Olympische Spiele
Tokio 2020NE: Die Schnellfeuer-Jungs: Schneller, zielsicherer, besser!
Geschichte wiederholt sich irgendwie doch. 2016 hießen Christian Reitz und Oiver Geis die beiden deutschen Starter bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Fünf Jahre später sind es abermals Reitz und Geis, die die deutschen Farben beim wichtigsten Sportevent der Welt vertreten.
Dass der DSB in Tokio das Maximum an zwei Quotenplätzen im Schnellfeuerbereich ausreizt, war immer klar: Zu gut sind die deutschen Schützen seit Jahren international unterwegs, mit Olympiasieg, WM-Medaillen, EM- und European Games-Titeln und Weltcup-Medaillen ist der Weg sprichwörtlich glänzend gepflastert. Vielmehr war die Frage in der internen Qualifikation: Werden es wieder diese Beiden?
Reitz, der Überflieger und für Geis ein absolutes Vorbild, war bereits nach dem ersten von zwei internen Qualifikationen „durch“. Geis lieferte sich ein nervenaufreibendes Duell mit Kumpel Aaron Sauter und hatte das bessere Ende auf seiner Seite.
Nun gilt es, auch in Tokio bestmöglich abzuschneiden. Für Bundestrainer Detlef Glenz sind es aufgrund der Corona-Pandemie „besondere Olympische Spiele. Das Flair, das sonst von Olympischen Spielen ausgeht, fehlt.“ Der erfahrene Bundestrainer geht sogar so weit, dass er sagt, "Tokio ist der erste Teil der Vorbereitung auf Paris 2024." In den letzten Tagen vor Tokio absolvierten die beiden Olympia-Teilnehmer noch den Schnellfeuer-Cup in Suhl mit sehr guten (Reitz 591 Ringe) und guten (Geis 586 Ringe) Leistungen, danach geht es noch in die Feinabstimmung in München bzw. Wiesbaden.
Auch Reitz und Geis sind entspannt. Wobei der 34-jährige Polizist Reitz als zweifacher olympischer Medaillengewinner (Bronze 2008 und Gold 2016) locker daherreden kann, Geis will nach „verkorkster“ Premiere (17. Platz 2016) sein wahres Ich zeigen: „Eine Medaille bei Olympischen Spielen ist mein Ziel“, so der European Games-Sieger von 2019. Und am besten eben schon in Tokio.
Eine Medaille bei Olympischen Spielen ist mein Ziel.
Oliver Geis vor dem Olympia-Start in Tokio
Aber warum sind die deutschen Schnellfeuerpistolen-Schützen seit Jahren so dominant? Auch Nicht-Schützen ist der Name Ralf Schumann ein Begriff, der über Jahre und Jahrzehnte die Schnellfeuerdisziplin dominierte (u.a. drei Olympiasiege) und mit sieben Olympia-Teilnahmen – neben Ludger Beerbaum (Reiten) und Claudia Pechstein (Eisschnelllauf) – deutscher Rekord-Teilnehmer ist. Als die Karriere von Schumann zu Ende ging, stieg parallel dazu der Stern von Reitz am Schnellfeuer-Himmel auf.
Reitz hat eine „einfache“ Erklärung: „Jedes Land hat irgendwie seine Steckenpferde. Vielleicht für eine Zeitlang einen guten Trainer oder eine starke Trainingsgruppe, die sich ergänzt. Schnellfeuer ist die letzten Jahre, fast schon Jahrzehnte immer vorne dabei, das ist immer situationsabhängig, aber aktuell sieht es bei uns auch für die nächsten Jahre gut aus, dass es so bleiben könnte.“ Denn Reitz und Geis werden weitermachen, und mit Florian Peter steht das nächste Super-Talent in den Startlöchern.
Acht Sekunden, sechs Sekunden, vier Sekunden. Das sind die magischen Zeitspannen für die Männer am Schießstand, in der jeweils fünf (!) Schuss abgegeben werden müssen. Lucky Luke käme wohl in Bedrängnis (es gibt ja auch nur vier Dalton-Brüder…), für die Spezialisten ist das kein Problem: „Acht und sechs Sekunden kriegen die meisten guten Schützen noch hin, aber auch international trennt sich bei vier Sekunden die Spreu vom Weizen“, sagt Reitz. Glenz umschreibt das in seiner ihm eigenen Art: „Ich vergleiche das immer mit den Ärzten. Die Schnellfeuerschützen sind die Herzspezialisten, während die anderen Pistolen-Gattungen Allgemeinmediziner sind.“
Neben den deutschen „Herzspezialisten“ kommen die besten Schützen aus Frankreich, China und Südkorea, vor allem die benachbarten und befreundeten Franzosen schätzt Geis gefährlich ein: „Die haben ein starkes, junges, motiviertes Team!“ Zuletzt gesehen beim Weltcup in Osijek, der letzten internationalen Standortbestimmung, als Reitz Silber und Geis Bronze, eingerahmt von den Franzosen Quiquampoix und Bessaguet, gewannen.
Auch Glenz kennt natürlich die Konkurrenz, hat aber unerschütterliches Vertrauen in sein Duo und dessen Können: „Wir wollen ins Finale. Und auch da mindestens mit einem Schützen und dann mindestens eine Medaille – das ist das klare Ziel!“
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