Bundesliga
Bundesliga Luftpistole: Dramatik im Norden und Süden
Dramatik, Tränen, Schweiß und Jubel! Das letzte Vorrunden-Wettkampfwochenende in der Bundesliga Luftpistole brachte alles, was diesen Sport ausmacht. Am Ende jubelten im Norden die Teams des SV 1935 Kriftel, SV Bassum von 1848, Freischütz Wathlingen und SV GK Hannover sowie im Süden der SV Kelheim-Gmünd, ESV Weil am Rhein, SV Waldkirch und Sgi Waldenburg über den Einzug in das Bundesligafinale am 4./5. Februar in Neu-Ulm.
Norden: Sechs Teams kämpften um drei Plätze
So eng war es noch nie. Hinter dem souveränen und ungeschlagenen Nordmeister Kriftel (22:0-Punkte) spielten sich bei den Matches in Kriftel und Wathlingen dramatische Szenen und Wendungen ab. Gastgeber Wathlingen machte es dabei noch relativ unspektakulär und zog durch ein souveränes 5:0 gegen Leegmoor erstmals in das Bundesligafinale ein: „Ich bin als Vorsitzender des Vereins und Teammanager sehr glücklich über den erstmaligen Einzug ins Finale. Das war wie erwartet ein hartes Stück Arbeit. Mit zwei Siegen bei der Heimveranstaltung kann man nur zufrieden und auch stolz sein“, sagte Erhard Oehns.
Die Spsch Raesfeld verabschiedeten sich nach einem überraschenden 2:3 gegen Absteiger SV Uetze aus dem Rennen um die Finalplätze, der SV Bassum sicherte sich die Vizemeisterschaft und das Finalticket durch ein packendes 3:2 gegen den SV GK Hannover. Dabei gab der Hannoveraner Frederik Larsen an Position eins zunächst den sicher geglaubten Punkt durch eine 7,6 im letzten Schuss ab, dann kam es auf Position zwei zum Stechen zwischen Thomas Hoppe und Michael Bittner. Dieses wurde erst im vierten (!) Stechschuss zugunsten der Bassumer entschieden, es war der 100. Wettkampf von Hoppe für seinen Verein in der 1. Bundesliga. „So oft, wie die "gelben Balken" der Hochrechnung hin und her gesprungen sind, wechselten auch die Gefühle zwischen Hoffen und Bangen. Die endgültige Entscheidung dann auch noch im vierten Stechschuss per Zehntelwertung. Ich musste mich zwingen, auf die Leinwand mit der Beamerdarstellung zu schauen. Einfach Hammer! Selbst das Publikum war aus dem Häuschen und für uns gab es danach kein Halten mehr“, schildert Trainer Jens Voß den Moment.
Auch die Hannoveraner waren hin und weg von der Partie, auch wenn es am Ende negativ ausging: „Das Match gegen Bassum war vom Verlauf nicht zu überbieten. Wir geben mit dem letzten Schuss an Position eins einen sicheren Zähler ab und verlieren dann im vierten Stechschuss – geil und großartiger Sport, auch wenn wir verloren haben. Wir waren eigentlich alle happy und haben gesagt, dann ist es halt so“, sagte Trainer Philip Bernhard. Bassum war durch, Hannover schien raus, aber dann ging das Rechnen vor dem Duell SSV Bad Westernkotten vs. PSV Olympia Berlin los: „Wir wussten: Berlin muss gewinnen, aber nicht 5:0. Wir haben die Berliner unterstützt, aber uns über den Punkt von Anna Levkovska von Westernkotten gefreut“, so Bernhard. Das Match ging 4:1 an Berlin, und somit hatte sich der Dritte des vergangenen Jahres doch noch für das Bundesligafinale qualifiziert. Punktgleich bei Mannschafts- (12:10) und Einzelpunkten (29:26) mit den Berlinern, der direkte Vergleich am Vortag (4:1) gab den Ausschlag zugunsten der Niedersachsen und Bernhard war ehrlich: „Wir können uns bei den anderen Teams bedanken. Wir sind die Lucky Loser, der liebe Gott ist dieses Jahr eindeutig mit uns.“
Der SV Uetze muss den Gang in die Zweitklassigkeit antreten, die Sp.Sch. Fahrdorf gehen mit den Zweitligisten in die Relegation (29. Januar in Hannover).
Süden: Ein Einzelpunkt Vorsprung für Waldenburg
Eine ähnliche Dramatik gab es im Süden um den vierten und letzten Finalplatz. Der KKS Hambrücken und Titelverteidiger Sgi Waldenburg kämpften um den begehrten Platz. Dabei schien am Samstag alles für die Hambrückener zu sprechen, die sich im direkten Duell mit einem bärenstarken Robin Walter (388) 3:2 durchsetzen konnten. Doch tags darauf unterlagen das Team um den Einzel-Europameister mit 2:3 dem SV Waldkirch, sodass Waldenburg nochmals die Chance bekam, das Finalticket zu ergattern. Dazu war ein 5:0 gegen die SG Auerhahn Steinberg erforderlich. Zwar schoss das Quintett des Titelverteidigers nicht brillant (1884 Ringe), hatte aber den Gegner stets unter Kontrolle und fuhr den erforderlichen „zu Null“-Sieg ein. Damit sprach das Einzelpunkte-Verhältnis mit 33:22 zu 32:23 minimal für die Waldenburger: „Das Bundesliga-Wochenende war für das Team anstrengend und nervenaufreibend. Jeder hat sein Bestes gegeben und hat keinen Ring liegen gelassen. Und dass wir es noch ins Finale geschafft haben, hat uns alles sehr gefreut“, sagte Florian Peter. Und Teamkollege Christian Freckmann ergänzte: „Wir hatten eine sehr durchwachsene Saison und hatten oft, wenn man es so sagen darf, einfach Pech. Umso glücklicher sind wir alle, nach einem nervenaufreibenden Wochenende, es nun doch noch hauchdünn ins Finale geschafft zu haben! Danke an das gesamte Team, unsere lautstarken Fans und Unterstützer, ihr habt uns mit in das Finale getragen! Jetzt geht es von vorne los!“
Dies gilt auch für die SV Kelheim-Gmünd, den ESV Weil am Rhein (jeweils 18:4) und den SV Waldkirch (16:6), die ebenfalls beim Showdown in Neu-Ulm dabei sein werden. Dabei ließen sich die Kelheim-Gmünder die Tabellenführung nicht mehr nehmen, auch weil sie mit 1907 Ringen gegen Absteiger SV Hubertus Rettenbach die Wochenend-Bestleistung schossen. Dementsprechend positiv äußerte sich Monika Karsch danach: „Es lief richtig gut! Wir hätten nicht gedacht, dass wir so weit vorne landen, weil wir durch die WM ganz schön geschwächt waren. Wir sind ein tolles Team und richtige Freunde, die auch Freizeit miteinander verbringen. Südmeister waren wir schon lange nicht mehr. Das Finale werden wir in der Konstellation schießen, wie es jetzt auch war (Damir Mikec, Philipp Grimm, Simon Weiß, Christoph Schultheiß, Monika Karsch – Anm. d. Red.). Wenn wir dort eine ähnliche Leistung abrufen, sind wir gut konkurrenzfähig. Wir freuen uns auf Neu-Ulm.“
Mit einem starken Endspurt schob sich die SGi Ludwigsburg noch auf Platz sechs mit ebenfalls 14:8-Punkten, die SG Auerhahn Steinberg geht in die Relegation (12. Februar in Höhenhof) mit den Zweitligisten um die zwei Plätze in der 1. Bundesliga für die Saison 2023/24.
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