Weltmeisterschaften

Schießsport-WM Kairo: Der Chef-Bundestrainer zieht Bilanz

17.11.2025 12:06

Die olympischen Disziplinen bei der Schießsport-Weltmeisterschaft in Kairo/EGY (7. bis 17. November) sind beendet und brachten dem Deutschen Schützenbund erfreuliche, aber auch weniger erfreuliche Resultate. Chef-Bundestrainer Michel Gomez Krämer war einige Tage vor Ort und konnte sich so ein Bild machen. Im Interview zieht er Bilanz.

Foto: Team Deutschland / Chef-Bundestrainer Michel Gomez Krämer zog eine gemischte WM-Bilanz für die olympischen Disziplinen.
Foto: Team Deutschland / Chef-Bundestrainer Michel Gomez Krämer zog eine gemischte WM-Bilanz für die olympischen Disziplinen.

Welchen Stellenwert hatte die WM in Kairo für den DSB?
Michel Gomez Krämer: „Eine WM hat grundsätzlich einen hohen Stellenwert für den Deutschen Schützenbund. Ich muss natürlich auch sagen, dass es die erste WM im nacholympischen Jahr war, nachdem wir nach Tokio ja kein wirkliches nacholympisches Jahr hatten, sondern gleich wieder in die Quotenplatz relevante WM eingestiegen sind. Aber ja, grundsätzlich fahren wir immer zu einer WM mit dem Anspruch, dort auch vorne mitreden zu wollen und auch zu können.“

Was waren in der nacholympischen Saison die Ziele, unabhängig von den Resultaten?
Michel Gomez Krämer: „Da muss man ein bisschen differenzieren. Grundsätzlich sind die Ziele immer, dass wir mit den gesamten Rahmenbedingungen – z.B. den Bundesstützpunkten, den Bundes- und Landestrainern - natürlich unsere Athleten kontinuierlich weiterentwickeln wollen und auch müssen. Sicherlich muss man es in diesem Jahr ein bisschen relativieren. Viele Leistungsträger, die die komplette Strecke bis zu den Olympischen Spielen gegangen sind und Dinge aufgrund des nicht vorhandenen nacholympischen Jahres nach Tokio hintenangestellt hatten, Stichwort duale Karriere; Technikumstellungen, die wir angehen wollten; bei dem einen oder anderen wurden auch kleinere oder größere Operationen hinausgezögert. Und das kam jetzt eben in dieses nicht-olympische Jahr. Aber nichtsdestotrotz ist der Aufbau im Rahmen der Trainingsplanung und der individuellen Trainingsgestaltung immer ausgerichtet auf den Jahreshöhepunkt.“

Wie bewertest du das Abschneiden in den olympischen Disziplinen Gewehr und Pistole?
Michel Gomez Krämer: „Für Gewehr kann man ein positives Fazit ziehen. Natürlich war der Weltmeistertitel von Maxi Dallinger überragend. Bei den Männern zeigt auch die Teamleistung mit dem Gewinn der Silbermedaille im Luftgewehr die mannschaftliche Geschlossenheit und die Qualität in der Breite. Zwar hat es bei den Damen nicht für einen Finaleinzug gereicht, aber es waren trotz allem sehr solide und gute Leistungen, vor allem unter der Berücksichtigung, dass wir einige Neulinge im Team hatten. Da fehlt es vielleicht noch ein bisschen an der Stabilität, Konstanz und auch Erfahrung, aber sie sollten perspektivisch eine wichtige Rolle für uns spielen. Im Bereich Schnellfeuerpistole ist der Anspruch von der Schnellfeuertruppe immer, ins Finale zu kommen und möglichst auch Medaillen zu gewinnen. Gut, mit der Einzelmedaille hat es nicht ganz funktioniert, aber wir hatten mit Emanuel Müller und Oliver Geis zwei Athleten im Finale und Florian Peter mit dem siebten Platz knapp dran vorbei. Das Team hat souverän die Goldmedaille gewonnen. Demnach sind sie in der Weltspitze nach wie vor mit Ton angebend und kann man auch sehr positiv bewerten. Denn es ist kein Selbstläufer, immer im Finale zu sein und eine Medaille zu gewinnen. Im Bereich Luftpistole-Männer war Christian Reitz im Finale, Robin Walter ein Stückchen dahinter, aber auch da gab es Gründe in diesem Jahr. Und mit Paul Fröhlich hat das Team dann die Bronzemedaille gewonnen. Bei den Damen muss man es vielleicht kritischer beurteilen. Im Bereich Luftpistole sind wir schon ein Stück von der Weltspitze entfernt, das zeigten auch die Ergebnisse hier. Mit der Sportpistole haben wir immer Ambitionen, eine Finalplatzierung zu erreichen, aber dafür haben unsere Athletinnen am ersten Tag in der Präzision zu viel liegen gelassen, als dass sie das am zweiten Tag im Duell hätten aufholen können. Aber alles in allem war es sicherlich nicht das, was die Pistolenfrauen sich selbst vorgenommen hatten.“

