Bundesliga
Bundesliga Luftpistole: Eine schießsportverrückte Familie in Scheuring
Am 15./16. Januar findet der letzte Vorrunden-Wettkampf der Bundesliga Luftpistole statt. Dann ist u.a. die SG Edelweiß Scheuring Gastgeber, in deren Reihen eine schießsportverrückte Familie steht: Oliver Balg und seine Söhne Henrik und Marco frönen allesamt dem gleichen Hobby und standen bereits einmal als Trio gemeinsam in der 1. Bundesliga an der Schießlinie. Wie sich das anfühlte und wie der Schießsport das Leben der Balgs bestimmt, verrät das Trio im Interview.
Am 12. Dezember war es so weit: Da standen drei „Balgs“ für die SG Edelweiß Scheuring in der 1. Bundesliga an der Schießlinie. Was war das für ein Gefühl?
Oliver: „Es war ehrlich gesagt schon ein besonderer Moment und seit Saisonbeginn ein heimlich gehegter Traum gewesen. Dass es jetzt mit beiden Söhnen geklappt hat, hat mich sehr gefreut. Im Wettkampf selbst war es nicht immer einfach, sich auf seinen eigenen Ablauf zu konzentrieren, und ich habe mich nicht selten ertappt, mit ihren Ergebnissen mitzufiebern oder auch mitzuleiden. Für beide war es kein einfacher Wettkampf, aber sicher ein tolles Erlebnis.“
Henrik: „Es war ein gutes Gefühl, und ich fand es cool, dass ich mich direkt nach dem Wettkampf mit meinem Bruder austauschen konnte, was bisher so noch nie der Fall in der 1. Bundesliga war. Toll war außerdem, dass ich eine Position vor meinem Bruder an den Start gehen durfte;-)“
Marco: „Für mich war es der erste Einsatz in der 1. Bundesliga. Das Anfeuern mit Ratschen und Glocken war ich von meinen Bayernligaeinsätzen überhaupt nicht gewohnt, und es machte mich unglaublich nervös. Dies hatte leider auch einen negativen Einfluss auf mein Endergebnis. Nichtsdestotrotz bin ich sehr stolz, mit meinem Bruder und meinem Vater zusammen am Stand gestanden zu haben. Ich hoffe, das war nicht mein letzter Start in der ersten Mannschaft.“
Es war ehrlich gesagt schon ein besonderer Moment und seit Saisonbeginn ein heimlich gehegter Traum gewesen!
Oliver Balg über den gemeinsamen Start mit seinen Söhnen
Wie kam es dazu, dass die Familie Balg so „schießverrückt“ ist?
Oliver: „Ich bin über meinen Vater zum Schießen gekommen, der in einem anderen Schützenverein ca. 40 Jahre als Schützenmeister bzw. Sportleiter tätig war. Hier blieb es nicht aus, dass ich mit meinen Schwestern bereits im Kleinkindalter im Schützenverein mit dabei war. Meinen Söhnen ist es hier letztlich fast genauso ergangen, und sie wurden bereits im Kinderwagen mit zu den Wettkämpfen genommen. Nicht zuletzt durch die Mischung aus familiärer Atmosphäre und sportlichem Angebot in Scheuring stellte sich die Frage für uns nach Alternativen gar nicht. Da auch mein Vater mit fast 80 Jahren noch aktiv mit Luftgewehr-Auflage im Rundenwettkampf dabei ist, sind wir aktuell meist mit drei Generationen regelmäßig am Schießstand zu finden. Letztlich haben wir mit Franz Berghofer einen super Schützenmeister, der den Zusammenhalt fördert und alle mitreden und mitmachen lässt. Verrückt wären wir, wenn wir solch ein Angebot nicht nutzen würden, oder?“
Was sagt der „Rest“ der Familie zu dieser Leidenschaft?
Margit (Mutter und Ehefrau): „Der Schießsport war von Anfang an ein wesentlicher Bestandteil unseres Familienlebens. Henrik und Marco sind schon als Kleinkinder bei sämtlichen Schießveranstaltungen mit dabei gewesen. Im Moment genieße ich die strahlenden Augen “meiner Männer“, wenn ein gemeinsamer Wettkampf ansteht.“
Hin und wieder fällt es mir schwer, sich etwas vom eigenen Vater sagen zu lassen!
