Olympische Spiele
Tokio 2020NE: Bogen-Frauen gewinnen BRONZE
Die deutschen Bogen-Frauen haben für den DSB die erste Medaille bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen: Michelle Kroppen, Charline Schwarz und Lisa Unruh jubelten nach dem 5:1-Sieg (55-48, 53-51, 55-55) gegen Weißrussland über Bronze. Zuvor gelangen Siege gegen Taiwan und Mexiko, ehe das Halbfinale an Russland ging. Es war nach Silber 1996 und Bronze 2000 jeweils durch Cornelia Pfohl, Barbara Mensing und Sandra Sachse das dritte deutsche Edelmetall im Team-Wettbewerb.

Gemeinsam zum Bronze-Triumph
Alles oder nichts! So lautete die Devise vor dem Bronzematch der Überraschungsteams Deutschland (Zehnter nach der Qualifikation) und Weißrussland (Zwölfter). Die Anspannung war hoch, auch wenn alle sechs Sportlerinnen bei der Vorstellung lachten. Der Start in das Match gelang perfekt. Einerseits, weil das DSB-Trio stark schoss (1x Zehn, 5x Neun), andererseits weil die Weißrussinnen nur einmal ins „Gold“ trafen. Und da sich die Gegnerinnen nur gering im zweiten Satz steigerten, griffen die deutschen Frauen die sich bietende Chance beim Schopfe: Dabei konnte sogar eine Sieben von Kroppen verkraftet werden, weil sie selbst eine Zehn nachlegte, Schwarz stabil blieb und Unruh starke 19 Zähler beisteuerte. Das bedeutete, Satz drei konnte bereits die Entscheidung bringen. In diesem zeigten die Weißrussinnen, die immer vorlegten, dass sie zurecht in das Bronzefinale gestürmt waren. Lediglich eine Acht, der Rest wurde im Gold platziert. Doch auch Kroppen, Schwarz und Unruh schossen stark und hatten vor dem letzten Schuss durch Unruh „Bronze-Pfeil“ – eine Zehn war allerdings die Voraussetzung. Und die Slbermedaillengewinnerin von Rio tat dies wie selbstverständlich. Der Rest war nur Jubel, Freudenschreie und Tränen. Die erste Teammedaille seit 21 Jahren war vollbracht. „Es ist überwältigend, ich freue mich riesig. Ich habe mir die Teammedaille so gewünscht. Es ist genau das, was wir uns erhofft haben. Wir gönnen uns heute richtig“, sprudelte es aus Unruh heraus. Schwarz, die einen sehr stabilen Team-Wettkampf zeigte, sagte: „Es ist unglaublich, wenn man die Medaille in der Hand hat. Man hat Höhen und Tiefen, gerade in meinem jungen Alter. Teamschießen ist definitiv anders!“ Und Kroppen, die nach der feststehenden Bronzemedaille ihre Freude herausgeschrien hatte, ergänzte zu diesem Sensations-Coup: „Ich glaube, man hat es an der ersten Reaktion gesehen und gehört. Ich wusste nicht, dass ich so laut sein kann. Wir freuen uns, dann fokussieren wir uns wieder. Auf jeden Fall gehen wir positiv in die nächsten Tage.“
Mit Tränen erstickter Stimme sagte Bundestrainer Oliver Haidn: „Das ist eine Medaille für unsere ganze Mannschaft, und damit meine ich alle, die dazugehören. Die Athleten, Trainer, die Athleten zu Hause, der Verband – alle. Ich bin überglücklich. Heute können wir endlich etwas für die Unterstützung zurückgeben. Im Vorfeld ist viel Druck dagewesen, jeder hat von uns erwartet, dass wir eine Medaille holen aufgrund unserer starken Vorergebnisse. Heute wollen wir feiern und runterkommen, ab morgen wird trainiert. Und dann wird im Einzel wieder angegriffen.“
Ich habe mir die Teammedaille so gewünscht!

