Weltmeisterschaften

Schießsport-WM Kairo: Drei WM-Teilnehmer im Interview

03.11.2025 14:21

An der Schießsport-Weltmeisterschaft in Kairo/EGY (7. bis 17. November) nehmen aus deutscher Sicht sowohl WM-Neulinge als auch -Routiniers teil. Mit Anna Janßen (Gewehr, Freising), Oliver Geis (Schnellfeuerpistole, Bad Camberg) und Jana Landwehr (Target Sprint, Dortmund) interviewten wir drei WM erfahrene Sportler im Vorfeld.

Foto: DSB / Volle Konzentration für die WM: Oliver Geis will bei der WM in Kairo ins Finale (wie sicherlich auch Emanuel Müller und Clement Bessaguet/FRA, die auch auf dem Bild sind).
Foto: DSB / Volle Konzentration für die WM: Oliver Geis will bei der WM in Kairo ins Finale (wie sicherlich auch Emanuel Müller und Clement Bessaguet/FRA, die auch auf dem Bild sind).

Ihr seid schon lange im internationalen Geschäft. Was macht so eine WM noch mit euch?
Janßen: „Diese WM ist eine besondere, weil das diesjährige Jahr anders war als die vorherigen. Ich war ein halbes Jahr raus und hatte Pausen, deswegen ist es ein anderes Gefühl, ein Gefühl aus Ungewissheit, ohne dass Selbstvertrauen und Sicherheit verloren gegangen sind. Ich bin gespannt, aber grundsätzlich sehr gut drauf.“
Geis: „Dadurch, dass wir mittlerweile jedes Jahr eine WM haben, ist es nicht Routine, aber ich habe schon viele Weltmeisterschaften mitgemacht. Ich freue mich darauf, es ist unser Höhepunkt, auf den wir das ganze Jahr hintrainiert habe. Es wird Zeit, dass es losgeht.“
Landwehr: „Ich glaube, es spielt keine Rolle wie lange man schon dabei ist. Bei einer WM dabei sein zu dürfen, bleibt immer eine Ehre.“

Ihr wisst auch, wie es ist, WM-Medaillen zu gewinnen. Erinnert ihr euch noch an euern größten WM-Moment? 
Janßen: „Der war tatsächlich bei der Junioren-WM in Suhl, als ich 15 Jahre alt war. Ich stand im Finale neben Ginny (Thrasher/USA, Anm. d. Red.), die im Jahr davor 2016 Olympia-Gold gewonnen hat. Das war ganz groß für mich, es war mein allererstes internationales Jahr und ich wusste, dass ich ganz gut mithalten kann. Da als Vize-Weltmeisterin herauszugehen, das hat mich nachhaltig sehr geprägt. Du bist oben bei den Juniorinnen dabei und hast die Olympiasiegerin abhängen können.“
Geis: „Auf jeden Fall! Das war 2014 in Granada, das ist schon lange her und deswegen wird es auch mal wieder Zeit. 2014 hatte ich meine erste Weltcup-Medaille geholt, es lief gut, ich war im Kopf relativ frei, und ich habe es auch gar nicht kommen sehen bei der WM. Auf einmal stand ich im Finale, da lief es ganz gut und ich bin Zweiter geworden. Das war eine große Überraschung für mich und ein Wahnsinnsmoment. Mit der Mannschaft standen wir immer wieder mal auf dem Treppchen, aber so eine Einzelmedaille wäre auf jeden Fall eine schöne Sache.“
Landwehr: „Das bleibt für mich wohl für immer die WM 2017 in Suhl, die erste WM im Target Sprint. Ich kann nicht genau sagen, ob es die Tatsache war, dass ich in diesem Jahr in den Qualifikationen noch nie ganz vorne dabei war und dann überraschend Silber gewonnen habe und damit dann in unsere Gold-Mannschaft gerutscht bin oder ob es einfach die Stimmung war, die wir bis dahin in der Form leider nicht mehr erlebt haben.“

Welche Relevanz hat eine WM im nacholympischen Jahr für euch im olympischen Bereich?
Janßen: „Dadurch, dass es für mich in diesem Jahr anders aussah, ist die WM von der Wertigkeit – wenn man es rein fachlich und sportlich sieht - nicht so hoch wie eine WM im vorolympischen Jahr. Grundsätzlich ist es aber auch ganz schön, abseits vom olympischen Trubel, seine Leistung bringen zu können. Es ist aber ganz klar der Jahreshöhepunkt.“
Geis: „Die WM hat einen hohen Stellenwert, es ist der Höhepunkt des Jahres – die Besten des Jahres kommen zusammen. Bei Olympia und bei der EM war ich knapp nicht dabei, jetzt habe ich mich durchsetzen können. Ich bin voll motiviert und habe Bock, mich zu zeigen und zu beweisen.“

Foto: Britta Kußmaul / Jana Landwehr (links) will - wie auch Teamkollegin Kerstin Schmidt - bei der WM in Kairo um die Medaillen laufen und schießen.
Foto: Britta Kußmaul / Jana Landwehr (links) will - wie auch Teamkollegin Kerstin Schmidt - bei der WM in Kairo um die Medaillen laufen und schießen.

