Weltmeisterschaften

Schießsport-WM Kairo: Deutsche Festspiele im Target Sprint

16.11.2025 20:24

Medaillenregen im Target Sprint und ganz viel Pech über 300m liegend der Frauen: Während Lisa Grub ein Ring zur Bronzemedaille mit dem Großkalibergewehr fehlte, feierten die schnellsten Sportler im DSB durch Jacob Hofmann, Jana Landwehr (Erwachsene) Lukas Bürki und Alena Weinmann (Junioren) in vier Wettkämpfen vier WM-Titel. Hinzu kam noch einmal Silber für Edith Buschsieweke und zweimal Bronze für Kerstin Schmidt und Moritz Kellner.

Foto: DSB / Jubelbild der Target Sprinter mit der sensationellen Ausbeute von vier WM-Titeln und insgesamt sieben WM-Medaillen in den Einzelrennen.
Foto: DSB / Jubelbild der Target Sprinter mit der sensationellen Ausbeute von vier WM-Titeln und insgesamt sieben WM-Medaillen in den Einzelrennen.

Target Sprint Einzelrennen: Vier gewinnt! Vier WM-Titel und sieben Medaillen
Seit Jahren dominieren die deutschen Target Sprinter die internationale Szene und wollten natürlich auch in Kairo ihre Vormachtstellung untermauern. Da jedoch gleich vier WM-Debütanten im Team standen und zudem völlige Unklarheit über die Qualität der ägyptischen Athleten bestand, gab es eine gewisse Unsicherheit. Doch diese war unbegründet, denn das deutsche Team zeigte in eindrucksvoller Manier seine hohe Qualität. So beispielsweise Jana Landwehr, die sich in ihrem letzten internationalen Wettkampf zur Weltmeisterin krönte: „Das ist ein Traum, den ich mir Mitte des Jahres noch nicht habe träumen lassen. Ich habe vorhin im Ziel die ganze Zeit gedacht, was wäre gewesen, wenn ich Nein zur WM gesagt hätte. Es war schon gut, dass Silvia (Torba, Disziplinverantwortliche, Anm. d. Red.) mich nochmal überredet hat.“ Die Grundlage dazu hatte sie mit einem nahezu perfekten ersten Lauf geschaffen, als sie fehlerfrei schoss und knappe zehn Sekunden auf Kerstin Schmidt und weitere zwei Sekunden auf Edith Buschsieweke herausholte („So zehn Sekunden sind schon ein solider Puffer. Und dann habe ich einfach gedacht, ich bleibe jetzt locker und dann laufe ich das Ding nach Hause.“). Diese machten den deutschen Dreifacherfolg perfekt, als die Reihenfolge im zweiten Durchgang Landwehr, Buschsieweke und Schmidt lautete – so wurden auch die Medaillen verteilt. Bei den Frauen und Juniorinnen wurde aufgrund der geringen Teilnehmerzahl zwei Wettkämpfe absolviert und die Zeiten daraus addiert.

Bei den Männern hatten sich die Brüder Julius und Jacob Hofmann ebenso souverän für das Finale der acht besten Athleten qualifiziert, wie bei den Junioren Moritz Kellner und Lukas Bürki. Im Finale der Männer ging es dann heftig zur Sache. Der ägyptische local hero Ahmed Attia hatte im Vorlauf eine bärenstarke Vorstellung auf der Laufstrecke und am Schießstand - es mussten zwei Schießeinlagen und drei Runden á 400m absolviert werden - gezeigt, zudem stand auch der Italiener Marco Ammirati als Favorit an der Linie. Doch die Hofmann-Brüder hielten voll dagegen, vor allem Jacob lief ein perfektes Rennen: Am Ende hatte er die Distanz in neuer Weltrekordzeit von 3.44,4 Minuten absolviert und war mega glücklich: „Ich bin einfach nur erleichtert. Vor drei Jahren war die letzte WM genau hier, und seitdem hatte ich immer den Gedanken, ich will irgendwann nochmal Weltmeister werden. Und dass es jetzt endlich geklappt hat nach all der harten Arbeit im Training und all dem, was dazugehört, ist einfach cool.“ Und der neue Weltrekord schmeckte dem neuen Weltmeister natürlich auch: „Das war die erste Zeit unter 3.50 Minuten, meine Bestleistung war bei 4.01 Minuten. Ich wusste, dass eine Zeit von 3.50 Minuten möglich ist, dass es aber unter 3.45 Minuten gegangen ist, ist die Kirsche auf der Torte.“ Sein Bruder Julius hatte dagegen Pech, ein Nachlader zu viel kostete ihm die Bronzemedaille, mit 1,4 Sekunden Rückstand auf den Ägypter wurde er Vierter.

