Olympische Spiele
Tokio 2020NE: DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann im Bilanz-Interview
DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann fungierte in Tokio zum achten Mal in Serie als Teilmannschaftsleiter für die DSB-Athleten. Die Olympischen Spiele in der japanischen Hauptstadt waren die letzten für Gabelmann, der im nächsten Jahr in den Ruhestand geht. Wie er Tokio 2020NE aus Sicht des DSB bewertet, sagt er im Interview.
Die Wettkämpfe im Bogen- und Sportschießen sind beendet, wie fällt ihre Gesamtbilanz aus?
Gabelmann: „Die mit zwölf Sportlerinnen und Sportlern bei diesen Spielen recht kleine Olympiamannschaft des DSB hat sich gut behauptet und vom ersten bis zum letzten Start um die Medaillen gekämpft. Das Team war durch die Quotenplatz-Situation nicht so stark einzustufen wie vor Rio 2016. Ein bis zwei Medaillen waren das Ziel - das haben wir auch erreicht. Dennoch ist es natürlich enttäuschend, dass wir trotz zahlreicher Finalteilnahmen im Kugelbereich ohne Medaille rausgehen.“
Gemessen an den insgesamt 18 Starts geht das Abschneiden in Ordnung!
Heiner Gabelmann zum sportlichen Abschneiden der zwölf DSB-Teilnehmer
Sie sprechen es an: Eine Medaille und dazu sechs Platzierungen unter den Top Acht. War es das, was Sie sich vorgestellt haben?
Gabelmann: „Sicher haben wir die eine oder andere Chance nicht genutzt, und es fehlte manchmal auch etwas Glück. Andererseits gab es nur wenige schlechte Ergebnisse. Gemessen an den insgesamt 18 Starts geht das Abschneiden in Ordnung.“
Tokio 2020NE waren ganz besondere Spiele. Wie ordnen Sie diese – es waren ihre achten Sommerspiele – insgesamt ein?
Gabelmann: „Eher ganz weit hinten! Die schlimmste Erfahrung war die Isolierung der olympischen Familie im olympischen Dorf. Nur unsere fünf Teilnehmerinnen an der Eröffnungsfeier haben zumindest eine (!) andere Sportstätte gesehen. Alle anderen waren ausschließlich im Bus zwischen Schießstand in Asaka bzw. dem Bogen-Areal auf dem Yumenoshima Park und dem Dorf unterwegs. Gerade der Kontakt mit der Bevölkerung und den anderen Olympioniken bilden den Kern der olympischen Idee. Das fand diesmal leider nicht statt.“
Was war ihr schönster Tokio-Moment?
Gabelmann: „Die Bronzemedaille der Bogenmannschaft und die abschließende, Match entscheidende Zehn von Lisa Unruh. Sie hat so toll gekämpft!“
Welche Auswirkung haben die Ergebnisse für die PotAS-Bewertung?
Gabelmann: „Zunächst müssen wir abwarten, wie BMI, DOSB und die PotAS-Förderkommission die Ergebnisse unter Corona-Bedingungen bewerten. Der DSB hat sich eine sehr gute Ausgangsbasis erarbeitet und sein Leistungspotenzial für Paris 2024 bereits vor Tokio deutlich beschrieben. Große finanzielle Ausschläge in der Leistungssportförderung sind eher nicht zu erwarten.“
Es gilt, unsere Stärken weiter auszubauen und die schwächeren Disziplingruppen wieder an das internationale Niveau heranzuführen!
Heiner Gabelmann zu den Konsequenzen aus dem Tokio-Abschneiden
Welche Konsequenzen zieht der DSB aus den Spielen? Wird es Veränderungen, Anpassungen in einzelnen Disziplinen geben?
Gabelmann: „Im Männerkader Gewehr und Flinte hat der Neuaufbau bereits begonnen und wird durch die altersbedingten Trainerwechsel auf Bundesebene in den nächsten beiden Jahren noch an Fahrt gewinnen. Es gilt, unsere Stärken in den Frauenkadern Gewehr, Pistole und Bogen weiter auszubauen und die schwächeren Disziplingruppen der Männer in Gewehr, Luftpistole und Trap wieder an das internationale Niveau heranzuführen.“
Wie sehen Sie den DSB für die Zukunft, für Paris 2024 und darüber hinaus, aufgestellt?
Gabelmann: „Besser als die meisten Länder! Deutschland ist ein schießsport-begeistertes Land. Daran wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Uns muss es nur gelingen, den jungen Trainerinnen und Trainern in Deutschland eine berufliche Perspektive aufzuzeigen und die vorhandenen Talente zu fördern und sie langfristig zu entwickeln.“
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