Jana, bei euch fiel im vergangenen Jahr die WM in Dingolfing mangels Teilnahme anderer Nationen aus. Ist die WM in Kairo deshalb für dich und die anderen Target Sprinter etwas Besonderes?
Landwehr: „Ich glaube, für den Target Sprint allgemein ist die Ausrichtung großer Veranstaltungen, sei es jetzt eine WM oder eine EM, sehr wichtig. Jede Disziplin lebt von Perspektiven und Zielen, auf die Sportler und Trainer hinarbeiten können. Insbesondere Disziplinen, von denen man sich erhofft, dass sie noch wachsen. Für mich persönlich ist die WM-Teilnahme etwas, womit ich bis vor einiger Zeit nicht mehr gerechnet hätte. Ich wollte mit der WM in Dingolfing einen Schlussstrich unter meine internationale Laufbahn ziehen und hatte auch meinen Frieden damit gemacht, dass mir das verwehrt blieb. Dass ich noch einmal so viel Freude am Wettkampfgeschehen finde, mein Körper die Belastung noch aushält und ich doch noch einmal eine WM laufen darf, habe ich nicht erwartet.“

Wie verläuft bzw. verlief die Vorbereitung aus eurer Sicht?
Janßen: „Auch wieder anders als sonst. Ich bin neben dem Studium als Werksstudentin angestellt. Meine Woche ist organisierter als vorher, ich habe meine wöchentliche Routine. Wir hatten in München eine Vorbereitung mit dem französischen Team, wir haben viel geschossen, es tat richtig gut und war der ideale Zeitpunkt. Ansonsten ist die Vorbereitung ähnlich wie in den Vorjahren aus.“
Geis: „Die Vorbereitung läuft sehr gut. Bei unserem internationalen Trainingslager mit den Franzosen und den Italienern zusammen haben wir Top-Leistungen geliefert und haben den anderen gezeigt, dass sie sich anstrengen müssen, wenn sie an uns vorbei wollen. Das war wirklich sehr, sehr gut.“
Landwehr: „Target Sprint ist eine Sommersportart. Unsere Saison begann im April. Mit einer WM im November wird der Sommer langsam ganz schön lang. Es ist gar nicht so einfach, über so einen langen Zeitraum die richtige Dosierung von Be- und Entlastung zu finden. Wir trainieren zum Saisonhöhepunkt sehr viel komplex (Laufen und Schießen in einer Einheit) und dafür geht uns langsam das Licht aus, insbesondere wenn wir nach der Arbeit noch ins Training gehen. Aber da weichen wir eben auf das Wochenende aus. Auch die Temperaturen hier sind natürlich nicht mit denen, die uns in Kairo erwarten werden, zu vergleichen. Es ist also gar nicht mal so einfach, aber jetzt ist es ja nicht mehr lang, und als Target Sprinter ist man es gewohnt, sich schnell an die äußeren Bedingungen anzupassen.“

Wenn man schon einmal WM-Medaillen gewonnen hat, gibt man sich dann mit weniger als einer Medaille zufrieden? Was ist euer Ziel?
Janßen: „Gute Frage! Es ist schwierig zu sehen, bei den Erwachsenen habe ich in einer olympischen Disziplin noch keine WM-Einzelmedaille gewonnen – bisher waren es nur Teammedaillen. Mein Ziel sind Finalteilnahmen, aber ich habe in China beim Weltcup gesehen, dass die Selbstverständlichkeit noch nicht da war. Ich habe jetzt gut aufgeholt, aber ich fahre nicht dahin und sage, ich muss eine Medaille gewinnen. Dafür ist es im Luftgewehr auch zu dicht.“
Geis: „Mein primäres Ziel ist es, überhaupt erst einmal in das Finale hineinzukommen. Und wenn man dort ist, kann alles passieren. Ich fühle mich wirklich sehr gut, die vier Sekunden und die Finals laufen richtig gut. Die größte Hürde wird sein, überhaupt in das Finale zu kommen.“
Landwehr: „Mein Anspruch ist es in jedem Rennen, in dem ich eingesetzt werde, meine beste Leistung abzurufen. Und ich hoffe immer, dass das für eine Medaille reicht.“

Das deutsche Team in Kairo
Gewehr: Anna Janßen (Freising), Hanna Bühlmeyer (Weiltingen), Lea Ruppel (Herbstein), Nele Stark (Güglingen), Maximilian Ulbrich (Wilzhofen), Daniel Bühlmeyer (Weiltingen), Maximilian Dallinger (Freising), Max Ohlenburger (Idstein), David Koenders (Mossautal), Marcin Szyja (Pflaumdorf), Veronique Münster (Kalletal), Anna-Lena Geuther (Gaimersheim), Lisa Grub (Weingarten)
Pistole: Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Ronneburg), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Robin Walter (Reichenbach), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Christian Reitz (Regensburg), Oliver Geis (Bad Camberg), Emanuel Müller (Pfullingen), Florian Peter (Obertshausen)
Target Sprint: Edith Buschsieweke (München), Jana Landwehr (Dortmund), Kerstin Schmidt (Erbendorf), Julius Hofmann (Gerathal), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Alena Weinmann (Weilen u.d.R), Lukas Bürki (Haibach), Moritz Kellner (Isen)
Betreuer: Claudia Verdicchio-Krause, Wolfram Waibel, Detlef Glenz, Carsten Hees, Steffen Jabin, Marco Kleer, Thomas Zerbach, Sandra Reitz, Sylvia Torba, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Stefan Nolte, Christian Stauske, Michaela Huck, Michel Gomez-Krämer, Thilo von Hagen

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