In der Qualifikation wollte es bei Junior Lukas Bürki nicht so recht laufen. Zahlreiche Schießfehler ließen bei ihm Zweifel aufkommen. Doch ein Telefonat mit Papa Dieter, der gleichzeitig sein Heimtrainer ist, und eine nochmalige Schießeinheit, gaben ihm Zuversicht und Stärke zurück. Und im Finale war er nicht zu stoppen: Ohne Schießfehler und mit einer Endzeit von 3.52,9 Minuten stürmte er als Erster ins Ziel, knapp acht Sekunden vor dem Italiener Elia Sidoni, der sich im Zielsprint gegen den ebenfalls stark aufgelegten Moritz Kellner durchsetzte. „Der WM-Titel fühlt sich sehr, sehr geil an. Das ganze Jahr ist schon gut gelaufen, und bin jetzt einfach nur happy, nach einem ganzen Jahr intensiven Trainings hier zu stehen und zu sagen, das hat sich alles gelohnt.“

Foto: DSB / Jana Landwehr lief und schoss sich in ihrem letzten internationalen Wettkampf zum Weltmeister-Titel im Target Sprint.
Foto: DSB / Jana Landwehr lief und schoss sich in ihrem letzten internationalen Wettkampf zum Weltmeister-Titel im Target Sprint.

Mit einem formidablen ersten Lauf hatte sich Alena Weinmann bereits ein 17 Sekunden-Polster auf die zweitplatzierte Schweizerin Tessa Dietrich verschafft („Ich war froh, dass ich ein bisschen Vorsprung hatte und wollte es im zweiten Lauf dann genauso machen“). Und diesen Vorsprung gab die 20-Jährige im zweiten Lauf nicht mehr aus der Hand, im Gegenteil: Nochmals siegte sie mit knapp elf Sekunden Vorsprung und wies am Ende exakt 27 Sekunden Vorsprung auf die Schweizerin Tessa Dietrich auf. Nach dem Zieleinlauf fiel sie glücklich auf den Boden und jubelte über ihren bislang größten Erfolg: „Das ist schon krass. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass ich es hier schaffen und gewinnen kann. Ich bin froh, dass ich ruhig geblieben bin und alles funktioniert hat. Nach dem zweiten Schießen hieß die Devise: Vollgas!“

Am letzten Tag der Schießsport-Weltmeisterschaft stehen im Target Sprint die Teamrennen an. Für Deutschland gehen im Mixed Kerstin Schmidt & Jacob Hofmann, Edith Buschsieweke & Julius Hofmann (Erwachsene) sowie Alena Weinmann & Lukas Bürki (Junioren) an den Start. In den Teamrennen mit jeweils zwei männlichen und einem weiblichen Starter heißen die Kombinationen Kerstin Schmidt & Julius Hofmann & Jacob Hofmann (Erwachsene) sowie Alena Weinmann & Lukas Bürki & Moritz Kellner (Junioren).