Marco Balg über das Zusammensein am Schießstand
Ist es eher nervig, dass der Vater neben einem steht oder eine Hilfe?
Henrik: „Mein Vater ist für mich jemand, zu dem ich hochschaue. Er gibt mir sehr wertvolle Ratschläge aufgrund seiner Erfahrung. Jedoch habe ich das nicht schon immer so gesehen. Es hat seine Zeit gebraucht, bis ich seine Tipps wertzuschätzen wusste.“
Marco: „Da kann ich Henrik nur zustimmen. Hin und wieder fällt es mir trotzdem schwer, sich etwas vom eigenen Vater sagen zu lassen. Aber im Großen und Ganzen haben seine Tipps noch immer zu einer besseren Technik oder Ergebnis verholfen.“
Wie sieht das Training aus? Gibt es im Haus eine eigene Schießanlage?
Marco: „Wir versuchen, während der Saison zwei bis vier Mal die Woche zu trainieren. Außerhalb der Wettkampfsaison trifft man uns aber doch sehr regelmäßig zu den Schießabenden am Montag und Freitag im Scheuringer Schützenheim. Je nachdem wird entweder Trocken-, Halte-, Techniktraining oder auf Ergebnis trainiert. Schießspiele dürfen aber natürlich auch nicht fehlen. Henrik ist sehr oft bei Trainings und Lehrgängen des Bayern-Kaders, und Papa ist mir im Training doch recht weit voraus. Eine klassische Schießanlage haben wir leider nicht bei uns Zuhause. Während der Schießstand im ersten Lockdown gesperrt war, haben wir uns aber eine SCATT-Anlage angeschafft. Damit können wir jederzeit auf dem Dachboden Trockentraining machen.“
Ich trainiere durch den BSSB-Kader viel und gut und bin somit auf dem besten Weg, meinen Vater zu überbieten!
Henrik Balg bald die Nummer eins in der Familie zu sein
Noch ist Papa Oliver der leistungsstärkste Schütze der Familie. Wann ändert sich die Hierarchie?
Henrik: „Wenn es nach mir geht noch heute! Ich trainiere durch den BSSB-Kader viel und gut und bin somit auf dem besten Weg, meinen Vater zu überbieten.“
Oliver: „Es wird bei der aktuellen Entwicklung von Henrik nicht mehr lange für mich ausgehen, aber damit kann ich sehr gut leben. Ich gönne ihm den Erfolg für seine Anstrengungen von Herzen. Mittlerweile darf ich mich zu den ältesten Schützen der Bundesliga zählen, und es wird von Jahr zu Jahr nicht einfacher, die Leistung zu halten, um mit den „Jungen“ mithalten zu können. Allerdings profitiere ich von ihrem Ehrgeiz und den neuen Trainingsmethoden und kann mir deshalb auch gelegentlich das ein oder andere von ihnen abschauen. Solange es Spaß macht - und das tut es aktuell noch sehr - werde ich alles daranlegen, mitzuhalten und die Mannschaft zu unterstützen.“
Wie beurteilt ihr die bisherige Saison eures Vereins?
Oliver: „Für die SG Edelweiß Scheuring war es bisher die erfolgreichste Saison in der 1. Bundesliga, und wir haben die Möglichkeit, aus eigener Kraft den Klassenerhalt geschafft zu haben. Leider sind auch wir nicht von Covid-19-bedingten Ausfällen und ungeplanten Ereignissen verschont geblieben. Letztlich sind wir sehr froh darüber, dass die Ligaleitung und DSB-Führung die Bundesliga fertig schießen lässt.“
Und was ist am letzten Vorrunden-Wochenende, dem Heimwettkampf gegen Hitzhofen-Oberzell und Waldenburg, drin?
Henrik: „Wenn für uns alles gut läuft, könnten wir Hitzhofen sogar ärgern und die Mannschaftspunkte in Scheuring behalten. Gegen Waldenburg dagegen wird wohl nur der ein oder andere Einzelpunkt möglich sein. Da beide Gegner jedoch das Finale anstreben, dürfen wir wahrscheinlich nicht damit rechnen, dass wir hier als Gastgeber etwas geschenkt bekommen.“
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