünen Zweig gefunden.“ Sein Fazit mit der Luftpistole, es war sein dritter WM-Einzeleinsatz mit der Luftpistole nach Changwon 2018 und Kairo 2022, fiel dann doch positiv aus: „Es war eine Leistung, überhaupt in das Finale zu kommen. Ich war der zweitbeste Europäer, es passt schon.“
In der Qualifikation hatte das Männer-Trio, bestehend aus Christian Reitz, Robin Walter und Paul Fröhlich, einen guten Eindruck hinterlassen: 584 (Reitz), 579 (Walter) und 577 (Fröhlich) sorgten nicht nur für den Finalplatz des Routiniers, sondern auch für Bronze im Team: „Das war eine gute Mannschaftsleistung. Alle drei haben sehr gut gekämpft. Robin mit 579 nach seiner Pause völlig in Ordnung, Paul hat sehr gut gearbeitet, Christian mit starken 584 und dem Finale“, meinte Bundestrainerin Claudia Verdicchio-Krause. Damit gewann das Männer-Team wie schon vor zwei Jahren Edelmetall, damals gab es Silber für Walter, Fröhlich und Michael Schwald.
Reitz hatte im ersten Qualifikations-Durchgang vorgelegt und die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt: „Der Wettkampf war schon okay. Die Schüsse, die von meiner Vorstellung gut gearbeitet waren, waren auch bombenmäßig drin. Es sind ein paar dabei gewesen, wo das Fähnchen hochkam: Bitte absetzen! Mal habe ich die Ausfahrt gekriegt, mal nicht. Aber das gehört zum Wettkampf dazu.“ Die schwächste Serie des Olympia-Fünften von Tokio und Paris war eine 95, zweimal verfehlte er die perfekte 100-er Serie lediglich um einen Ring: „Mit den 584 bin ich zufrieden, und die 29 Innenzehner helfen auch“, so Reitz abschließend zu seinem vierten Platz.
Auch Fröhlich startete im ersten Durchgang der insgesamt 62 Starter und hatte zunächst Schwierigkeiten: „In der ersten Serie hatte ich echt Probleme. Mein Timing war nicht gut. Ich hatte das Gefühl, ich kann die Waffe gut führen und das Auslösen selbst ist auch gut. Aber manchmal passte es vom Timing nicht zusammen, dass ich in der Zehn den Schuss abgeben kann.“ Doch der Hitzhofener stabilisierte sich („Ich habe mich sauber reingearbeitet, bin konzentriert und ruhig geblieben.“) und schoss fünf konstante Serien: „Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Wie ich gearbeitet habe, war richtig gut.“ Nur eins nervte ihn ein wenig: „Es wurmt schon, dass die 580 nicht gefallen sind!“ Am Ende belegte er den 34. Platz.
Neun Plätze besser platziert war Robin Walter (579). Dass es nicht zu mehr reichte, lag vor allem an der ersten Serie (94): „Ich habe schwach angefangen, bin nicht reingekommen. Irgendwie hat mich alles gestört. Angefangen mit der Schießbrille, dann der Gehörschutz, das Licht passte nicht – alles war etwas wackelig.“ Der Olympia-Sechste von Paris 2024 stabilisierte sich in der Folge deutlich, es reichte aber nicht in dem dicht gedrängten Feld. „Es ist jetzt das erste größere Finale, in dem ich nicht dabei bin. Das hat mich kurz gekränkt, aber jetzt ist es schon wieder besser. Und ich hoffe, dass es das einzige Finale ist, das ich verpassen werde.“
Die Männer stark, die Frauen leider nicht. Bei Doreen Vennekamp, Monika Karsch und Michelle Skeries lief es gar nicht. Dabei erwischte Vennekamp (568, Rang 54) einen blendenden Start in den Wettkampf und platzierte ihre ersten sechs Schüsse allesamt in die Zehn. Doch bereits da war nicht alles perfekt: „Eine Zehn kann dir Sicherheit geben, sie kann aber auch geschenkt sein. Es wäre besser gewesen, wenn eine 9,9 oder 9,8 als Warnung gekommen wäre, dann wäre ich souveräner und ordentlicher am Arbeiten gewesen.“ Zwei Serien gingen total daneben: 92 Ringe in der zweiten und 89 in der vierten. „Das darf nicht passieren. Dann kommen natürlich Zweifel. Es war ein ganz schönes Auf und Ab, die Tiefs waren einfach zu tief, um hintenraus noch etwas reißen zu können.“ Damit war das Ziel hinfällig: „Mitte 570 war der Plan, da bin ich ganz schön weit weg, aber wenn ich die zwei Serien auf normales Niveau schieben werde, komme ich auf Ende 570. Und das ist das Ziel für den Olympia-Zyklus.“ Für den zweiten Wettkampf mit der Luftpistole, dem Mixed-Wettkampf, ist Vennekamp jedoch optimistisch: „Die hohen Serien funktionieren im Wettkampf, auch mehrere. Ich weiß, was ich zu tun habe.“