Was folgt daraus?
Michel Gomez Krämer: „Wir werden das alles in die anstehende Bundestrainer-Klausur mitnehmen, werden nochmals gemeinsam mit den Bundestrainern analysieren und werden dann schauen, an was für Stellschrauben wir noch ein bisschen feinjustieren können, um dann wieder voll anzugreifen. Dieses Jahr steht für den einen oder anderen noch das Weltcup-Finale an als Abschluss und das Wettkampfjahr war lang und das wird sich auch kommendes Jahr nicht ändern - es bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Aber grundsätzlich können wir positiv auf das, was kommt, blicken. Wir sind überall dabei, wo die Musik spielt. Und wenn wir nächstes Jahr die Leistungsträger voll eingebunden haben, werden wir auch bei der kommenden WM wieder ein Wörtchen mitreden können.“

Wie sehr hat dich der WM-Titel für Maxi Dallinger gefreut, und wie wichtig war das generell für das Gewehrteam von Bundestrainer Wolfram Waibel?
Michel Gomez Krämer: „Grundsätzlich freue ich mich für jeden Athleten und jede Athletin gleichermaßen, die erfolgreich bei Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen sind. Es ist auch eine Bestätigung der geleisteten Arbeit bis jetzt, nachdem wir ja den Personalwechsel auf Trainerebene hatten, zum anderen gibt es Schwung für das, was vor uns liegt. Erfolge sind immer das Ergebnis harter und intensiver Arbeit und vieler Entbehrungen, und alle, auch die anderen Disziplingruppen – wir treten bei einer WM grundsätzlich als Team auf – haben sich für ihn gefreut. Dieser Teamgedanke ist ein wichtiger Baustein, um erfolgreich zu sein. Maxi war immer dicht dran. Nachdem er sich vergangenes Jahr nicht für die Olympischen Spiele qualifizieren konnte, hat er eine absolut professionelle Reaktion gezeigt, wie man sie sich von einem Leistungssportler wünscht, und sich nun selbst mit WM-Gold belohnt.“

Im nächsten Jahr gibt es nahezu den gleichen Wettkampfplan wie dieses Jahr. Was sind die Konsequenzen aus diesem Jahr und der WM?
Michel Gomez Krämer: „Ich habe die anstehende Bundestrainer-Klausur angesprochen. Die Trainer müssen sich selbst noch einmal mit ihren Assistenztrainern besprechen und das Ganze analysieren; die Erstellung der Rahmen-Trainingspläne steht an. Aber wie wir auch schon nach den Olympischen Spielen gesagt haben, es sind keine großen Veränderungen notwendig. Sicherlich muss man schauen, dass die Trainingsgestaltung und Wettkampfbelastung wohlbalanciert ist.“

Wie wichtig ist die WM 2026 in Doha für den DSB?
Michel Gomez Krämer: „Die hat natürlich einen sehr hohen Stellenwert. Wir wissen, was mit der WM in Doha beginnt: Die Quotenplatzvergabe für Los Angeles 2028. Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, unabhängig davon, ob das jetzt eine Quotenplatz-WM ist oder ein anderer internationale Wettkampf: Was unsere Athleten beeinflussen können, sind die eigenen Leistungen. Was am Ende dabei rauskommt, hängt auch immer davon ab, wer noch links und rechts daneben an der Linie steht. Aber wenn wir es schaffen, dort bestvorbereitet an den Start zu gehen – und davon bin ich überzeugt – dann bin ich mehr als positiv, dass wir auch Richtung LA 2028 genug Quotenplätze auf dem Weg dorthin einsammeln.“

Das deutsche Team in Kairo
Gewehr: Anna Janßen (Freising), Hanna Bühlmeyer (Weiltingen), Lea Ruppel (Herbstein), Nele Stark (Güglingen), Maximilian Ulbrich (Wilzhofen), Daniel Bühlmeyer (Weiltingen), Maximilian Dallinger (Freising), Max Ohlenburger (Idstein), David Koenders (Mossautal), Marcin Szyja (Pflaumdorf), Veronique Münster (Kalletal), Anna-Lena Geuther (Gaimersheim), Lisa Grub (Weingarten)
Pistole: Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Ronneburg), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Robin Walter (Reichenbach), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Christian Reitz (Regensburg), Oliver Geis (Bad Camberg), Emanuel Müller (Pfullingen), Florian Peter (Obertshausen)
Target Sprint: Edith Buschsieweke (München), Jana Landwehr (Dortmund), Kerstin Schmidt (Erbendorf), Julius Hofmann (Gerathal), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Alena Weinmann (Weilen u.d.R), Lukas Bürki (Haibach), Moritz Kellner (Isen)
Betreuer: Claudia Verdicchio-Krause, Wolfram Waibel, Detlef Glenz, Carsten Hees, Steffen Jabin, Marco Kleer, Thomas Zerbach, Sandra Reitz, Sylvia Torba, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Stefan Nolte, Christian Stauske, Michaela Huck, Michel Gomez Krämer, Thilo von Hagen

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