300m liegend Frauen: Eine Neun zu viel für Lisa Grub
60 Schuss in 60 Minuten und dabei höchste Konzentration. Das sind die 300m liegend, bei denen eine kurze Schwächephase, ja sogar eine Neun schon über Wohl und Wehe entscheiden kann. Und so kam es auch, sehr zum Leidwesen von Lisa Grub, die in den ersten drei Serien jeweils eine Neun auf die Scheibe setzte, dann bis zum 58. Schuss nur noch Zehner produzierte, ehe ihre vierte Neun den sehr guten, aber bitteren vierten Platz bedeutete: „Der vorletzte Schuss war einfach dumm. Ich war so gut unterwegs und habe mir gedacht: Lisa, du ziehst es sauber durch. Ich habe gleich gewusst, Sch…! Man muss gar nicht viel falsch machen, so eine Neun passiert superschnell. Ansonsten habe ich es gut gemacht, aber es ist halt mal wieder der verfluchte vierte Platz.“ Dieser resultierte auch aus der dritten Neun, eine, die haarscharf an der Zehn (diese misst zehn Zentimeter im Durchmesser) vorbeischrammte: „Bei der dritten Neun habe ich nicht wegen der 9,9 die Augen gerollt, sondern weil ich die einfach dorthin geschossen habe. Ich habe abgedrückt und gesehen, das ist nicht zentral! Das war einfach nur dämlich, hätte ich eine Sekunde länger gewartet, wäre alles gut gewesen“, haderte sie danach, um dann nach Platz sechs im Dreistellungskampf und Platz vier liegend zu resümieren: „Es ist in Ordnung, damit kann man schon heimfahren.“
Für die anderen beiden deutschen Schützinnen lief es nicht ganz so gut, ihre hervorragenden Ergebnisse aus dem Dreistellungskampf, als Veronique Münster perfekte 200 Ringe schoss und Anna-Lena Geuther 199, konnten sie über das 60-Schuss-Programm nicht wiederholen: Die 590 (Münster) und 589 (Geuther) Ringe bedeuteten die Plätze elf und 13: „Die Beiden sind im Rahmen plus minus. Es ist okay, es reicht bei einer WM aber nicht, um ganz vorne zu landen. Aber auch sie können wie Lisa mit ihrem vierten Platz und ihrem Ergebnis zufrieden sein“, urteilte der Disziplinverantwortliche Jörg Dietrich.

Die drei deutschen Männer mussten heute zunächst eine Elimination über 300m liegend schießen und überstanden diese. Somit starten David Koenders (594), Max Ohlenburger (593) und Marcin Szyja (589) am 17. November

Das deutsche Team in Kairo
Gewehr: Anna Janßen (Freising), Hanna Bühlmeyer (Weiltingen), Lea Ruppel (Herbstein), Nele Stark (Güglingen), Maximilian Ulbrich (Wilzhofen), Daniel Bühlmeyer (Weiltingen), Maximilian Dallinger (Freising), Max Ohlenburger (Idstein), David Koenders (Mossautal), Marcin Szyja (Pflaumdorf), Veronique Münster (Kalletal), Anna-Lena Geuther (Gaimersheim), Lisa Grub (Weingarten)
Pistole: Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Ronneburg), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Robin Walter (Reichenbach), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Christian Reitz (Regensburg), Oliver Geis (Bad Camberg), Emanuel Müller (Pfullingen), Florian Peter (Obertshausen)
Target Sprint: Edith Buschsieweke (München), Jana Landwehr (Dortmund), Kerstin Schmidt (Erbendorf), Julius Hofmann (Gerathal), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Alena Weinmann (Weilen u.d.R), Lukas Bürki (Haibach), Moritz Kellner (Isen)
Betreuer: Claudia Verdicchio-Krause, Wolfram Waibel, Detlef Glenz, Carsten Hees, Steffen Jabin, Marco Kleer, Thomas Zerbach, Sandra Reitz, Sylvia Torba, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Stefan Nolte, Christian Stauske, Michaela Huck, Michel Gomez Krämer, Thilo von Hagen

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