Michelle Skeries (559, 82. Platz) brauchte eine Serie, um in den Wettkampf zu finden („Mir hat ein bisschen der Mut gefehlt, ich habe ein wenig rumgestochert.“), vielleicht auch, weil es seit langer Zeit wieder ein großer internationaler Wettkampf mit der Luftpistole für die Potsdamerin war: „Nach 2012 war das mein erster Luftpistolen-Wettkampf, wenn man von EM und WM spricht.“ Zu ihrem Endresultat meinte sie: „Vom Ergebnis kann ich absolut nicht zufrieden sein, Im internationalen Vergleich ist das ein sehr großer Abstand, da muss im Training auf jeden Fall etwas passieren.“ Allerdings nahm auch sie Positives für den Mixed-Wettbewerb mit, den sie mit Robin Walter schießt: „Von der Arbeitsweise bin ich ab dem elften Schuss richtig gut reingekommen. Das konnte ich 30-35 Schuss aufrechthalten, das kann ich für das Mixed morgen mitnehmen.“
Noch arger erwischte es Monika Karsch, die bereits nach drei Schüssen Bundestrainerin Claudia Verdicchio-Krause konsultierte: „Es ging heute gar nichts. Es war sehr unruhig auf der Scheibe. Das versucht man zu retten, aber dann stimmt der Ablauf nicht mehr. Ich habe mich ein bisschen orientierungslos auf meiner Scheibe gefühlt“, so Karsch danach. Ihre 555 Ringe (Platz 91) „waren kein großes Vergnügen heute.“
KK 3x20 Männer: 9. Platz für DSB-Männerteam
Neben den Luftpistolenschützen waren auch die Gewehr-Männer im Kleinkaliber-Dreistellungskampf im Einsatz. Da das Teilnehmerfeld mit 93 Schützen sehr groß war, wurde zunächst eine Elimination geschossen. In dieser qualifizierten sich das DSB-Trio Maximilian Ulbrich (589), Daniel Bühlmeyer (589) und Max Ohlenburger (582) für die eigentliche Qualifikation, auch wenn es z.B. bei Bühlmeyer (1. Serie kniend 94 Ringe) und Ulbrich (liegend nur 195 Ringe) Luft nach oben gab. Dafür schossen vor allem die beiden Bayern herausragend im Stehend-Anschlag, Ulbrich verfehlte im letzten Schuss die perfekten 200 Ringe. In Summe landete das Trio auf dem neunten Platz und lag dennoch nur vier Ringe hinter dem Bronzerang.
Das deutsche Team in Kairo
Gewehr: Anna Janßen (Freising), Hanna Bühlmeyer (Weiltingen), Lea Ruppel (Herbstein), Nele Stark (Güglingen), Maximilian Ulbrich (Wilzhofen), Daniel Bühlmeyer (Weiltingen), Maximilian Dallinger (Freising), Max Ohlenburger (Idstein), David Koenders (Mossautal), Marcin Szyja (Pflaumdorf), Veronique Münster (Kalletal), Anna-Lena Geuther (Gaimersheim), Lisa Grub (Weingarten)
Pistole: Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Ronneburg), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Robin Walter (Reichenbach), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Christian Reitz (Regensburg), Oliver Geis (Bad Camberg), Emanuel Müller (Pfullingen), Florian Peter (Obertshausen)
Target Sprint: Edith Buschsieweke (München), Jana Landwehr (Dortmund), Kerstin Schmidt (Erbendorf), Julius Hofmann (Gerathal), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Alena Weinmann (Weilen u.d.R), Lukas Bürki (Haibach), Moritz Kellner (Isen)
Betreuer: Claudia Verdicchio-Krause, Wolfram Waibel, Detlef Glenz, Carsten Hees, Steffen Jabin, Marco Kleer, Thomas Zerbach, Sandra Reitz, Sylvia Torba, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Stefan Nolte, Christian Stauske, Michaela Huck, Michel Gomez-Krämer, Thilo von Hagen
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