Weltmeisterschaften

Schießsport-WM Kairo: "Es ist das erste krasse Event, zu dem wir zusammen hinfahren!"

06.11.2025 09:13

Bei der Weltmeisterschaft in Kairo/EGY (7.-17. November) geht mit Hanna und Daniel Bühlmeyer ein Ehepaar für das DSB-Team an den Start. Das auch in der Bundesliga (Der Bund München) gemeinsam agierende Gewehr-Duo feiert in Ägypten seine WM-Premiere und erzählt im Interview aus dem Nähkästchen.

Foto: DSB / Freut sich auf die gemeinsame WM in Kairo: Ehepaar Hanna und Daniel Bühlmeyer.
Foto: DSB / Freut sich auf die gemeinsame WM in Kairo: Ehepaar Hanna und Daniel Bühlmeyer.

Wie kann man sich den Alltag im Hause Bühlmeyer vorstellen? Geht es da nur um den Gewehrsport?
Daniel Bühlmeyer: „Nein! Wir sind ja beide berufstätig, ich als Ingenieur für Beleuchtungstechnik in Flugzeugen bei Diehl Aerospace, und Hanna ist beim Landratsamt Augsburg. Aber zwangsläufig unterhält man sich auch über das Schießen und das Training.“
Hanna Bühlmeyer: „Nach der Arbeit kurz, wie es dort lief und dann viel darüber, was es zum Essen gibt, familiäre Sachen. Zumal wir gerade bei meinen Eltern das Haus umbauen.“

Und über das Schießen habt ihr euch sicherlich auch kennengelernt, oder?
Daniel Bühlmeyer: „Korrekt, wir waren viele Jahre lang zusammen im Bayern-Kader und dann ging es in die Nationalmannschaft, dann wieder raus, dann in die Pfalz und dann wieder in den Nationalkader. Zusammengekommen sind wir vor acht Jahren.“

Ihr feiert beide mit 29 Jahren eure WM-Premiere? Warum hat das so lange gedauert?
Hanna Bühlmeyer: „Ich war als Juniorin gut, aber nie sehr gut, war auch nie in der Nationalmannschaft. Bei mir war der ausschlaggebende Punkt, dass ich immer drangeblieben bin und nie aufgegeben habe. Das hat mir am Ende den nötigen Biss gegeben, bei EM- oder WM-Qualifikationen durchzuhalten. Daran bin ich zu Juniorenzeiten immer gescheitert, dass ich im Training gut war, aber nicht bei den Qualifikationen. Da habe ich mich persönlich und mental weiterentwickelt und kann das jetzt besser rüberbringen mit meiner mittlerweile gesammelten Weisheit.“
Daniel Bühlmeyer: „Ich bin ein Spätzünder und habe relativ spät mit dem Schießsport angefangen. Ich bin erst im letzten Junioren-Jahr in den Bayernkader gekommen, da habe ich auch den Leistungssport für mich entdeckt. Dann war der Ehrgeiz geweckt, und es ging stetig bergauf – natürlich auch mit Wellenbewegungen – aber jetzt liefere ich Ergebnisse, bin konkurrenzfähig in der nationalen Spitze und kann auch international angreifen.“

Wie groß war die Erleichterung, dass ihr es nach Kairo geschafft habt und wie groß ist die Vorfreude?
Daniel Bühlmeyer: „Die Qualifikation an sich war hoch geschossen. Man muss zunächst Limits schießen, die hoch angesetzt sind, aber das finde ich gut. Die Ausscheidung war recht hart, die „Maxis“ (Maximilian Ulbrich, Maximilian Dallinger, Max Ohlenburger sind auch alle im WM-Team, Anm. d. Red.) sind alle gut unterwegs. Und dass ich dort in den Kreis reingerutscht bin, war toll. Ich freue mich brutal auf die WM.“
Hanna Bühlmeyer: „Bei mir ist es ähnlich. Bei den Damen ist es ja auch sehr eng, und ich bin „nur“ mit dem Luftgewehr zugelassen gewesen und war doch sehr erleichtert, dass es gereicht hat, obwohl ich nicht überperformt habe. Ich gehe mit Vorfreude zur WM, weil ich weiß, da ist noch ordentlich Luft. Bei der Deutschen Meisterschaft lief es viel besser, und für die WM habe ich schon Ambitionen für das Finale im Hinterkopf .“

Wie groß war der Stolz auf den jeweils anderen, dass er dabei ist?
Hanna Bühlmeyer: „Ich freue mich oft mehr über seine Erfolge als über meine. Das ist vielleicht eine schlechte Angewohnheit vom Sportler, dass man seine Erfolge selbst tiefer hängt. Daniel war am Anfang der Saison nicht so gut drauf, aber es hat mich sehr gefreut, dass er es dann auf die Scheibe gebracht hat, weil ich die Entwicklung im Training ja verfolge.“
Daniel Bühlmeyer: „Schon riesig. Bei Hanna war es andersrum. Sie hatte am Anfang des Jahres ihre Hochphase, sie hat im Training Wahnsinns-Ergebnisse geschossen, da wäre sie in jedem internationalen Finale auf eins gewesen. In der Qualifikation zu sehen, dass es nicht ganz so lief, es aber dennoch gereicht hat, war umso schöner. Es ist aussagekräftig genug, dass die Tiefbewegung noch so hoch ist, dass sie national konkurrenzfähig ist.“