Lisa Unruh zum Bronze-Coup mit dem Team nach Einzel-Silber in Rio
Der Weg ins Bronzefinale - Halbfinale vs. Russland
Im Halbfinale ging es gegen Russland. Alles schien möglich zwischen den an sechs gesetzten Russinnen und den vier Positionen schwächer eingestuften Deutschen. Dies zeigte auch der Auftaktsatz, der ausgeglichen verlief und mit 54-54 endete. Die Vorentscheidung zu Ungunsten des DSB-Trios fiel dann im zweiten Satz: Unruh konnte ihr Team mit einer sechs die Führung erzielen, doch ihr Schuss missriet völlig – nur eine Zwei. Statt einer 3:1-Führung hieß es 1:3-Rückstand. Die Russinnen waren obenauf und ließen sich diese Chance nicht nehmen. Das 1:5 (54-54, 48-51, 52-57) war die Konsequenz: „Ich war schuld. Ich habe meine Spannung verloren und habe mich tierisch über den Schuss aufgeregt.“
Auf jeden Fall gehen wir positiv in die nächsten Tage!
Michelle Kroppen will auch im Einzel für positive Schlagzeilen sorgen
Viertelfinale vs. Mexiko
Schon vor dem Viertelfinale hatte Bundestrainer Oliver Haidn die Vergangenheit beschworen: „Gegen Mexiko haben wir schon in Herzogenbusch bei der WM gewonnen. Das können wir wieder schaffen.“ Gesagt, getan. Und wie 2019 bei der WM, als durch den Sieg der Team-Quotenplatz für Tokio gewonnen wurde (damals in der Besetzung Kroppen, Unruh, Elena Richter), so war auch dieser Erfolg ein Meilenstein. Denn durch den nie gefährdeten 6:2-Erfolg (53-48, 51-48, 49-54, 55-50) zog das Team in das Halbfinale ein und ebnete den Weg für die dritte deutsche Teammedaille in diesem olympischen Wettbewerb.
Dabei konnte sich – wie bereits im Achtelfinale gegen Taiwan – jede auf die andere im Team verlassen. Es stand ein echtes Team an der Schusslinie. Ging mal ein Schuss daneben, wie bei Kroppen im zweiten Satz mit einer Fünf, wurde sie sofort aufgemuntert und durch die starken Leistungen der anderen egalisiert. Vor allem Unruh zeigte sich in den kritischen Phasen nerven- und zielstark. Brauchte das Team eine Zehn, lieferte sie eine Zehn. „Wir waren mutig, haben viel geredet, und es hat Spaß gemacht“, fasste Unruh das Geschehen kurz und knapp zusammen.
Meine Stärke ist das Teamschießen!
Charline Schwarz über die eigene Leistung und Vorliebe
Achtelfinale vs. Taiwan
Im Achtelfinale hatte das deutsche Team unter Druck gestanden. Nach dem nicht zufriedenstellenden Mixed-Auftritt und einer mäßigen Qualifikation „standen wir heute mit dem Rücken zur Wand und mussten dieses Match gewinnen“, zeigte sich Bundestrainer Oliver Haidn erleichtert.
Dabei ging es gegen nicht irgendein Team, sondern gegen den Weltmeister 2019 und Bronzemedaillengewinner 2016. Doch die Taiwanesinnen schossen nicht so stark und konstant, wie bei der WM und boten dem deutschen Trio immer wieder Chancen. Und die wurden von Kroppen, Schwarz und Unruh, die immer wieder von Trainerin Natalia Butuzova lautstark motiviert wurden, konsequent genutzt. Auch wenn zwischendurch immer Mal ein schwächerer Schuss dabei war und der zweite Satz missriet – u.a. Schwarz mit einer Fünf, Unruh mit einer Sechs – setzte sich die höhere Konstanz durch. Der Jubelkreis nach dem 6:2 (55-54, 47-54, 52-49, 54-50) zeigte, wie erleichtert alle über das Erreichte waren. „Küken“ Schwarz meinte: „Ich war recht nervös am Anfang, dann konnte ich mich aber auf meinen Schuss konzentrieren. Meine Stärke ist das Teamschießen, meine Kolleginnen haben mir auch bei schwächeren Schüssen geholfen, durch gute Schüsse und motivierende Ansagen.“
Ich bin überglücklich. Heute können wir endlich etwas für die Unterstützung zurückgeben!
Bundestrainer Oliver Haidn dankt allen, die an dem Erfolg beteiligt sind
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