Beschreibt einmal die Stärken des jeweils anderen am Schießstand?
Hanna Bühlmeyer: „Ich beneide an Daniel, dass er so einen Biss hat. Wenn er Rückschläge erfährt, weiß er, dass er alles gegeben hat. Er gibt immer 110 Prozent.“
Daniel Bühlmeyer: „Hanna hat während des Schießens die Emotionen sehr unter Kontrolle. Ich kann Freude, Frust oder Zorn nicht so halten, das wirkt bei ihr sehr kontrolliert und kann man beim Schießen natürlich sehr gut gebrauchen.“

Wie oft bestreitet ihr interne Wettkämpfe Bühlmeyer gegen Bühlmeyer? Und gibt es dann auch einen Einsatz?
Daniel Bühlmeyer: „Wir sind vor drei Jahren in die Pfalz gewechselt und haben unsere Trainingsart und -philosophie umgestellt. Wir schießen kaum noch leistungsorientierte Ergebnisse, weil wir keinen Sinn dahinter sehen, ständig Leistung abzurufen im Training, wenn der Fokus auf anderen Dingen liegt. Wenn ich z.B. das Abziehen trainieren will, dann benötige ich keine Leistungskontrolle, sondern konzentriere mich wirklich nur auf den Punkt abziehen. Und das hat auch Früchte getragen. Aber natürlich reden wir auch über Dinge, was der eine besser oder schlechter macht oder was uns im Training aufgefallen ist. Das hat uns auch als Paar gutgetan.“
Hanna Bühlmeyer: „Der einzige Fall, dass wir gegeneinander schießen, ist im Bundesliga-Modus zur Vorbereitung. Der Trainer legt dann manchmal Geld auf den Tisch und sagt: Das höchste Zehntelergebnis kriegt einen Zehner.“

Ist es eigentlich der erste gemeinsame internationale Einsatz als Ehepaar?
Daniel Bühlmeyer: „Bisher hatten wir nur den Weltcup in München. Aber wenn man den rausnimmt, ist die WM jetzt das erste krasse Event, zu dem wir zusammen hinfahren. Und hoffentlich nicht das letzte. Und die Zimmerabsprache ist klar: Bei Wettkämpfen haben wir kein gemeinsames Zimmer, weil wir uns natürlich im Team integrieren und nicht unser eigenes Süppchen kochen wollen. Außerdem haben wir auch unterschiedliche Wettkampfzeiten.“

Wann wäre die WM für das Ehepaar Bühlmeyer ein Erfolg?
Hanna Bühlmeyer: „Ich will für mich einen guten Wettkampf schießen, ob es dann für das Finale reicht, ist bei der Dichte immer fraglich. Aber natürlich liebäugele ich mit einer Medaille, es wäre schon schön, wenn man etwas in den Händen hält. Aber wenn ich mit meinem Wettkampf und der Leistung zufrieden bin und es nicht reicht, dann ist es halt so.“
Daniel Bühlmeyer: „Ein bisschen Medaillen-Hoffnung habe ich auf jeden Fall. Im Einzel muss natürlich alles zusammenlaufen, aber im Team ist es auf jeden Fall realistisch, wenn man sich das Leistungsniveau der anderen ansieht, was die in der Vorbereitung gezeigt haben.“


Das deutsche Team in Kairo
Gewehr: Anna Janßen (Freising), Hanna Bühlmeyer (Weiltingen), Lea Ruppel (Herbstein), Nele Stark (Güglingen), Maximilian Ulbrich (Wilzhofen), Daniel Bühlmeyer (Weiltingen), Maximilian Dallinger (Freising), Max Ohlenburger (Idstein), David Koenders (Mossautal), Marcin Szyja (Pflaumdorf), Veronique Münster (Kalletal), Anna-Lena Geuther (Gaimersheim), Lisa Grub (Weingarten)
Pistole: Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Ronneburg), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Robin Walter (Reichenbach), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Christian Reitz (Regensburg), Oliver Geis (Bad Camberg), Emanuel Müller (Pfullingen), Florian Peter (Obertshausen)
Target Sprint: Edith Buschsieweke (München), Jana Landwehr (Dortmund), Kerstin Schmidt (Erbendorf), Julius Hofmann (Gerathal), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Alena Weinmann (Weilen u.d.R), Lukas Bürki (Haibach), Moritz Kellner (Isen)
Betreuer: Claudia Verdicchio-Krause, Wolfram Waibel, Detlef Glenz, Carsten Hees, Steffen Jabin, Marco Kleer, Thomas Zerbach, Sandra Reitz, Sylvia Torba, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Stefan Nolte, Christian Stauske, Michaela Huck, Michel Gomez-Krämer, Thilo von Hagen

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